TU intern - November 1998 - Aktuelles

Diskussion um die Akkreditierung von Studiengängen

Für die Studiengänge Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen will der neugegründete Akkreditionsverbund hohe Mindeststandards festsetzen
Bereits seit einigen Jahren wird die Internationalisierung von Studiengängen an deutschen Hochschulen intensiv diskutiert. Insbesondere Hochschulabsolventen und -absolventinnen müssen sich angesichts der zunehmenden Bedeutung von Wissen und Wissenschaft auf einem internationalen Arbeitsmarkt dem Wettbewerb stellen. Die Einführung international bekannter Studienabschlüsse wie Bachelor und Master an deutschen Hochschulen aufgrund des neuen Hochschulrahmengesetzes schafft dafür verbesserte Ausgangsbedingungen. Die Hochschulen haben bereits im vergangenen Jahr begonnen, Studiengänge mit dem Abschluß Bachelor und Master vorzubereiten und einzuführen.

EINHEITLICHE MINDESTSTANDARDS

Jetzt müssen vor allem Beurteilungkriterien festgelegt und einheitliche Mindeststandards der neuen Studiengänge gesichert werden, damit diese konkurrenzfähig sind und international anerkannt werden. Um die Beurteilung und Anerkennung der Bachelor- und Masterstudiengänge zu gewährleisten, sind in den vergangenen Monaten von verschiedenen Institutionen wie dem ”Akkreditierungsverbund für Ingenieurstudiengänge e. V.", der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), aber auch dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Vorschläge zur Akkreditierung, d. h. zur formellen Anerkennung der neuen Studiengänge nach vorheriger Prüfung, gemacht worden. Einig ist man sich über die Einrichtung einer Kontrollinstanz, die die einzelnen Studiengänge beurteilen und Kriterien für die Akkreditierung festlegen soll. Unklar ist noch, ob es sich dabei um ein zentrales Gremium aus verschiedenen Hochschulen oder eine unabhängige Kommission handeln soll. Differenzen bestehen auch hinsichtlich der Studiengänge, die aufgenommen werden sollen und der entsprechenden Beurteilungskriterien.

Zum einen sind in diesem Zusammenhang am 9. Oktober 1998 die Rektoren und Präsidenten von zwölf Technischen Universitäten und Hochschulen sowie der Generalsekretär der HRK, Dr. Josef Lange, und Vertreter führender Wirtschaftsverbände in Berlin zusammengetreten, um den ”Akkreditierungsverbund für Ingenieurstudiengänge e. V." zu gründen. Der Verein sollte erstmals in Deutschland für die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen hohe Mindeststandards festlegen und mit deren Hilfe die Studiengänge der einzelnen Hochschulen überprüfen und beurteilen. Zur geplanten Vereinsgründung kam es am 9. Oktober jedoch zunächst nicht. Bei einem weiteren Treffen der beteiligten Universitäten und Hochschulen am 26. Oktober in München wurde der Akkreditierungsverbund gegründet. Vorsitzender des Vereins ist Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, Präsident der Technischen Universität Darmstadt. Seine Stellvertreter sind Prof. Dr. Joachim Heinzl, Vizepräsident der Technischen Universität München und Prof. Dr. Achim Mehlhorn, Rektor der Technischen Universität Dresden.

Anläßlich der Gründung des Vereins wurde auch dessen Satzung verabschiedet, die die Aufnahmekriterien für die einzelnen Mitglieder vorgibt. Die Mitgliedschaft können Universitäten, Fachhochschulen und vergleichbare Bildungseinrichtungen, sowie naturwissenschaftlich bzw. technisch orientierte Verbände und Akkreditierungseinrichtungen erwerben. Hochschulen, die Mitglieder des Vereins werden wollen, müssen nachweisen, daß sie mindestens zwei der drei Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen anbieten und daß sie in den entsprechenden Fachrichtungen mindestens 30 Vollzeitprofessoren sowie 500 Studierende haben. Zur Aufnahme in den Akkreditierungsverbund muß die jeweilige Hochschule eine schriftliche Vorlage erstellen und durch eine externe Kommission beurteilt werden. In den nächsten Monaten steht für den neugegründeten Verein vor allem die Erarbeitung von Kriterien zur Beurteilung der einzelnen Studiengänge an. Im nächsten Jahr soll an drei der beteiligten Hochschulen ein erster Probedurchlauf der Akkreditierung der internationalen Studiengänge starten.

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und die Wirtschaftsverbände kritisierten den Alleingang der Universitäten und erteilten dem neugegründeten Akkreditierungsverbund eine Absage, da viele Fachhochschulen die geforderten Mindeststandards nicht erfüllen können. Sie forderten ein unabhängiges Gremium zur bundesweiten Anerkennung der Studiengänge und Mindeststandards, die auch den Fachhochschulen genügend Chancen für eine Akkreditierung lassen.

SCHNELLE EINIGUNG GEFORDERT

Auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) will eine zentrale Akkreditierungskommission für die neuen Master- und Bachelorabschlüsse an allen Hochschulen einrichten. Ob diese eingerichtet werden kann, hängt von der Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder ab, die in Kürze dazu Stellung nehmen wird. Die HRK hat sich auf ihrer Plenumssitzung am 2. November in Bonn für eine schnelle Einigung innerhalb der KMK ausgesprochen und die Gründung von fachbezogenen Arbeitsgruppen beschlossen. Die Arbeitsgruppen, an denen sich Berufs- und Fachverbände sowie die Fakultäten und Fachbereichstage beteiligen sollen, sollen zunächst für die Fächer Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Chemie, Psychologie, Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen und Werkstoffwissenschaften gebildet werden und nach dem Beschluß der KMK ihre Arbeit aufnehmen.

Noch ist also in Fragen der Akkreditierung das letzte Wort nicht gesprochen. Man darf gespannt sein, wie die Entscheidung der Kultusministerkonferenz ausfällt und ob es in der Zukunft zu einer Einigung der verschiedenen Lager kommt.

mir


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