TU intern - November 1998 - Alumni

Wir geben ihnen das Kochbuch - kochen müssen sie selbst

15 Jahre Berliner Innovations- und Gründerzentrum

Es ist immer schön, wenn man als erster eine gute Idee hatte, diese dann in die Tat umsetzt und damit auch noch erfolgreich ist. Die Geschichte des Berliner Innovations- und Gründerzentrums (BIG) ist so ein Fall. Genau vor 15 Jahren, im November 1983, wurde das BIG als erstes Gründerzentrum Deutschlands auf Initiative der Senatsverwaltung für Wirtschaft und der TU Berlin ins Leben gerufen. Heute gibt es über 200 solcher Zentren in Deutschland - ein Zeichen dafür, daß die Idee, die hinter diesen Einrichtungen steckt, sich offenbar durchgesetzt hat. Der 15jährige Geburtstag des BIG ist Anlaß für TU intern, einmal genauer zu beleuchten, worum es sich bei einem Gründerzentrum und speziell beim BIG eigentlich handelt.

Das wenig ausgeprägte unternehmerische Potential der Stadt zu stärken - dies war der Gedanke, der hinter der Gründung eines Gründerzentrums steckte. Junge Existenzgründer sollten in dem Zentrum ihre Heimat finden und mit Hilfe professioneller Beratung und der notwendigen Infrastruktur unterstützt werden. Das ehemalige Gelände der um die Jahrhundertwende erbauten und Anfang der achtziger Jahre stillgelegten AEG-Fabrik im Wedding war für diesen Zweck wie geschaffen. Das Gebäude mit rund 30000 m2 wurde schon 1980 von der TU Berlin zur Entlastung des Stammgeländes gemietet und in den folgenden Jahren mit verschiedenen Instituten belegt. In diesem Rahmen junge Existenzgründer anzusiedeln und somit eine Verbindung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft herzustellen, war damals ein ganz neuer Weg. Anwendungsorientierte Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft unternehmerisch umsetzen - kurz ”Technologietransfer", konnte hier umgesetzt werden. Beim Start des BIG am 30. November 1983 in der Ackerstraße waren 13 Firmen dabei, die zum größten Teil von Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen der TU Berlin gegründet wurden. Zwei Jahre später erweiterte sich das BIG und es entstand der TIB - Technologie- und Innovationspark Berlin - an der Gustav-Meyer-Allee, der in erster Linie für etablierte Unternehmen, deren Gründung länger als zwei Jahre zurückliegt, gedacht ist. Das Gelände wird von der GSG - Gewerbesiedlungsgesellschaft - verwaltet.

150 Firmen waren in den letzten 15 Jahren im BIG/TIB untergebracht
Hilfe zur Selbsthilfe und weniger Kosten durch geteilte Infrastruktur, so könnte man das Wesen von BIG und TIB, die von der Innovationszentrum Berlin Management GmbH (IZBM GmbH), eine Tochter der Wirtschaftsförderung Berlin, betrieben werden, am kürzesten umschreiben. ”Wir haben das Kochbuch - kochen müssen die jungen Unternehmer selbst" faßt Dr. Florian Seiff, Geschäftsführer der IZBM, die beratende Arbeit zusammen. Denn, wichtig bei jeder Existenzgründung ist selbstverständlich ein tragfähiges und realistisches Konzept. Wo sind die Kunden für das neue Produkt? Wieviel kann ich in den ersten Jahren absetzen? Was ist realistisch, was Utopie? Die BIG-Jury fühlt den angehenden Unternehmern/innen sehr genau auf den Zahn, bevor sie eine Firmengründung in ihrem Hause zuläßt. Daß die Beratung, an der auch andere Institutionen beteiligt sind, wie z. B. das Technologie Coaching Center (TCC), offensichtlich gut ist, zeigt die vergleichsweise geringe Konkursrate: Von 150 Firmen, die in den 15 Jahren BIG/TIB durchlaufen haben, mußten rund 5 Prozent wieder aufgeben. Ist man erstmal Existenzgründer im BIG oder Unternehmer im TIB, kann man sich mit den anderen Firmen vieles teilen, was man sich anfangs nicht unbedingt leisten könnte: einen zentralen Empfang, Büro,- Kopier- und Postservice, Konferenz- und Schulungsräume und vor allen Dingen kostengünstige Gewerberäume. Die Existenzgründer werden nicht nur bei ihrer Gründung betreut, sondern auch bei der Führung ihres Unternehmens beraten oder bei der Einwerbung von Fördermitteln unterstützt. In der Regel können die Firmen bis zu fünf Jahre im BIG bleiben, danach müssen sie es verlassen und z. B. ins benachbarte TIB übersiedeln. Heute befinden sich in BIG und TIB 73 Unternehmen z. B. aus den Bereichen Automatisierungstechnik, Biotechnologie, Informations-Kommunikationstechnik oder Ingenieurdienstleistungen um nur einige zu nennen. Auf dem Gelände sind 13 TU-Institute beherbergt und insgesamt arbeiten dort ca. 2300 Menschen. ”Seit 1995 lebt das BIG ohne Fördergelder" erzählt Floran Seiff mit ein bißchen Stolz ”Wir haben gezeigt, daß auch wir wirtschaftlich arbeiten können". Florian Seiff ist übrigens nicht nur Geschäftsführer von BIG/TIB, er leitet auch, gemeinsam mit einem Kollegen, das 1991 gegründete Innovations- und GründerZentrum in Adlershof, das ebenfalls von der IZBM betrieben wird. In Konkurrenz treten die verschiedenen Gründerzentren, die es mittlerweile in Berlin gibt, nicht unbedingt, da es in der Regel für jedes Zentrum gewisse Schwerpunkte gibt (Hierzu siehe auch die Kurzübersicht).

Für die Zukunft von BIG/TIB und generell für Gründerzentren wünscht sich Florian Seiff auch mehr Engagement von den Universitäten, die seiner Meinung nach noch immer zu wenig Kontakte zur Wirtschaft haben und ihre Studierenden viel zu wenig auf unternehmerische Gedanken bringen.

Bettina Weniger


© 11/'98 TU-Pressestelle