TU intern - November 1998 - Menschen

Wenn die Chemie stimmt

Schering-Preis für hervorragende Chemie-Dissertationen

Dr. Cosima Stubenrauch und Dr. Christoph Schalley sind die Preisträger des Schering-Preises 1997. Die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin verleiht die von der Schering Forschungsgesellschaft gestiftete Auszeichnung für hervorragende Dissertationen, die an der TU Berlin im Fach Chemie entstanden. Der mit 10000,- DM dotierte Preis wird seit 1986 vergeben.

Dr. Cosima Stubenrauch untersuchte in ihrer Doktorarbeit die Struktur und Eigenschaften von Mikroemulsionen. Dies sind komplexe Flüssigkeiten, die zum Beispiel aus kleinen Öl- und Wasserbereichen bestehen, die nicht miteinander mischbar sind. Diese Bereiche haben Nanometergröße und sind über 10000 mal dünner als ein menschliches Haar. Eine Monoschicht von Molekülen wirkt quasi als ”Kitt" zwischen den abgeteilten Bereichen.

Solche Flüssigkeiten haben ein hohes Anwendungspotential in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie. Sie werden zum Beispiel zur Herstellung von nur wenigen nanometergroßen Katalysator-Teilchen verwendet oder werden als ”Nanotabletten" zur gezielten Freisetzung von Wirkstoffen eingesetzt. Speziell für Anwendungen in diesem Bereich benötigt man nichttoxische, also nichtgiftige, und hautverträgliche Mikroemulsionen.

Cosima Stubenrauch studierte in ihrer Arbeit ”Mikroemulsionen mit Alkylglucosiden aus makroskopischer und NMR-spektroskopischer Sicht", die im Iwan-N.-Stranski-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Berlin unter Anleitung von Prof. Dr. Gerhard H. Findenegg entstand, umweltverträgliche Mikroemulsionen und wählte Stoffe aus, die vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden können. Für ihre umfangreichen Untersuchungen benutzte sie moderne physikalische Methoden, mit welchen unter anderem die Größe und Gestalt der einzelnen Kompartimente ermittelt werden können.

Bei ihren Arbeiten stand Frau Stubenrauch in wissenschaftlichem Kontakt mit führenden Forschungsgruppen in Europa und Übersee. So verbrachte sie noch während der Bearbeitung ihrer Doktorarbeit auf Einladung der dortigen Stellen einen zweimonatigen Gastaufenthalt an einer japanischen Universität.

Die 1969 in Speyer Geborene hat von 1988 bis 1994 Chemie in Münster und Freiburg studiert. Anschließend begann sie mit ihrer Doktorarbeit an der TU Berlin. Seit Mai 1998 hat Frau Stubenrauch eine Post-Doc-Stelle an der Université de Paris Sud in Orsay, wo sie sich mit Eigenschaften dünner Filme von DNA-Lipid-Komplexen beschäftigt.

Dr. Christoph Schalley untersuchte in seiner Doktorarbeit die Gasphasenchemie kleiner organischer Peroxide mit Hilfe massenspektrometrischer und theoretischer Methoden. Peroxide sind Abkömmlinge des Wasserstoffperoxids (H2O2), in denen der Wasserstoff salzartig durch Metall-Ionen oder durch organische Reste ersetzt ist. Wasserstoffperoxid, früher auch Wasserstoffsuperoxid genannt, entsteht beispielsweise bei der Oxidation anorganischer und organischer Stoffe an der Luft.

Peroxide werden als Desinfektions- und als Bleichmittel verwendet.

Die Untersuchungen von Christoph Schalley wurden bei extrem niedrigen Drücken, vergleichbar der Atmosphäre im Weltraum, vorgenommen. Dadurch wurde insbesondere das Verständnis der Sauerstoffübertragung bei Oxidationsreaktionen unter besonders milden Bedingungen entscheidend vertieft.

Die Doktorarbeit von Christoph Schalley entstand im Institut für Organische Chemie der TU Berlin unter Anleitung von Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Schwarz. In seinen umfangreichen Untersuchungen verband Schalley in beeindruckender Weise Experiment und Theorie. Hierbei bediente er sich der hochmodernen, leistungsfähigen Massenspektrometer, die der Arbeitsgruppe von Prof. Schwarz zur Verfügung stehen. Christoph Schalley hat während seiner Doktorarbeit mit einer Vielzahl renommierter Forschergruppen im In- und Ausland kooperiert.

Christoph Schalley, 1968 in Krefeld geboren, studierte von 1988 bis 1994 Chemie an der Universität Freiburg und der TU Berlin. Nachdem er bereits als studentische Hilfskraft in der Arbeitsgruppe von Prof. Schwarz tätig war, fertigte er auch seine Dissertation ”Gas-Phase Ion Chemestry of Peroxides" in dieser Arbeitsgruppe im Rahmen des Schwerpunktprogramms ”Peroxidchemie - mechanistische und präparative Aspekte des Sauerstofftransfers" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an. Seit etwa einem Jahr arbeitet er als Postdoktorand am Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien/ USA.

cho


© 11/'98 TU-Pressestelle