TU intern - November 1998 - Hochschulpolitik

Heute studieren, morgen zahlen

Radunksi diskutiert mit Studierenden

Wer studieren will, soll zahlen. Darüber sind sich die Seminarteilnehmer und Wissenschaftssenator Peter Radunski einig - eine Verbesserung der Studienbedingungen soll nach ihrer Meinung aber schon vor der Einführung der Gebühren kommen
Studiengebühren sind für Senator Peter Radunski kein Tabu. Ungewöhnlich ist es aber, wenn Studierende selber mit dieser Forderung an den Wissenschaftssenator herantreten.

Später zurückzuzahlende Studiengebühren und sogenannte Bildungsgutscheine sind die beiden Säulen eines studentischen, betont marktwirtschaftlichen Reformkonzeptes, das im Rahmen einer Lehrveranstaltung von TU-Professor Klaus-Dirk Henke über Hochschulorganisation und -finanzierung entstand (TU intern berichtete). Bei der Präsentation der Seminarergebnisse an der TU Berlin zeigte sich Radunski von der Intensität und Sachkunde der TU-Studierenden überrascht. Besonders die Bildungsgutscheine hatten es ihm angetan. Einen solchen Schein bekommt jeder Studierwillige vom Staat und gibt ihn bei der Immatrikulation an seine Hochschule weiter. Die löst den Schein dann beim Staat ein und erhält dafür eine bestimmte Geldsumme. In einem Punkt gingen die Auffassungen in der Diskussion auseinander: Während der Senator das Studium eher unter der Prämisse ”fit for Job" betrachtete, wollten andere Stimmen das alte humboldtsche Ideal ebensowenig aufgeben wie die Möglichkeit zur Selbstfindung während des Studiums. Einen Vorgeschmack auf die Ansprüche Studiengebühren-zahlender Akademiker in spe bekam Radunski auch. Die Studierenden bemängelten unter anderem die miserablen Studienbedingungen und unflexiblen Prüfungsordnungen. Bei einem anderen Projekt, das ebenfalls vorgstellt wurde, hatte eine Umfrage unter Studierenden der Wirtschaftswissenschaften ergeben, daß die Studienbedingungen in jeder Hinsicht als unbefriedigend empfunden werden. Als Konsequenz forderten die Studierenden Sofortmaßnahmen, noch bevor Studiengebühren kommen. Denn, so verglich ein Student, ”ein Auto, das nicht durch den TÜV kommt, kann auch nicht 10000,- DM kosten".

cho


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