TU intern - Oktober 1998 - Vermischtes

TU intern fragt Menschen aus unserer Universität welche Bücher sie gerne lesen. Heute: Sandra Hildebrandt, persönliche Referentin des Präsidenten:

”Der wichtigste und entscheidenste Schritt im Leben der Frauen ist gerade der, den eine Frau immer als den unbedeutendsten ansieht. Wenn sie verheiratet ist, gehört sie sich nicht mehr, sie ist Königin und Sklavin des häuslichen Herdes. Die Heiligkeit der Frau ist unvereinbar mit den Pflichten und Freiheiten der großen Welt. Die Frauen emanzipieren heißt sie verderben". Das liest Sandra Hildebrandt zur Zeit in ”Die Frau von dreißig Jahren" von Honoré de Balzac. Der realistische Roman aus dem 19. Jahrhundert schildert die tragische Geschichte der Julie d'Aiglemont - verheiratet mit einem eleganten, oberflächlichen Reiteroffizier, verliebt in einen jungen Diplomaten. ”Mich interessierte, wie die Geschlechter-Charaktere im 19. Jahrhundert im literarischen Kontext beschrieben werden. Das war eine Zeit, in der die Frauen einerseits als unnahbar und aristokratisch dargestellt wurden, aber andererseits nicht selbständig sein durften. Balzac - das sieht man am eingangs erwähnten Zitat - hatte jedenfalls ein ganz eigenes Frauenbild".

Honoré de Balzac, Die Frau von dreißig Jahren, Insel Taschenbuch, 10,80 DM


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