TU intern - Oktober 1998 - Studium
Nur die Leute sind alle lustigerStudierendenaustausch mit Sydney
| |
Sydney-City: Neben den Wolkenkratzern prägen auch die weitläufigen Grünanlagen des Botanischen Gartens das Stadtbild | |
Bewerben kann ja nicht schaden, dachte sich Karsten Fleischer,
Physikstudent an der TU, als er von einer Studienarbeit in Sydney
hörte. Vier Monate später saß er im Flugzeug Richtung
Australien:
Baustellen überall! Alltägliches Verkehrschaos! Souvenirs an allen Ecken und Enden! Irgendwie kommt man sich als Berliner in Sydney wie zu Hause vor. Nachdem ich letztes Jahr im Sommer über das Angebot gestolpert bin, im Rahmen eines Austauschprogramms meine Studienarbeit in Australien zu schreiben, wohne und studiere ich seit nunmehr 6 Monaten in Sydney. Warum ein Physikstudent beschließt in die Ferne zu ziehen? Da sind zunächst all die offensichtlichen Vorteile eines Auslandsaufenthalts, wie zum Beispiel Verbesserungen meiner Englischkenntnisse oder die Möglichkeit Kontakte vor Ort zu knüpfen. Allerdings muß ich gestehen, daß das Interesse an Land und Leuten, sowie die Aussicht dem europäischen Winter zu entkommen, nicht unerheblich zu dieser Entscheidung beitrugen Die TU betreibt mit der University of Technology, Sydney (UTS) ein sogenanntes memorandum of understanding". Formal besagt es, daß Studenten der jeweiligen Uni ohne zusätzliche Gebühren an der Partneruniversität Kurse belegen können, die dann, sofern sie gleichwertig sind, anerkannt werden. Klingt wenig, ist aber viel. Als normaler Student bezahlt man an der UTS je nach Studiengang zwischen 5000 und 12000 DM Gebühren, die einem als TU-Student erlassen werden. Die UTS ist mit 25000 Studenten die drittgrößte von insgesamt fünf Unis in Sydney . Ein normales Studium dauert hier drei Jahre (in einigen Fächern vier) und endet im allgemeinen mit einem in Deutschland unüblichen Bachelor degree. Im Physikstudium spezialisiert man sich hier, anders als an der TU, schon nach einem Jahr. Ich fand es unglaublich überaschend, wie problemlos so ein Projekt Wirklichkeit werden kann. Was mit einer harmlosen Mail, daß eine Studienarbeit in Sydney zu vergeben ist, anfing und dem Gedanken: Was solls, bewerben kann ja nicht schaden", wurde sehr schnell Wirklichkeit. Vier Monate später saß ich im Flugzeug.
| |
Das Hauptgebäude der University of Technology, Sydney in unmittelbarer Nähe zur City | |
Sydney's eigentliche City mit dem Opernhaus, all den Glaspalästen,
Einkaufzentren und nicht zu verachtenden Menschenmengen ist schon
sehr beeindruckend. Der Rest der Viermillionenstadt besteht im
wesentlichen aus zweigeschossigen Reihen- oder Einfamilienhäusern
mit viel Grün und mehr Golf- als Parkplätzen. Die Innenstadt
läßt sich in einigen Teilen wohl am besten mit dem
Potsdamer Platz vergleichen: Eine einzige Baustelle. Bis zum Jahr
2000 soll alles fertig sein, zusammen mit dem Olympiagelände.
Spannende Sache am Rande: Im Moment gibt es hier ein Referendum,
die Staatsform Australiens von der Papier-Monarchie zur Republik
zu ändern. Auslöser: Wenn es so bleibt wie bisher, müßte
traditionsgemäß die englische Königin als Staatsoberhaupt
die Olympiade 2000
eröffnen.
Ich selbst wohne in einem Reihenhaus zusammen mit fünf anderen Studenten aus Korea, Rußland, der Schweiz, Deutschland und sogar Australien. Multi-Kulti pur. Solche Studentengemeinschaften sind üblich und der Anteil von ausländischen Studenten ist sehr groß. In der UTS selbst sind 40 % der eingeschriebenen Studenten Nicht-Australier, vorwiegend aus asiatischen Ländern. Ansonsten unterscheidet sich der Alltag hier recht wenig von dem gewohnten Gang in Deutschland. Nur die Leute sind alle ein bißchen gesprächiger und lustiger. Muß wohl am Klima liegen. Wenn man nicht gerade im Streß steht seine Studienarbeit fertig zu bekommen, kann man eine ganze Menge unternehmen. 70 Kilometer westlich von Sydney fangen die sogenannten Blauen Berge an. Nicht zu vergessen der Pazifik gleich um die Ecke. Tauchen, surfen, sonnen, golfen, mountain biken, wandern, sich von Schlangen beißen lassen (nicht zu empfehlen) auf der einen Seite und alle Vorteile einer Großstadt auf der anderen. Nun bin ich doch noch ins Schwärmen gekommen, aber vielleicht habe ich ja ein bißchen Appetit gemacht, mal am Auslandsamt vorbeizuschauen.
© 10/'98 TU-Pressestelle |