TU intern - April 1999 - Vermischtes
Schleichender FeminismusEine Hochschule ohne Frauen: das kann sich heute wohl niemand mehr vorstellen. Zwar sind die Zahlen der Professorinnen, insbesondere in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern, noch immer gering, aber Studentinnen gehören selbstverständlich zum Leben einer Hochschule dazu. Das war am Anfang des Jahrhunderts noch anders. Erst vor neunzig Jahren, am 14. April 1909, öffnete das Preußische Kultusministerium die Technischen Hochschulen des Landes - darunter auch die Technische Hochschule Berlin - für die reguläre Immatrikulation von Frauen. Ein knappes Jahr zuvor, am 18. August 1908, war ihnen diese Möglichkeit bereits für die Universitäten zugestanden worden. Damit war ein erbitterter Streit zu Ende gegangen. Die Frauenbewegung einerseits forderte die Zulassung zu allen Studiengängen und höheren Qualifikationen. Ihre Gegner andererseits sahen die Universität "in ihrem männlichen Rigorismus durch den schleichenden, alle Kraft verzehrenden Feminismus bedroht". Der akademische Senat der Universität Erlangen fürchtete gar, der Einzug der Frauen in die Universitäten könne "jede akademische Ordnung auflösen". Bis 1886 mußten Frauen, die an Veranstaltungen der Hochschulen teilnehmen wollten, in Preußen die Genehmigung des zuständigen Ministers vorlegen. Erst danach wurde die Bewilligung von Gasthörerinnen den Universitäten selbst überlassen. Ein Ansturm der Frauen auf die TH Berlin war auch nach der offiziellen Zulassung zum Studium zunächst nicht zu beobachten. Im Sommersemester 1909 waren es zwei Frauen, die eine Immatrikulation beantragten, in den Fächern Bauingenieurwesen und Architektur. Im Wintersemester 1911/12 studierten acht Frauen an der TH Berlin, zehn Jahre später waren es 24. urs
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