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TU intern - April 1999 - Aktuelles
Verbot ohne Folgen ?
Über das Rauchen in öffentlichen Gebäuden
Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit. Das sagt uns nicht
nur der Bundesgesundheitsminister auf jeder Zigarettenschachtel,
das sagen auch die Zahlen. Das kürzlich erschienene Jahrbuch
Sucht weist darauf hin, daß die Zahl der tabakbedingten
Todesfälle in Deutschland bei über 100000 pro Jahr liegt.
Trotzdem ist der Verbrauch an Zigaretten in den vergangenen Jahren
um 7,5 Prozent gestiegen, und es gibt Anzeichen für einen
steigenden Zigarettenkonsum bei Jugendlichen. Ein Versuch, dem
zu begegnen, mögen Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden
sein. Der Erfolg jedoch scheint gering, sei es in der U-Bahn oder
im Foyer der TU Berlin, überall kann man trotz des Rauchverbots
Passanten mit dem Glimmstengel beobachten. Das mag unter anderem
daran liegen, daß viele das Rauchen als ihre private Entscheidung
betrachten und sich durch ein Verbot von Staat oder Arbeitgeber
bevormundet fühlen. Der Interessenkonflikt ist vorprogrammiert:
Auf der einen Seite die freie Entscheidung des einzelnen, auf
der anderen Seite hohe Folgekosten für alle, zum Beispiel
im Gesundheitswesen, aber auch die Gefährdung derer, die
unfreiwillig "mitrauchen". Was halten Sie vom Rauchverbot
und wie soll man es durchsetzen? TU intern hat nachgefragt.
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Maria Böck
Bauingenieurwesen
12. Semester |
Ich selbst bin Nichtraucherin, deshalb halte ich viel davon, wenn
Rauchverbote durchgesetzt werden. Die Raucher schaden ja wirklich
anderen Leuten, da müssen sie sich schon einschränken.
Wenn sich niemand an die Verbote hält, dann muß jemand
rumgehen und Strafen austeilen. In England muß man für
Rauchen in der U-Bahn einige Pfund Strafe bezahlen. Ich denke,
wenn man nicht mit Konsequenzen zu rechnen hat, dann hört
man nicht einfach auf zu rauchen. Ich finde nicht, daß man
Rauchen generell einschränken muß. Aber in öffentlichen
Gebäuden oder auf Plätzen, wo schon ein Rauchverbot
gilt, da sollte das auch durchgesetzt wer-den.
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Matthias Mucha
Umwelttechnik
4. Semester |
Da kann man machen was man will, das Rauchverbot wird pro forma
bleiben. Es rauchen zu viele Studenten. Das Verbot würde
nicht greifen. Soll man mit der Polizei kommen? Das ist zu autoritär.
Vielleicht macht es Sinn, separate Raucher- und Nichtraucherzonen
einzuführen.
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Gloria Melosi
Germanistik |
Ich bin für das Rauchverbot. Es gibt viele Leute, die nicht
rauchen, und der Rauch kann sie stören. Zum Beispiel in der
U-Bahn ist es auch ziemlich gefährlich. Was man gegen eine
Mißachtung des Rauchverbots machen kann, weiß ich
nicht. Wahrscheinlich muß man strafen, aber nicht nur reden,
sondern auch richtig handeln. Es gibt ja auch Strafen, wenn man
zu schnell mit dem Auto fährt.
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Michael Fehrmann
Maschinenbau
11. Semester |
Ich halte ein generelles Rauchverbot in den öffentlichen
Räumen der TU für eine schlechte Idee. An das Verbot
hält sich ja sowieso niemand. Ich rauche selbst. Ich weiß
zwar, daß an der TU Rauchverbot ist, aber wenn andere rauchen
und man sieht, daß man niemanden stört, dann raucht
man auch. Vielleicht wären Raucherinseln eine Lösung,
aber die müßten auf dem ganzen TU-Gelände verteilt
sein.
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Carsten
Elektrotechnik |
Ich bin Nichtraucher, aber kein militanter Nichtraucher. Ich würde
Rauchern durchaus auch in meiner Gegenwart das Rauchen gestatten,
wenn's nicht viel ist und nicht am Arbeitsplatz. Wenn zum Beispiel
im Treppenhaus jemand raucht, stört mich das persönlich
nicht. Da finde ich es eher nicht so sinnvoll, wenn man wegen
des Rauchverbots die Aschenbecher wegräumt und die Leute,
die dann trotzdem rauchen, ihre Zigaretten auf den Fußboden
werfen. Was Cafeteria oder Mensa angeht ist es klar, daß
es sinnvoll ist, das Rauchen dort zu verbieten. Ich finde Rauchen
einfach nicht angemessen im Zusammenhang mit Essen. Vielleicht
ist es auch ein Grund, daß dort so viele Leute sind, daß
man nicht nachfragen kann, ob es jemanden stört. Ich kenne
viele Raucher, die man ansprechen kann und die das Rauchen dann
auch lassen würden, aber es gibt auch Raucher, die den Sinn
eines Rauchverbots überhaupt nicht verstehen.
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Tobias Umbach
Musikwissenschaft und VWL
1. Semester |
Es kommt darauf an, wo ein Rauchverbot gelten soll. In der Bahnhofshalle,
wo sowieso alles nicht so wohlriechend ist, kommt's auf den Zigarettenrauch
auch nicht mehr an. An manchen Stellen ist ein Rauchverbot vielleicht
ganz gut. Es gibt ja auch Bestrebungen, in Gaststätten ein
Rauchverbot auszusprechen. Ich war einmal in Amerika, da durfte
ich im Hotel nicht rauchen, das finde ich nicht so toll. Man sollte
sich jedenfalls als Raucher nicht wie ein Verbrecher vorkommen
müssen. In Amerika ist das ganz schlimm, aber in Deutschland
ist mir das noch nicht aufgefallen.
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Irena Savric
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
FB 6 Fachgebiet Wasserreinhaltung |
Ich halte das Rauchverbot für sehr richtig und sehr wichtig.
Das Problem ist, daß die Raucher sich selbstverständlich
überall hinstellen und alles vollqualmen und man sich als
Nichtraucher eigentlich nur dadurch schützen kann, indem
man weggeht. Die Nichtraucher werden von den Rauchern eigentlich
permanent ausgeschlossen. Das ist in Restaurants, Kneipen und
öffentlichen Einrichtungen so. An der Universität, also
an meinem Arbeitsplatz, kann ich aber nicht einfach fortgehen,
wenn jemand raucht. Wenn Appellieren nicht hilft, muß man
wahrscheinlich etwas härtere Methoden ergreifen. In der Cafeteria
im Mathegebäude zum Beispiel ist ein Rauchverbot, an das
sich kein Mensch hält. Man sollte es natürlich zuerst
auf die freundliche Art mit Appellen versuchen. Aber wenn das
nicht hilft, dann muß man einfach durchgreifen und die Raucher
rausschmeißen. Gewisse Cafeterien soll man ruhig auch als
Rauchercafeterien behalten. Es gibt ja durchaus auch Nichtraucher,
die es nicht stört, wenn sie im Verrauchten sitzen und essen.
Und man hat ja vielleicht auch Freunde, die rauchen, und dann
muß man selbst eine Lösung finden, vielleicht daß
man einmal in die Nichtraucher- und einmal in die Rauchercafeteria
geht.
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Christian Kluge
Assistent am Lehrstuhl
strategische Unternehmensplanung |
Ich halte Rauchverbote generell für sehr sinnvoll, da sie
der Gesundheit sehr förderlich sind. Was sollte man tun,
um Verstößen vorzubeugen? Das ist eine schwierige Frage.
Zunächst sollten alle, die darauf bedacht sind, daß
das Rauchverbot eingehalten wird, Raucher auch darauf aufmerksam
machen, daß ein Rauchverbot besteht. Ich denke, das würde
schon einmal relativ weit führen. Die Leute reagieren unterschiedlich,
aber meistens machen sie die Zigarette aus.
© 4/'99 TU-Pressestelle
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