TU intern - April 1999 - Hochschulpolitik

Stetigkeit in der Forschungsförderung

Prof. Dr. Günter Abel; er ist zuständig für die Angelegenheiten der Forschung und des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Was wird Ihre erste Aktion im neuen Amt sein?

Gezielt Gespräche vereinbaren mit den Sprechern der Sonderforschungsbereiche, der DFG-Forschungsgruppen, der Graduiertenkollegs und der fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkte. Ziel dieser Gespräche ist es, Stetigkeit in der Forschungsförderung zu gewährleisten, vorhandene Aktivitäten zu stärken und neue Potentiale zu sichten.

Ihre Vision von der TU Berlin im Jahr 2020?

In den nächsten zwei Jahren müssen die beschlossenen Reformen der TU umgesetzt werden. Längst vor dem Jahre 2020 sollte die TU dann eine moderne Universität auf der Höhe ihrer Zeit sein, weltweit zu den Top Ten der besten Technischen Universitäten zählen und international attraktiv sein für die besten Studierenden, auch aus den führenden Wissenschafts-, Wirtschafts- und Industrieregionen der Welt.

Das nach Ihrer Meinung wichtigste Ereignis des ausgehenden Jahrtausends?

Hier sind mehrere Ereignisse zu nennen: die Prozesse der Globalisierung in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik; der Siegeszug der Informations- und Kommunikationstechnologien; der Zusammenbruch des Sowjetimperiums; der Prozeß der europäischen Einigung, insbesondere die Einführung des Euro.

Wer ist für Sie der bedeutendste (lebende) Naturwissenschaftler, Politiker, Philosoph?

Angesichts des für die moderne Welt kennzeichnenden Prozesses fortschreitender Arbeitsteilung fallen die Antworten je nach Disziplin und Arbeitsfeld unterschiedlich aus. Zu den wichtigsten lebenden Philosophen zählt für mich Hilary Purnam aus Cambridge, USA. Er hat bahnbrechende Leistungen in unterschiedlichen Gebieten der Philosophie erbracht, so in mathematischer Logik, Philosophie des Geistes, Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie. Da ich selbst kein Naturwissenschaftler bin, halte ich mich in diesem Bereich mit der Nennung von Namen zurück. In Verbindung mit Fragestellungen der Philosophie finde ich zur Zeit Arbeiten des britischen Mathematikers und Kosmologen Roger Penrose spannend, in denen es um mögliche Zusammenhänge zwischen Quantenphysik und menschlichem Bewußtsein geht. Die Frage, ob die Physik der Schwarzen Löcher auch die Physik des menschlichen Geistes sein könnte, ist aufregend. Der bedeutendste lebende Politiker wurde, soweit mir bekannt ist, bislang noch nicht gesichtet.

Welche CD haben Sie zuletzt gehört?

"Klavierwerke von Schubert, Chopin, v. Wrochem", eingespielt von J. G. v. Wrochem.

Treiben Sie Sport, wenn ja, welche Sportart?

Schwimmen - zur Zeit leider nicht sehr regelmäßig.

Ihr Vorbild?

Ein bestimmtes Vorbild kann ich nicht benennen. Eindrucksvoll finde ich Personen, die eine hohe fachliche Professionalität mit dem Blick fürs Humane im alltäglichen Umgang verbinden und ohne großes Aufsehen das tun, was getan werden muß.

Ihr Motto?

Über der Tätigkeit als Vizepräsident steht als Motto die Variation eines Brecht-Zitats: Man muß nicht nur mit Wolle handeln, sondern von Zeit zu Zeit auch dafür sorgen, daß der Wollhandel aufrechterhalten bleibt.

Wie sollte die TU sich nach Ihrer Meinung im Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof engagieren?

Die Grundidee, eine Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft im Technologiepark Adlershof zu schaffen, finde ich sehr positiv. Die TU sollte die Chancen institutioneller Vernetzung mit Adlershof ergreifen, was sie ja bereits auch in Form mehrerer Kooperationen tut. Es darf aber nicht zu Auslagerungen zentraler Bereiche der TU vom Standort Charlottenburg nach Adlershof kommen.

Wie kann die Uni den wissenschaftlichen Nachwuchs beim Berufseinstieg unterstützen? Kann oder soll die Uni das überhaupt leisten?

Durch bestmögliche wissenschaftliche Ausbildung. Durch Förderung einer frühen Selbständigkeit. Durch Straffung der Examens-, Promotions- und Habilitationszeiten. Durch Angebote an fachübergreifender Qualifikation. Durch Veranstaltungen zu den Anforderungen der Berufsfelder.

Die Geisteswissenschaften an der TU sind?

… integraler und unverzichtbarer Bestandteil der Universität. Ihre Vernetzung mit den Natur- und Technikwissenschaften ist zu beiderseitigem Gewinn weiter zu stärken.


© 4/'99 TU-Pressestelle