TU intern - Dezember 1999 - Medien
Europaweit und interaktivEin Wissenstest für die Chemie
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Die Fragen sind Teil eines Tests, der im EU-Projekt "Evaluation of Core Chemistry, Objective I" im Rahmen des European Chemistry Thematic Network (ECTN) entwickelt wurde. Chemie-Fakultäten von rund 90 europäischen Universitäten sind an diesem Netzwerk beteiligt. Ziel ist die Etablierung eines europäischen Forums, dessen Arbeitsgruppen sich mit verschiedensten Aspekten der Chemie beschäftigen. Beispiele sind die Themenbereiche "Chemie und Umwelt", "Katalyse und neue Materialien", "Das Image der Chemie" oder "Chemie-Ausbildung in Schulen und Universitäten". Hervorgegangen ist das ECTN aus einem Pilotprojekt, in dessen Verlauf wesentliche Grundlagen für das European Credit Transfer System erarbeitet wurden, ein Punktesystem, welches den Studierenden-Austausch zwischen europäischen Universitäten erleichtert. Hieran war die TU Berlin vom ersten Tag an beteiligt. Die Arbeitsgruppe "Evaluation of Core Chemistry" entwickelt nun europaweit gültige Tests, die eine Überprüfung des Kenntnisstandes im Fach ermöglichen. Ausgangspunkt war eine Analyse, die zeigte, dass die Grundausbildung in Chemie europaweit durchaus vergleichbar ist. So erstellte die Arbeitsgruppe in den verschiedenen Ländern Inhaltslisten darüber, welches Wissen für den Schulabschluss bzw. den ersten akademischen Abschluss erforderlich ist. Themen, die in 80 Prozent der Lehrpläne vorkamen, bildeten dann die Basis für den eingangs erwähnten Test "Objektive 1". "Wir haben damit eine Art computerisierten, europaweit nutzbaren ,TOEFL-Test' für die Chemie entwickelt, soweit sich Wissen in der Chemie am Computer überhaupt testen lässt", erklärt Professor Hans-Günter Schmalz, der zusammen mit Dr. Jana Velder für die TU Berlin am Projekt beteiligt war. Der Test ist modular aufgebaut und fragt das Wissen der Prüflinge auf drei Stufen ab. Wer das zweite Level beherrscht, verfügt über "Abi-Wissen" in der Chemie. "Level 3 entspricht etwa dem an der TU Berlin geforderten Wissen für das Vordiplom", erklärt Hans-Günter Schmalz, der mittlerweile einem Ruf an die Universität Köln gefolgt ist. Der Level-3-Test ist bislang nur für die Bereiche organische und physikalische Chemie verfügbar. Innerhalb einer Stunde müssen jeweils dreißig Fragen gelöst werden. Der Test beinhaltet verschiedene Fragentypen, das Niveau steigt in drei Schritten. Zunächst sind 15 Fragen auf einfachem Niveau zu lösen, es folgen 10 schwerere Fragen. Den Schluss bilden fünf Fragen auf höchstem Niveau. Wer alle Fragen bearbeitet hat, erfährt nicht nur den Prozentsatz der korrekten Antworten. Das Programm gibt auch an, wo die einzelnen Fehler liegen und wie die korrekte Lösung lautet. Insgesamt 600 Aufgaben in organischer Chemie haben die Wissenschaftler in eine Datenbank eingefüttert, aus der das Programm nach dem Zufallsprinzip 30 Fragen auswählt. Dadurch stellt es sicher, dass immer wieder neue Tests kreiert werden. Um stets die volle Breite der organischen Chemie abzudecken, wurden die Fragen in thematisch fokussierten Unter-Bibliotheken abgelegt, die alle bei der Auswahl der Aufgaben berücksichtigt werden. Mittlerweile liegt der Test in zehn Sprachen vor, drei weitere sollen hinzukommen. "Der Test wird in keinster Weise Uni-Examen ersetzen können", bremst Hans-Günter Schmalz vorschnelle Erwartungen. Vielmehr ermögliche er zum Beispiel Menschen, die beruflich mit Chemie zu tun haben, ihren Wissensfortschritt zu überprüfen. Studierende, die ihren Kenntnisstand im europäischen Vergleich einschätzen möchten, oder einfach Menschen mit Interesse am lebenslangen Lernen sind weitere potenzielle Interessenten. Studierende, die einen Auslandsaufenthalt planen, können mit Hilfe des Tests "Objective 1" zusätzlich ihre fachspezifischen Sprachkenntnisse überprüfen und trainieren. Im Moment läuft die Probephase für den Wissenstest. Eine vorläufige, allerdings nur bedingt repräsentative Kurzversion kann im Internet unter http://teseo.unipg.it/ectn/ge/physwtxx/physwtde.htm abgerufen werden. "Die Grundlagen für ein marktfähiges Produkt sind damit erarbeitet", resümiert Hans-Günter Schmalz, der dieses Projekt als eines der effektivsten im Rahmen des ECTN betrachtet. Als nächster Schritt stehe nun eine Vermarktung des Produktes an, entweder in Zusammenarbeit mit einem Verlag oder durch Ausgründung eines Unternehmens. urs © 12/'99 TU-Pressestelle |