TU intern - Februar 1999 - Alumni

Gute Gründe für Gründer

Gründerkonzept der TU Berlin und erste TU-Gründerbörse zeigen neue Wege

Insgesamt 37 Aussteller- und Austellerinnen konnten sich auf der ersten TU-Gründerbörse regen Interesses erfreuen
Wie soll man etwas machen, was man eigentlich gar nicht kann? Wie soll ein/e Hochschulabsolvent/in ein Unternehmen gründen, wenn er oder sie gar keine Ahnung davon hat, wie so etwas überhaupt geht? Da es auf dem Arbeitsmarkt immer enger wird, sollen sich auch Hochschulabsolventen/innen nach anderen Möglichkeiten umsehen - besonders wird ihnen dabei eine Existenzgründung ans Herz gelegt. Dies geschieht jedoch meistens erst dann, wenn sie die Universität verlassen und sich vorher über diese Möglichkeit noch nicht viele Gedanken gemacht haben. Von der Universität haben sie in den meisten Fällen in dieser Richtung ebenfalls keinerlei Anregung bekommen. Eine Maschinenbauingenieurin hat eben nur Maschinenbau studiert und ein Biologe eben nur Biologie. Dies soll sich an der TU Berlin nun ändern. Da auch die Unis mehr und mehr dazu aufgefordert werden, Existenzgründungen aus ihren Reihen zu fördern, hat nun die TU Berlin ein Konzept entwickelt, durch das Unternehmensgründungen an der TU Berlin gefördert werden sollen.

PRÜFUNGSFACH EXISTENZGRÜNDUNG

Vorgestellt wurde das Konzept auf der ersten TU-Gründerbörse, die am 8. Februar im Lichthof stattgefunden hat. Eingeladen hatten TU-Präsident Hans Jürgen-Ewers gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V., Dr.-Ing. E.h. Heinz Dürr. Mit dieser Premiere konnte die TU Berlin zufrieden sein. Eine gute Mischung stellten die insgesamt 37 Aussteller/innen dar, die sich am späten Nachmittag im Lichthof präsentierten. Ganz junge Unternehmen stellten sich ebenso vor wie Firmen von TU-Absolventen/innen, die schon viele Jahre im Geschäft sind. Vorgestellt hatten sich darüber hinaus auch Gründerzentren, Berater und Banken. Nachdem der 1. Vizepräsident Prof. Seliger gemeinsam mit Heinz Dürr das neue TU-Konzept kurz vorgestellt hat, nutzten die zahlreichen Besucher und die leider weniger zahlreichen Besucherinnen, im Anschluß daran die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

In der gemeinsamen Initiative der Gesellschaft von Freunden und der TU Berlin geht es darum, optimale Bedingungen zu schaffen, die es zukünftig TU-Absolventen/innen erleichtern sollen, ein Unternehmen zu gründen. Egal ob BWL-Student oder angehende Maschinenbauingenieurin, allen Studierenden sollen zukünftig die klassischen Bereiche und Prozesse der Existenzgründung als ein prüfungsrelevantes Fach zur Verfügung gestellt werden. Außerdem soll ein Lehrstuhl eingerichtet werden, der in Lehre und Forschung die vollständige Bandbreite des Themas Existenzgründung abdecken soll. Auch im Akademischen Mittelbau soll sich etwas tun. Hier hat die TU Berlin die Initiative zur Etablierung eines Förderprogramms des Landes Berlin für technologieorientierte Gründungen aus Hochschulen ergriffen. Dabei sollen halbe Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen befristet auf eineinhalb bis zwei Jahre zur Vorbereitung und Planung der Gründung ihres eigenen Unternehmens den Universitäten zur Verfügung gestellt werden. Für eine verbesserte Infrastruktur hatte die TU Berlin bereits im vergangenen Jahr etwas unternommen. Die ”Rahmenvereinbarung Gründungsinitiative an der TU Berlin” soll es denjenigen Gründern/innen, die in der Startphase noch die fachliche Nähe zum Lehrstuhl anstreben, ermöglichen, Laborressourcen zu einem verbilligten Tarif zu nutzen.

Ein anderer Aspekt, der zur Zeit noch geprüft wird, befaßt sich mit der Möglichkeit in welcher rechtlichen und organisatorischen Form und mit welchen finanziellen Mitteln sich die Universität selbst an Gründerfirmen aus der Universität beteiligen kann.

Natürlich soll auch das Know-how von erfahrenen Hochschullehrern/innen, von Alumni und von Experten aus der Wirtschaft genutzt werden. Aufgebaut werden soll dabei ein Patenschaftssystem, das den Gründern/innen mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie bei der Lösung von Problemen und der Kontaktvermittlung unterstützen soll. Unterstützung soll hier auch durch die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V. kommen. ”Unser Ziel ist es, Existenzgründer/innen in den schwierigen ersten Jahren durch Patenschaften zu unterstützen: mit der beruflichen Erfahrung der Paten, ihren Beziehungen in die Wirtschaft und zu den Banken, bei der Akquise oder bei der Beurteilung der Marktchancen von neuen Angeboten. Denn der Wissenstransfer zwischen den Hochschulen, wie ihn die TU Berlin mit ihrem Konzept der Gründerbörse vorantreibt, muß begleitet werden durch unternehmerische Hilfestellungen” erklärte der Vorsitzende der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin, Dr.-Ing. E.h. Heinz Dürr.

Bettina Weniger


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