|
1968 entdeckten Wolfgang Helfrich und Martin Schadt, daß
durch Anlegen einer elektrischen Spannung Flüssigkristallschichten
von lichtdurchlässig nach dunkel schalten können. Dazu
füllt man einen Flüssigkristall zwischen zwei nur wenige
tausendstel Millimeter voneinander entfernte Glasplatten, die
mit einem durchsichtigen und leitfähigen Material beschichtet
sind. Die Glasplatten haben submikroskopisch kleine Kratzer, längs
denen sich die Moleküle mit ihrer Längsachse ausrichten.
Verdreht man die untere und die obere Glasplatte um 90° gegeneinander,
so ist auch die Ausrichtung der Moleküle an beiden Platten
gegeneinander verdreht. Die dazwischen liegenden Moleküle
verdrehen sich jeweils ein wenig zueinander, wobei die Längsachse
parallel zu den Glasplatten bleibt. Es entsteht sozusagen eine
molekulare Wendeltreppe mit einer viertel Umdrehung. Fällt
Licht auf die so angeordneten Moleküle, wird dessen Schwingungsebene
ebenfalls um 90° gedreht. Versieht man dann die Glasplatten
mit zwei senkrecht zueinander ausgerichteten Polarisatoren (das
sind Filter, die nur Licht einer Schwingungsebene passieren lassen),
dann wird der Lichtschalter perfekt. Das Licht wird entlang der
molekularen Wendeltreppe gedreht, kann deshalb den Polarisator
passieren und die Flüssigkristallzelle erscheint hell. Sie
wird jedoch dunkel, wenn an die leitfähig beschichteten Glasplatten
eine Spannung angelegt wird. Dann nämlich richten sich die
Moleküle mit ihrer Längsachse entlang dem elektrischen
Feld und damit senkrecht zu den Glasplatten aus. Die Wendeltreppe
ist verschwunden, die Schwingungsebene des Lichtes wird nicht
mehr gedreht. Das Licht kann deshalb den zweiten Polarisator nicht
mehr passieren und die Zelle erscheint dunkel. Durch entsprechend
strukturierte Elektroden auf den Glasplatten lassen sich auf diese
Weise dunkle Zahlen, Punkte oder Strichmännchen auf hellen
Grund darstellen. Flüssigkristallanzeige oder LCD (Liquid
Crystal Display) ist der Name für die nach diesem Prinzip
arbeitenden Lichtschalter.
urs
© 2/'99 TU-Pressestelle
|