TU intern - Februar 1999 - Vermischtes

TU Berlin feiert im Herbst Jubiläen

200 Jahre Bauakademie und 100 Jahre Promotionsrecht

Die Bauakademie gilt als älteste Vorgängereinrichtung der Technischen Universität Berlin, sie wurde 1799 gegründet
Bedeutende Jubiläen werfen ihre Schatten voraus. In diesem Jahr feiert die TU Berlin den 200. Gründungstag der Bauakademie und den 100. Jahrestag der Verleihung des Promotionsrechts an die Technischen Hochschulen in Preußen. Die 100 Jahre Promotionsrecht werden mit einem Festakt am 15. Oktober 1999 und das Bauakademie-Jubiläum mit einer Ausstellung begangen, die zugleich auch Visionen über die Zukunft der TU Berlin vermitteln will. Die beiden Feierlichkeiten stehen in einem engen Zusammenhang, da das Promotionsrecht 1899 im Rahmen der Hundertjahrfeier der Bauakademie an der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin verliehen wurde. Die 1799 gegründete Bauakademie ist die ältere der beiden Vorgängereinrichtungen der 1879 gegründeten Technischen Hochschule, aus der 1946 die Technische Universität Berlin wurde.

Die Bauakademie gilt neben dem Gewerbeinstitut/Gewerbeakademie als Hauptwurzel der Technischen Universität Berlin. Ihre Einrichtung erfolgte durch einen Erlaß des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. vom 18. März 1799. Keine sieben Monate später, am 1. Oktober, begann der Unterricht. Ziel der neuen Anstalt war es, ”besonders für das Cameralbauwesen tüchtige und geschickte Baumeister und Baubediente” auszubilden. Weniger Prachtbauten als öffentliche Bauten, Wohnhäuser und gewerkliche Bauwerke sollten im Mittelpunkt stehen.

Die Bauakademie war von Anfang an mehr als nur reine Ausbildungsstätte für künftige Bauführer oder Feldmesser. Das zeigt sich unter anderem in der Wirkung und dem umfangreichen Wirken von Karl Friedrich Schinkel, der zu den ersten Schülern der Anstalt gehörte und heute - obwohl nie offizieller Lehrer an der Bauakademie - als prominentester Ausbilder jener Zeit betrachtet wird. Schinkel schuf auch den Bau am Werderschen Markt, in den die Bauakademie nach der Fertigstellung 1835 zog. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Gebäude wurde 1961 gesprengt und an dessen Stelle das DDR-Außenministerium errichtet. Derzeit wird über einen Wiederaufbau des Schinkel-Baus gestritten.

Weitere berühmte Absolventen waren der Bildhauer Reinhold Begas (1831 bis 1911) und der Berliner Baustadtrat Ludwig Hoffmann (1852-1932), zu den Direktoren der Akademie zählen unter anderen der Hofbildhauer Johann Gottfried Schadow (1764-1850) und der sogenannte ”Vater der Ingenieure”, Christian P. W. Beuth (1783-1853). Die Bedeutung der Bauakademie zunächst für die Königliche Technische Hochschule Berlin, später dann für die TH Berlin bzw. TU Berlin spiegelt sich unter anderem in den zahlreichen Jubiläumsfeierlichkeiten wider: So gab es jeweils zu den Jahrestagen 1899, 1924 und 1949 feierliche Veranstaltungen. Das Erbe der Bauakademie wird heute in mehreren Fachbereichen fortgeführt, zum Beispiel bei der Architektur oder im Bauingenieurwesen.

Ebenso bedeutend ist der 100. Jahrestag der Verleihung des Promotionsrechts an die Technischen Hochschulen Preußens, die 1899 im Rahmen der Hundertjahrfeier der Bauakademie erfolgte. Die Verleihung bedeutete die Ranggleichstellung mit den traditionellen Universitäten; der Ingenieur war nun den ”humanistisch gebildeten Akademikern” formal gleichrangig. Zwanzig Jahre zuvor war mit der Gründung der Königlich Technischen Hochschule bereits eine den Universitäten gleichrangige, wissenschaftlich technische Ausbildungsstätte geschaffen worden. Die Vorgängereinrichtungen wie die Bauakademie waren zwar höhere Bildungsanstalten gewesen, doch hatten sie nur einen Lehr-, aber keinen Forschungsauftrag. Die Gründungen von Technischen Hochschulen trugen der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung. Die Technikwissenschaften hatten im Laufe des 19. Jahrhunderts gegenüber den traditionellen humanistischen Wissenschaften und den neueren Naturwissenschaften an Bedeutung gewonnen - nicht zuletzt auch wegen des Bedarf der aufstrebenden Industrie.

cho


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