TU intern - Februar 1999 - Studium

"Die Studienzeit ist wunderbar!"

Erste Ergebnisse einer Umfrage unter Studierenden der TU Berlin

Rauchverbot wird nicht eingehalten
Am 3. Dezember vergangenen Jahres haben der Präsident der TU Berlin, Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers, und der für die Lehre zuständige Vizepräsident, Prof. Dr. Christian Thomsen, in einer Umfrage alle Studierenden aufgefordert, ihre Meinung zu Studium und Lehre sowie zum Dienstleistungsangebot ihrer Universität zu sagen. Damit wollte die Universitätsleitung ihren Studenten und Studentinnen erstmals die Gelegenheit geben, Kritik und Lob zu äußern, aber auch Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten und Lösungen für Probleme der Universität anzubieten.

"Sportangebot ist supergut!"
Eine erste grobe Auswertung, die die Pressestelle der TU Berlin nach einer ausführlichen Lektüre der eingegangenen Fragebögen erstellt hat, ergibt viel Bekanntes, aber auch einige Punkte, die ein neues Licht auf das Studium an der TU Berlin werfen: Viel Lob gab es vor allem für das umfassende Sportangebot der Zentraleinrichtung Hochschulsport, für den seit kurzem erweiterten Gratis-Internetzugang der ZRZ, für die guten Auslandskontakte der Universität und für die überwiegend engagierten und interessanten Tutorien.

Schlange stehen im Rechenzentrum
"Das Bibliothekswesen an der TU ist ein schlechter Witz. Vorsintflutliche Technik gepaart mit Platzmangel sind einfach unerträglich. Wo sonst muß man noch Leihscheine handschriftlich ausfüllen oder in gammeligen Karteikästen mühsam eine Schlagwortsuche durchführen?"
Beklagt wurden in erster Linie die ungünstigen und zu kurzen Öffnungszeiten von Bibliotheken, Verwaltung und PC-Pools, ebenso wie die schlechte und nicht zeitgemäße Ausstattung der Bibliotheken und PC-Säle.

Auch im Bereich Studium und Lehre gab es viel Kritik von Seiten der Studierenden. Diese beinhaltete sowohl organisatorische Fragen des Studiums, bezog aber auch die Qualität der Lehre und die Betreuung durch die Professoren und Professorinnen mit ein. Die Regelung der Prüfungsangelegenheiten, Anmeldeverfahren, Bekanntgabe von Terminen sowie die Dauer der Korrekturen beurteilten viele der Studierenden als katastrophal. Sie wünschten sich eine einfachere und zügigere Regelung der Prüfungsangelegenheiten, etwa durch studienbegleitende Leistungsnachweise und die Abschaffung von komplizierten Laufzettelverfahren. Besonders augenfällig war die Beschwerde darüber, daß Pflichtveranstaltungen nicht mehr in ausreichendem Maße angeboten werden, so daß
"Habe in der DDR schon mal studiert, dort war der Plan zu voll und alles sinnlos verschult; jetzt ist es chaotisch und planlos, d. h. nicht besser, nur anders."
sich für manche Studierende Wartezeiten von mehreren Semestern ergeben. Ein Studium in der geforderten Regelstudienzeit ist dann natürlich nicht mehr möglich. Generell fühlen sich viele Studenten und Studentinnen an der TU Berlin nicht ausreichend betreut: Sei es, daß überfüllte Seminare den persönlichen Kontakt zu den Dozenten und Dozentinnen unmöglich machen oder die Professoren und Professorinnen schlicht an einer Betreuung nicht interessiert sind.

"Einige Professoren meines Studiengangs (...) beehren die Uni augenscheinlich nur wegen des schönen Titels, den ihnen der Lehrauftrag einbringt - ohne wirklich regelmäßig (...) ihre Verpflichtung zur Lehre wahrzunehmen. Sie kennen sicherlich das weite Spektrum professoraler Nebenbeschäftigungen, wobei man sich fragen muß, was das Präfix "Neben" in diesem Wortzusammenhang zu suchen hat."
Auch die Klage über die vielfältigen Nebentätigkeiten und die häufige Abwesenheit der Professoren und Professorinnen wird in einigen Fachbereichen immer lauter. Negativ wurden auch der fehlende Praxisbezug und die schlechte didaktische Aufarbeitung der meisten Lehrveranstaltungen (fehlende Skripte, mangelhaftes Angebot an Materialien im Internet, Monologe an der Tafel) bewertet, ebenso wie der oft völlig veraltete Stoff. In einigen Fachbereichen bieten Professoren und Professorinnen seit Jahren dieselben Lehrveranstaltungen an, die dem gegenwärtigen Forschungsstand keinesfalls mehr entsprechen. Hier wurden vielfach Vorschläge für den Einsatz von "Praktikern" als Lehrbeauftragten sowie zur engeren Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gemacht. Auch Didaktikschulungen für Professoren und Professorinnen sowie eine Evaluation der Lehre hielten viele der Studierenden für eine gute Idee.

"Campusleben: Was ist das?"
Viele Studenten und Studentinnen vermissen ein aktiveres Campusleben an der TU Berlin und wünschten sich mehr Kultur- oder Sportveranstaltungen, die zum Beispiel gemeinsam mit anderen Universitäten durchgeführt werden könnten. Auch eine freundlichere Gestaltung der Gebäude, die Einrichtung von Ruheräumen und gemütlichen Cafés stehen auf der Wunschliste ganz oben.
"Diese Umfrage begegnet hilfreich der Sorge vieler Studenten, der Universität fehle es an Demokratie."
Zu einem sprichwörtlich besseren Klima am Studienort gehört für die eindeutige Mehrheit der Studierenden auch die rigide Durchsetzung des Rauchverbots.

Alles in allem enthalten die Antworten der Studierenden eine Vielzahl von beachtenswerten Kritikpunkten und Anregungen, die der Universität bei ihren Bemühungen um ein neues Gesicht eine wertvolle Hilfe sind. Häufig lassen sich die Verbesserungsvorschläge der Studierenden mit einfachen Mitteln umsetzen. Hier sind vor allem die Dekane der einzelnen Fachbereiche gefragt, die Anregungen nicht im Sande verlaufen zu lassen. Um bei der Auswertung der Umfrage auch repräsentative Daten zu erhalten, werden die Fragebögen in den nächsten Monaten von einem Team von Psychologen systematisch ausgewertet. In der Zwischenzeit werden die Vorabergebnisse der Auswertung im Internet veröffentlicht.

Mirjam Schmidt

"Die Studienzeit ist wunderbar. Man hat alle Freiheit der Welt, nur zum Semesterende zwei Wochen Praktika und vier Prüfungen, aber das macht meistens sogar im Grundstudium Spaß."

Zur näheren Aufschlüsselung der oben beschriebenen Ergebnisse haben wir für Sie auch eine Übersicht der ersten Auswertung der Antworten aus den einzelnen Fachbereichen zusammengestellt. Eine systematische Auswertung ist in Arbeit.


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