TU intern - Februar 1999 - Alumni
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Oli Kai Paulus und Nurhan Yildirim zusammen mit dem Gründerpaten Heinz Dürr (v. l.), Vorsitzender der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin |
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Suchen könnte für ihn zum Lebensthema Nummer eins
werden - wenigstens was die berufliche Seite angeht. Der Begriff,
der für andere vielleicht ein wenig negativ klingt, hat für
Oli Kai Paulus wohl eher eine positive Bedeutung.
Denn Suchen ist für den Diplom-Informatiker in vielerlei Hinsicht eine durchaus lohnende Beschäftigung. Zum Beispiel das Suchen nach Informationen im Internet. Wer schon einmal mit Hilfe von Fireball, einer der populärsten deutschen Suchdienste, das WWW nach einem aktuellen Thema durchforstet hat, oder sich mit Paperball einen morgendlichen Zeitungsüberblick verschafft, der ist der Arbeit von Kai Oli Paulus bereits begegnet. Die beiden Suchmaschinen entstanden in der KIT-Projektgruppe von Prof. Dr. Bernd Mahr am Institut für Kommunikations- und Softwaretechnik der TU Berlin. KIT steht dabei für Kommunikations- und Informationstechnologie und faßt die Drittmittel-finanzierten Projektgruppen des Lehrstuhles zusammen. IN ERSTER LINIE DIENSTLEISTUNG Dort war Paulus von 1992 bis 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Die letzten beiden Jahre arbeitete er als Projektleiter im Bereich Internet-Informationstechnologie. In diese Zeit fällt auch die Entwicklung der beiden Suchmaschinen Paperball und Fireball. Bei Prof. Mahr ist Oli Kai Paulus auch heute noch tätig, als Promovend, in den letzten Zügen seiner Doktorarbeit. Doch nebenbei - die WiMi-Stelle lief aus - hat er sich eine andere Beschäftigung gesucht. Zusammen mit Nurhan Yildirim und Helmut Oertel, die er im Rahmen des Fireball-Projektes kennenlernte, gründete er im Juni 1998 eine Firma. Infonie ist der Name des Unternehmens. In der Langversion heißt das Infonie Technologieentwicklung und Informationsmanagement GmbH, erklärt Paulus, und genau das tun wir da auch. Wir machen alles, was mit Suchen von Informationen in Internet und Intranetzen zu tun hat. In erster Linie sehen sich die Gründer als Dienstleister. Wir entwickeln Software für Auftraggeber. Daneben haben wir mit eigener Produktentwicklung angefangen und wir betreiben eine kleine Forschungsabteilung, in der wir zum Beispiel mit dem Deutschen Forschungsnetz (DFN) zusammenarbeiten. Über einen Kooperationsvertrag wurde die Ausgründung des Unternehmens und die Zusammenarbeit mit der TU geregelt. Über mangelndes Interesse kann sich Infonie nicht beklagen. Neben der Weiterentwicklung von Fireball und Paperball im Auftrag von Gruner & Jahr wurde die Suchmaschine für Stern online entwickelt. Auch verschiedene Tochterunternehmen des Bertelsmannkonzerns gehören zu den Kunden des jungen Unternehmens. Es entwickelt Suchfunktionen für Redaktionssysteme ebenso wie kommerzielle Online-sites für die Baubranche. Auf die Frage, wie man auf die Idee komme, ein Unternehmen zu gründen, hat Paulus eine ebenso einfache wie überzeugende Antwort. Wenn man sieht, daß das, was man an der Uni tut auf dem Markt stark gefragt ist, und man die entsprechenden Kontakte hat, fragt man sich irgendwann, warum man das eigentlich nicht als Firma macht. Daß das Unternehmen erfolgreich ist, zeigt die Tatsache, daß Paulus, Oertel und Yildirim nicht nur auf der Suche nach Informationen in Internet, sondern schon bald nach der Gründung des Unternehmens auch auf der Suche nach neuen Mitarbeitern waren. Aus den anfangs vier Beschäftigten sind mittlerweile neun geworden, vier freie Mitarbeiter kommen hinzu. Über die Bedeutung von Studieren und Arbeiten an der Uni im Hinblick auf das spätere Berufsleben hat Paulus seine eigenen Vorstellungen und die spricht er auch deutlich aus. Das Studium an der Uni taugt nichts, resümiert Paulus; er spricht dabei einen fehlenden Praxisbezug und sinnlose Lehrformen, wie z. B. Seminare, an. Besser seien da Veranstaltungen im Rahmen des Tutorenmodells und Gruppenarbeiten gewesen. Paulus legt großen Wert darauf, ganz deutlich zwischen Studium und der Arbeit in Drittmittelprojekten zu trennen. Diese Arbeit, gefördert durch Professor Mahr, sei sehr gut gewesen. Sie habe viele Freiräume geboten und man konnte lernen, Verantwortung für die eigenen Projekte zu übernehmen. FORSCHUNG MIT PRAXISBEZUG Auch zum Verhältnis zwischen der Uni und ihren Unternehmensgründern findet der gebürtige Wiesbadener kritische Worte. Man muß schon das Studium dahingehend ausrichten, daß Forschung auch einen Praxisbezug haben kann und soll, sagt er. Man kann nicht auf der einen Seite betonen, daß die Universität für Wissenschaft und Forschung da ist und auf der anderen Seite sagen, wenn die Studierenden ihr Diplom gemacht haben, dann machen wir sie zu Unternehmern. Wie die konkreten Hilfen für Unternehmensgründer aussehen sollen, hängt nach Meinung von Oli Kai Paulus stark vom Einzelfall ab. Wir als Dienstleister brauchten zum Beispiel kein großes Startkapital, bei uns kam es vielmehr auf die richtigen Kontakte an. Dabei erhielt die Infonie Unterstützung von Heinz Dürr, der ihnen als sogenannter Gründungspate mit Rat und Tat zur Seite stand. Die Einrichtung der Gründungspaten entstand auf Initiative der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin, deren Vorsitzender Heinz Dürr ist. Auf der Suche nach neuen Kunden, denn die Akquisition ist Paulus Aufgabe im Unternehmen, weiß er auch um die Bedeutung von PR-Arbeit. Paulus warnt davor, Unternehmen, die als Ausgründungen aus der Uni entstanden sind, auf Messen nur an Sonderständen und in Forschungshallen zu präsentieren. Viel besser wäre es, die jungen Unternehmen an den Ständen etablierter Firmen unterzubringen. urs © 2/'99 TU-Pressestelle |