TU intern - Januar 1999 - Menschen

Jugendstilhaus im alten Glanz

Für die Renovierung des Fidus-Hauses erhielten Hans Bischoff und Martin Eichmeyer den Brandenburgischen Denkmalpflegepreis
Ein Haus erwacht wieder zum Leben. Gut drei Jahre lang hat die von den TU-Absolventen Hans Bischoff und Martin Eichmeyer geplante und geleitete Restaurierung des verfallenen sogenannten ”Fidus-Hauses" in Woltersdorf gedauert. Ihre Mühen wurden nun vom Land Brandenburg belohnt. Für die ”beispielhafte denkmalgerechte Restaurierung des Hauses" erhielten die zwei zusammen mit dem Bauherren, Bischoffs Vater Hans-Meinhard, den Brandenburgischen Denkmalpflegepreis 1998. Damit verbunden ist ein Preisgeld von 5000,- Mark.

Das Wohn- und Atelierhaus wurde 1907 bis 1909 von seinem Eigentümer, dem Künstler Hugo Häppener (1868-1948), erbaut. Der Jugendstilmaler hatte von seinem Lehrmeister, dem Maler und Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach den Namen ”Fidus", der Getreue, verliehen bekommen. Entsprechend wurde das Gebäude ”Fidus-Haus" genannt. Es diente zu Lebzeiten von Häppener als Atelier, Wohn- sowie Gästehaus und entwickelte sich zu einem lebendigen Zentrum für Anhänger des lebensreformerischen Gedankens. Zu den Idealen dieser Bewegung zählten unter anderen Befreiung vom Muff der vollgestellten Bürgerwohnung, eine neue Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und Freikörperkultur.

Die innere Gestaltung und Ausstattung des Hauses gilt mittlerweile als bedeutendes Dokument für die Lebensweise der sogenannten Lebensreformer. Da zudem die äußere Gestalt des Atelier- und Wohnhauses ein individuelles Zeugnis der Baukunst der Jahrhundertwende darstellt, erklärte der Rat des Kreises Fürstenwalde das Haus inklusive Garten 1977 zum Baudenkmal. Das verhinderte allerdings nicht den zunehmenden Verfall von Haus und Garten. Von 1940 an unbeheizt und von 1988 an unbewohnt verwilderten Haus und Garten zusehends, Vandalismus tat ein übriges.

Als 1995 die Arbeiten mit der Vorgabe des Bauherren, den Ursprungszustand so weit wie möglich wiederherstellen, begannen, war aber vieles noch im Original vorhanden. Komplett neu mußten Hans Bischoff und Martin Eichmeyer allerdings die Heizungsanlage machen lassen, außerdem mußten sämtliche stark verwitterten Holzbauteile und ein Großteil des Ziegeldachs erneuert werden. Problematisch war der Nachbau des kurz vor dem Bruch stehenden großen Atelierfensters. Letztlich konnten die beiden eine polnische Tischlerei überreden, eine nach ihren Vorgaben gestaltete Nachbildung zu erstellen.

Für die beiden TU-Absolventen des Wirtschaftsingenieurwesens war die Restaurierung nicht das erste Projekt auf dem Gebiet Instandsetzung. Bereits seit 1992, als sie gemeinsam die Sanierung und Umnutzung für eine ehemalige Badewannenfabrik in Berlin-Treptow übernommen hatten, arbeiten die beiden in diesem Bereich. Mit dem Ergebnis ihres dreijährigen Schaffens am ”Fidus-Haus" sind sie mehr als zufrieden, da auch Details und Kleinigkeiten, zum Beispiel bei Holzeinbauten, weitestgehend wiederhergestellt wurden. Insgesamt hat die Instandsetzung, die komplett aus privaten Mitteln finanziert wurde, eine knappe Million Mark gekostet. Was mit dem Haus nun geschieht, ist derzeit jedoch noch offen.

cho


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