TU intern - Januar 1999 - Vermischtes

Schriftsteller des Monats: Heiner Müller

Am 9. Januar dieses Jahres wäre der am 30. Dezember 1995 verstorbene Heiner Müller 70 Jahre alt geworden.

Der in Eppendorf/Sachsen geborene Schriftsteller zählt zu den wichtigsten, aber auch umstrittensten deutschen Dramatikern der Nachkriegszeit. Seine Bedeutung wird durch zahlreiche Preise wie dem Georg-Büchner-Preis (1985) oder dem Kleist-Preis (1990) bestätigt. Oft wurde er mit Bertolt Brecht verglichen, besonders, weil Müllers Produktionsstücke der 50er Jahre sich an Brechts Lehrstücken orientierten.

In diesen frühen Werken, wie z. B. ”Der Lohndrücker" (1957), setzte er sich mit dem Alltagsleben in der DDR auseinander. Aufgrund der wirklichkeitsgetreuen Wiedergabe des Dorflebens zur Zeit der Bodenreform und Kollektivierung der Landwirtschaft wurde die Komödie ”Die Umsiedlerin oder das Leben auf dem Lande" (1961) verboten und Müller aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen. Trotz der kritischen Reflexion des real existierenden Sozialismus in seinen Werken wurde er aber von dem DDR-Regime als loyaler Außenseiter akzeptiert. So genoß er seit den 70er Jahren, als er in Westeuropa und den USA mit der Verarbeitung Shakespeares sowie antiker und klassischer Stoffe großes Interesse weckte, das seltene Privileg, in diese Länder zu reisen, wo seine Stücke inszeniert wurden. Dramen wie ”Hamletmaschine" (1977), und ”Germania Tod in Berlin" (1965/71) wurden in der DDR jedoch nicht aufgeführt, weil sie als geschichtspessimistisch bewertet wurden.

Nachdem er bereits von 1970-1976 als Dramaturg am Berliner Ensemble tätig war, wurde er 1995 zum dortigen Leiter ernannt. In der Akademie der Künste (Hanseatenweg 10 in Berlin-Tiergarten) - Heiner Müller war der letzte Präsident der Ostakademie, die sich 1993 mit der Westakademie vereinigte - läuft noch bis zum 14. 2. 1999 eine Ausstellung über den Dramatiker.

Alice Stephan


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