TU intern - Januar 1999 - Studium

SOKRATES/ERASMUS - Ein Programm mit Tücken

SOKRATES als Folgeprogramm von ERASMUS unterstützt die Zusammenarbeit von Hochschuleinrichtungen und den Austausch von Lehrenden und Studierenden innerhalb Europas. Es ist erklärter Wille der EU-Kommission, auch in Zukunft (SOKRATES II) Mittel zur Förderung der europäischen Dimension im Studiengang zur Verfügung zu stellen.

Der Übergang von ERASMUS zu SOKRATES führte dazu, daß die Hochschulen für ihre gesammelten Austauschaktivitäten nur noch einen Antrag stellen und mit der Kommission nur noch einen Vertrag schließen. Das bedeutet auch, daß die Universität als Ganze stärker für ihre transnationalen europäischen Aktivitäten in die Verantwortung genommen werden soll.

Der Erfolg des ERASMUS-Programms war auf das Engagement einzelner Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen zurückzuführen. Dieser ”grass-root"-Charakter von Kooperationen in den Fachbereichen sorgte für eine Fülle von Hochschulnetzen innerhalb Europas. Der jetzige Hochschulvertrag hat die Zuständigkeiten auf die Hochschulleitungen verlagert und nimmt diese stärker in die Pflicht. Die Kommission verspricht sich von dieser Struktur eine ausgewogenere Beteiligung aller Fachrichtungen, eine Verbesserung der Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen und eine einheitlich (gute) Betreuung der Austauschstudierenden.

Um das erreichen zu können, wird von der Hochschulleitung die Formulierung einer europäischen Bildungsstrategie gefordert, d. h. es werden Aussagen zu Maßnahmen zur Förderung von Studenten- und Dozentenmobilität verlangt. Dabei kann es nicht darum gehen, ERASMUS in ein Rektorenprogramm zu verwandeln, denn ohne den Einsatz und das Know-how der Fachvertreter können Austauschprogramme nicht funktionieren. Vielmehr müssen in diesem Zusammenhang eine Reihe von organisatorischen Maßnahmen und Anreizmechanismen geschaffen werden, um Europaaktivitäten für die Fachvertreter lohnenswert zu machen.

Als Erfolg galt das ERASMUS-Programm deshalb, weil innerhalb kürzester Zeit die Teilnehmerzahl der Studierenden um das Zehnfache gestiegen war, d. h. sowohl die Studierenden als auch die Hochschullehrer/innen hatten das Programm angenommen. Zentrale Kritikpunkte des Nachfolgeprogramms SOKRATES waren die zu geringen finanziellen Mittelzuweisungen an die Hochschulen und der hohe bürokratische, für die Hochschulen kostspielige Aufwand zur Umsetzung des Programms.

Dennoch hat das SOKRATES-Programm an der TU Berlin - wie auch an anderen Hochschulen - zu einer merklichen Ausweitung der Austauschbeziehungen geführt, so daß gegenwärtig 205 Kooperationsverabredungen mit europäischen Universitäten bestehen. Insofern kann man natürlich von einer Verstärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Hochschulen in ganz Europa und von einer Diversifizierung von Mobilitätsangeboten sprechen. Die Internationalisierungseffekte des SOKRATES-Programms bleiben somit weiterhin wirksam. Zu hoffen ist allerdings, daß die nächste Programmgeneration unbürokratischer und nutzerfreundlicher gestaltet wird, damit die Schwungkraft und die Akzeptanz dieses EU-Bildungsprogramms weiterhin erhalten bleibt.

Dr. Carola Beckmeier
Leiterin Arbeitsgruppe
Auslandsstudium/Austauschprogramme


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