TU intern - Juli 1999 - Alumni

Kunststofftrennung und mobiles EKG

Absolventen der TU Berlin gewinnen Business Plan-Wettbewerb '99

Am dritten Juli 1999 wurden die Gewinner der dritten Stufe des Business Plan-Wettbewerbs '99 Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. Insgesamt wurden sechs Teams prämiert: drei erhielten Preise für die Entwicklung neuer Produkte, drei weitere für Geschäftsideen im Dienstleistungsbereich.

Möchten in den nächsten Monaten eine Firma gründen: Horst Seefeld, Hans-Joachim Rößler und Dr. Frank Klein (l.)
An zwei der prämierten Ideen sind Doktoranden und Absolventen der TU Berlin beteiligt. ”Primary Product Technologies GmbH" (PPTec) heißt die Firma, die Dr. Frank Klein, Horst Seefeld und Hans-Joachim Rößler, alle drei Absolventen des Fachbereichs Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften der TU Berlin, in den nächsten Monaten gründen möchten und die den 2. Platz im Dienstleistungsbereich erzielte. Die Geschäftsidee entstand aus einem Forschungsprojekt am Institut für Nichtmetallische Werkstoffe unter der Leitung von Prof. Dr. Käufer.

TRENNUNG VON KUNSTSTOFFEN

Bei dem Projekt wie auch bei der Geschäftsidee des PPTec-Teams geht es um die selektive Trennung von Kunststoffen mit Hilfe eines Lösungsverfahrens. Das Verfahren soll in Zukunft die manuelle Trennung von Kunststoffmüll für das Recycling, zumeist eine schmutzige und ekelerregende Tätigkeit, überflüssig machen. Dazu wird Kunststoffmüll in einem großen Kessel mit einem organischen Lösungsmittel versetzt und verflüssigt. Anschließend werden die wiederverwertbaren Kunststoffe getrennt, gefiltert und gereinigt. Nach dem Trocknen können sie wie herkömmliche Kunststoffe eingesetzt werden.

Entwickelten mit Absolventen der Medizinischen Hochschule Hannover ein Herz-Kreislauf-Diagnosesystem: Tosja Zywietz (l.) und Jens Holst (r.)
Mit der Gründung der ”Biosigna Consulting GmbH" soll ein junges forschungsnahes High-Tech-Unternehmen im Bereich der Medizintechnologie entstehen. Zum Biosigna-Team gehören Tosja Zywietz und Jens Holst, beide Doktoranden am FB Physik der TU Berlin, sowie Christoph Zywietz und Stephanie Beck von der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Geschäftsidee, die den 3. Platz im Produktbereich erzielte, ist ein mobiles Herz-Kreislauf-Diagnosesystem, das ein EKG aufnehmen und automatisch analysieren kann.

Biosigna möchte mit dem Gerät neue Marktsegmente neben Kliniken und Arztpraxen erschließen. Dazu gehört unter anderem der Bereich Homecare, d.h. die Heimversorgung von Herzpatienten, die das Gerät zu Hause zur Überwachung und Warnung nutzen können. Für dringende Fälle soll das Gerät über eine Teleschnittstelle mit einer direkten Verbindung zum behandelnden Arzt ausgerüstet werden. Neben dem Homecarebereich soll das Gerät in der Notfallmedizin zum Einsatz kommen. Es kann in Rettungswagen und Hubschraubern installiert werden und soll dort eine schnellere Diagnose vor Ort ermöglichen.

MOBILES EKG IM FLUGZEUG

Eine weitere Zielgruppe sind Fluggesellschaften, die das mobile EKG-Gerät für eine genaue Diagnose an Bord nutzen und, sollte der Krankheitsfall nicht bedrohlich sein, auf eine kostenaufwendige Notlandung verzichten können. Wie bei PPTec steht auch bei Biosigna die Firmengründung noch bevor. Sie soll jedoch erst im Frühjahr 2000 stattfinden, da Tosja Zywietz und Jens Holst zunächst ihre Promotion beenden möchten.

Beiden Gründerteams ist die gute Erinnerung an ihr Studium bzw. die Promotion an der TU Berlin gemeinsam. Dr. Frank Klein, Horst Seefeld und Hans-Joachim Rößler loben vor allem die praxisnahe Ausrichtung des Gebiets Polymertechnik der TU Berlin. Am Institut, so die drei Firmengründer, bestand ein ”ständiger Kontakt zur Wirtschaft und zu auftraggebenden Firmen", da man die nötigen Drittmittel für Projekte und vor allem auch für die eigene Stelle selbst von der Wirtschaft habe einwerben müssen. So habe ihre Forschung ”völlig losgeslöst vom Elfenbeinturm der Wissenschaft" stattgefunden und sie mit dem nötigen Know-how und wichtigen Kontakten für die eigene Firmengründung ausgestattet. Auch für die Zukunft erhoffen sich die Gründer von PPTec eine enge Verbindung mit ihrem Heimatinstitut an der TU Berlin. Tosja Zywietz und Jens Holst sehen ihre Zeit an der TU Berlin ähnlich positiv. Tosja Zywietz sagt: ”Die letzten drei Jahre waren vielleicht die schönste Zeit, die ich überhaupt je hatte", und meint damit besonders die hervorragende Betreuung seiner Doktorarbeit. Darüber hinaus schätzen beide das eigenverantwortliche und selbständige Arbeiten während der Promotion. Sie vermissen allerdings eine bessere Betreuung und Information über die Möglichkeit der Existenzgründung, besonders für Doktoranden, da während der Promotion die meisten Ideen für Produkte und Firmen entständen.

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