TU intern - Juli 1999 - Studium

Madrid en San Isidro

Eine Reise mit der Zentraleinrichtung Moderne Sprachen

Mit Flamenco, Konzerten und altertümlichen Trachten feiert Madrid alljährlich die San-Isidro-Woche, ein Fest zu Ehren des Schutzpatrones der Stadt
Seit 1992 bietet die Zentraleinrichtung Moderne Sprachen der TU Berlin (ZEMS) eine kompakte, drei Semester umfassende, sprachliche Vorbereitung in Spanisch an. Sie hilft bei der Aufnahme eines Auslandsstudiums, Praktikums-, Projekt- oder Forschungsaufenthaltes. Hauptziel ist es, neben der Sprachkompetenz die Auslandskompetenz zu verbessern.

Außerdem soll das soziokulturelle universitäre Umfeld Spaniens analysiert werden. Die Intensivphase eines solchen Kurses fand vom 7. bis zum 17. Mai 1999 in Madrid statt. Sie sollte vor allem das Verstehen von Vorlesungen und Fachdiskussionen, von Behörden- und Verwaltungssprache, das Argumentieren in einer der Situation und dem Kulturkreis angemessenen Weise sowie die Verbesserung der Mitteilungsqualität und die Fähigkeit zur Interaktion fördern. Die Studierenden besuchten Vorlesungen der Universidad Politecnica und der Universidad Complutense sowie Tandem-Seminare und führten Fachdiskussionen mit Studierenden und Dozenten. Die Studenten aus Berlin, die im Rahmen eines Austauschprogrammes nach Madrid gehen werden, hatten die Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen. Drei Teilnehmer des Kurses schildern ihre Erfahrungen so:

SPANISCH, BIS EINEM DIE OHREN ABFLIEGEN

Wollen wir mal sehen, ja, wie war das denn noch? Im nachhinein ist es nicht so ganz einfach, die vielen Eindrücke zu sortieren, auch wenn wir für den ZEMS-Sprachkurs eigentlich ein Tagebuch führen sollten.

Aber beginnen wir mit der Hinreise. Flug ab Berlin-Tegel mit lberia. O ja, wir haben die zusätzlichen zwei Stunden am Flughafen sehr genossen, das Eis im Restaurant war klasse und sogar einigermaßen bezahlbar. Iberia tröstete uns noch mit einem kleinen Imbiß, und dann ging's los. Und es ging noch eine ganze Weile, denn von der Plaza Colon, wo der letzte Bus uns absetzte, war es bis zur Herberge noch ein gutes Stück zu laufen. Aber es war ja schon mitten in der Nacht und nicht ganz so heiß, wie es in der kommenden Woche noch werden sollte.

Am ersten Wochenende besahen wir uns einige Sehenswürdigkeiten in der zu Fuß ablaufbaren Umgebung der Herberge, was sich für die spätere Orientierung als nützlich erwies. Jeder von uns war mit Stadtplan, Metroplan und ausreichenden Spanischkenntnissen ausgestattet, was auch gut so war, denn wir haben dann doch des öfteren mal den einen oder anderen verloren.

Wir fanden heraus, daß die San Isidro-Woche erst am Donnerstag beginnen sollte, aber bis dahin waren wir mit Complutense, Politecnica, Tandem, Kino und Siesta im Retiro-Park sowieso vollauf ausgelastet. Spanisch, bis einem die Ohren abfliegen, auch und gerade auf dem Flohmarkt ”Rastro" oder in der Bar ”Cuenta Cuentos", in der Geschichten erzählt werden. Wir trafen viele nette Leute in Madrid: viele Spanier, einen Franzosen, einen Australier und einen Südafrikaner. Spanglisch ist eine sehr lustige Angelegenheit, vor allem, wenn man auf der Plaza Mayor sitzt und schon einen sitzen hat. Allerdings trafen wir auch weniger nette Leute in Madrid: die Bedienung in unserem ersten Café, einen Exhibitionisten, einen Dieb. Na ja, den Dieb trafen wir nicht wirklich, aber die Tasche war weg und der Pulli auch.

Und dann begann die alljährliche ,,La semana de San Isidro", die San-Isidro-Woche. Dabei handelt es sich um eine Festwoche zu Ehren des Schutzpatrons der Stadt Madrid: San Isidro. Zum Auftakt werden riesige menschliche Figuren auf der Plaza Mayor herumgetragen, es gibt Flamencodarbietungen und Konzerte allerorts. Viele Leute tragen altertümliche Trachten, auch und gerade die Kinder.

Die Wassersüchtigen unter uns machten einen Tagesabstecher nach Malaga, andere waren trotz traumhaften Wetters im Museum, wieder andere erkundeten die Stadt und zähmten in der Siesta Fasane. Und Toledo lockte! Berühmt für seine Taschenmesser, seine Fächer und sein Marzipan genauso wie für den malerischen Zauber der Altstadt, die sich uns bei bestem Wetter herrlich präsentierte, war sie uns einen Tagesausflug wert.

SO VIEL GESEHEN

Wir haben so viel gesehen, waren im Radiosender ,,Cadena Ser" und live im Fernsehen in der Talkshow ,,Digan lo que digan", wir verglichen die spanischen McDonald's-Preise mit den hiesigen, fanden die günstigsten Hersteller von bocadillos con calamares (Tintenfischbrötchen), tranken Wein und Cidra, teilten Betten, die einzige Dusche und Metro-Zehnerkarten, und zum Schluß waren wir so richtig schön fertig. Müde, braunge- oder auch rotverbrannt, mit wesentlich mehr Gepäck und mehr Speck auf den Rippen, hetzten wir am Montagmorgen zum Flughafen, schafften es gerade noch pünktlich, hatten aber vor Flugantritt doch noch eine gute halbe Stunde Zeit, um zu Atem zu kommen, da es wegen des Streiks der Iberia-Piloten wieder zu Verspätungen kam.

Vier von uns neun Spanienreisenden werden ein ganzes Jahr in Madrid verbringen. Gerade für sie bot diese Exkursion eine hervorragende Möglichkeit, sich ein erstes Bild zu machen, die Stadt schon einmal oberflächlich kennenzulernen, das Hörverständnis zu verbessern und frei Sprechen zu üben. Zirkusreife Artistennummern im Park und der Herbergsvater mit seinem Spezialgebräu machten das Lernen zum Vergnügen.

Yumi Kawashima (Architektur),
Almut Köhler (U-Tech.),
Thomas Rinas (Bau-Ing.)


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