TU intern - Juli 1999 - Alumni

Mit dem Betrieb hier durchaus zufrieden

Der Fachbereich Mathematik befragt Absolventen und Absolventinnen

Vor dem Abschied von der Uni geht's zum Abschlußinterview mit dem Prüfungsobmann
Wer im Fachbereich Mathematik das Diplom gemacht hat, muß vor der Aushändigung des Zeugnisses zu einem Abschlußinterview mit dem Prüfungsobmann. Das hat der Fachbereichsrat in Verbindung mit einer Reihe von Studienreformmaßnahmen vor drei Jahren beschlossen, um neben der ”lokalen" Evaluation von Lehrveranstaltungen auch ein ”globales" Instrument der Rückkopplung zu installieren.

Neben statistischen Fragen nach der Verteilung der gewählten Schwerpunkte und Fächer, nach Auslandsaufenthalten, Praktika oder der Studiendauer stehen Fragen der subjektiven Einschätzung im Vordergrund: ”Wie haben Sie die Betreuung während der Diplomarbeit empfunden? Wie lange dauerte die Einarbeitung in das Gebiet der Diplomarbeit, und wie beurteilen Sie die Angemessenheit dieses Zeitraums? Empfinden Sie Ihre Studienzeit als angemessen, zu kurz oder zu lang? Welche Umstände waren Ihrem Studium besonders förderlich oder hinderlich?" Oft weiten sich die Interviews über den vorformulierten Fragenkatalog hinaus zu ausführlichen Gesprächen aus, die ein sehr lebendiges Bild vom Studium in unserem Fachbereich bieten.

ZUFRIEDENE STUDIERENDE

Was sind die Ergebnisse? Zwei stechen besonders hervor. (Die folgenden Zahlen beziehen sich auf den Studiengang Mathematik, die in Klammern gesetzten auf die Studiengänge Techno-/Wirtschaftsmathematik. Insgesamt wurden im Studiengang Mathematik 75 Absolventen und Absolventinnen befragt, im Studiengang Techno-/Wirtschaftsmathematik noch einmal etwa die gleiche Anzahl.)

  • Die Studierenden sind ”mit dem Betrieb hier" durchaus zufrieden: über 70 % (95 %) empfinden die Studienorganisation des Fachbereichs als gut oder zufriedenstellend, ebenso viele 70 % (60 %) die Betreuung während der Diplomarbeit als gut.
  • Die Hälfte der Studierenden sieht andererseits ihre Studienzeit als zu lang an, was bei einem Median von 15 (13) Semestern kaum verwunderlich ist.

Offenbar ist die Studienorganisation daran nicht schuld und überraschenderweise auch nicht der ”Vorlauf" zur Diplomarbeit. Die Einarbeitungsphase dauert 5-9 (3-12) Monate und nur in sehr seltenen Ausnahmefällen mehr als ein Jahr. Diese Dauer betrachten die Studierenden (wie die Hochschullehrer) durchaus als angemessen. Ein Drittel (Sechstel) der Absolventen sind im Ausland gewesen, die Hälfte (60 %) hat während ihres Studiums ein (freiwilliges) Praktikum gemacht oder einen fachrelevanten Job gehabt.

Auf welche Weise nutzen wir die Information der Interviews, welche Konsequenzen gibt es? Die Tatsache, daß die Studienorganisation und Betreuung überaus positiv bewertet werden, erlaubt die befriedigende Feststellung, daß wir jedenfalls aus dieser Perspektive mit dem Ist-Zustand ganz zufrieden sein können. In Einzelfällen kommt es zu Beschwerden über die (just absolvierten) Prüfungen oder über die Betreuung der Diplomarbeit. Diesen Fällen geht der Prüfungsobmann dann nach und versucht in Gesprächen mit dem Prüfer Aufklärung und wenn nötig Abhilfe zu schaffen. Ein grundsätzlicheres Problem sind die langen Studienzeiten. Nach unseren Abschlußgesprächen stellen sich die Gründe dafür sehr komplex dar. In den meisten Fällen von langen Studienzeiten werden der Zwang zur Arbeit neben dem Studium, Familiengründung, gesundheitliche und allgemeine ”persönliche" Gründe genannt, Gründe also, die außerhalb der Verantwortung und Einflußnahme der Universität liegen. Hinzu kommt, daß etwa 30 % der Langzeitstudierenden mit ihrer Studienzeit durchaus einverstanden sind; sie wollen es nicht anders. Etwa derselbe Prozentsatz hingegen würde einen stärkeren äußeren Zwang zum Abschluß begrüßen. Die Frage, ob der Fachbereich Maßnahmen in dieser Richtung ergreifen soll, wird in näherer Zukunft unsere Ausbildungskommission beschäftigen.

WO SIND SIE GEBLIEBEN?

So sinnvoll die geschilderte Befragung der Diplomierten erscheint, so gern wüßte man, wie unseren Absolventen der Berufseinstieg gelingt. Die Berufsaussichten für Mathematiker sind gegenwärtig ausgezeichnet. Viele der Absolventen (die Mehrzahl in Techno-/Wirtschaftsmathematik) haben bereits zur Zeit des Abschlußinterviews eine Anstellung gefunden. Oft bietet schon ein Praktikum oder ein fachbezogener Job während des Studiums den passenden Einstieg. Wie aber ergeht es den anderen? Wie sehen sie ihr Studium nach einiger Zeit im Rückblick? Auch das versuchen wir zu ermitteln, indem wir nach etwa anderthalb Jahren noch einmal einen Fragebogen versenden. Aber einerseits ist diese Aktion natürlich mit Zeitverzögerung angelaufen, andererseits ist die Rücklaufquote der Fragebögen niedrig, so daß das bisher eingegangene Material noch keine vernünftigen Konsequenzen zuläßt. In einem aber sind sich alle Rücksender einig: Ein Mathestudium an der Technischen Universität Berlin würden sie durchaus empfehlen.

Damit stehen die Ergebnisse der Absolventen-Befragung des FB Mathematik im Gegensatz zu den Ergebnissen des Stern-Rankings, bei dem sich die Mathematik an der TU Berlin aufgrund der langen Studiendauer und der schlechenten Organisation des Studiums in der Schlußgruppe befindet.

Prof. Dr. Dirk Ferus,
Fachbereich Mathematik der TU Berlin


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