TU intern - Juni 1999 - Vermischtes

Buchtip

TU intern fragt Menschen aus unserer Universität, welche Bücher sie gerne lesen. Heute: Harald Kolrep-Rometsch vom Zentrum Mensch-Maschine-Systeme:

Ich lese gerade das Buch "Deutsch und anders - die Sprache im Modernisierungsfieber". Der Autor, Dieter E. Zimmer, greift seine unterschiedlichen beruflichen Aktivitäten (Literaturkritiker, Übersetzer, Herausgeber, Buchautor, Wissenschaftsjournalist) auf und beleuchtet dabei Aspekte der Modernisierung und Weiterentwicklung der deutschen Sprache in einer Sammlung von Essays. Der erste und längste Essay mit dem Titel "Neuanglodeutsch - über die Pidginisierung der Sprache" befaßt sich mit der Immunschwäche unserer Sprache gegenüber englischsprachigen Einsprengseln. Insbesondere die Computersprache hat zur Einführung neuer Wörter oder zu ihrer Bedeutungsveränderung geführt. In vielen Fällen ist es eine Bereicherung, doch um sich in der Umgebung der deutschen Sprache frei bewegen zu können, müssen sich fremdsprachige Wörter den deutschen Wortbildungsregeln unterwerfen. Sonst entstehen Unsicherheiten, bisweilen sogar Kauderwelsch. Heißt es: Du hast die Festplatte backuped? backupt? gebackupt? upgebackt? oder aufgebacken? Zimmer ist alles andere als ein dogmatischer Verteidiger des "richtigen" Deutsch, er führt auf vergnügliche Weise zum eigentlichen Problem: Nicht der Einstrom fremder Wörter ist es, der verschiedene europäische Sprachen bedroht, sondern ihre Unfähigkeit, die eingereisten Fremden zu assimilieren und ihnen damit volle Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Damit wird sein Buch ein Plädoyer für ein flexibles, aufnahmefähiges Deutsch, das aber seine Eigenart behauptet. Angenehm ist der humorvolle, niemals belehrende Ton, bisweilen fühlt man sich auch ertappt, weil man selbst wieder einen Pidginbrocken in den Mund genommen hat.

Dieter E. Zimmer, "Deutsch und anders - die Sprache im Modernisierungsfieber" rororo-Sachbuch, 1998, DM 16,90.


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