TU intern - Juni 1999 - Menschen

Party-Effekt und Photosynthese

Carl-Ramsauer-Preis an TU-Absolventen Te-Won Lee und Stephan Zech

Der Elektrotechniker Dr. Te-Won Lee und der Chemiker Dr. Stephan Zech sind die Preisträger der TU Berlin bei der diesjährigen Verleihung des Carl-Ramsauer-Preises. Die TEMIC Telefunken microelectronic GmbH Nürnberg vergibt den Preis seit elf Jahren jährlich für hervorragende Dissertationen, die auf dem Gebiet der Physik, Elektrotechnik und verwandter wissenschaftlicher Gebiete an den drei Berliner Universitäten entstanden sind. Jeweils zwei Wissenschaftler/innen von der Technischen Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 10000 DM. Die Auszeichnung ist nach dem ersten Leiter des AEG Forschungsinstituts, dem bedeutenden Experimentalphysiker Prof. Dr. Carl Ramsauer, benannt.

Dr. Te-Won Lee, der seine Dissertation 1997 abschloß, hat sich sehr erfolgreich am Fachgebiet Elektronik der TU Berlin bei Professor Reinhold Orglmeister und am Salk Institute (San Diego/USA) mit informationstheoretischen Ansätzen zur blinden Quellentrennung beschäftigt. Diese erlaubt die Rückgewinnung einzelner Signale aus einem Signalgemisch ohne Kenntnis der Art der Mischung. Man denke zum Beispiel an den sogenannten Cocktailparty-Effekt. Wenn mehrere Personen gleichzeitig laut sprechen und auch noch musiziert wird, entsteht ein unverständliches Signalgemisch. Die blinde Quellentrennung ermöglicht die Rückgewinnung einzelner verständlicher Signale. Dafür gibt es viele weitere bedeutende Anwendungen in der Kommunikationstechnik, zum Beispiel das Freihandtelefonieren im Auto oder der Medizintechnik beispielsweise bei Trennung elektrischer Gehirnsignale. Für sein überdurchschnittlich gutes und schnell abgeschlossenes Studium der Elektrotechnik hatte Te-Won Lee im Juni 1995 bereits den Erwin-Stephan-Preis der TU Berlin erhalten. Derzeit forscht er am Salk Institute in La Jolla/USA und ist Assistent Professor an der University of California in San Diego/USA.

Mit der Photosynthese, bei diesem Prozeß wird Sonnenenergie in chemisch nutzbare Formen umgewandelt, beschäftigte sich Dr. Stephan Zech in seiner 1998 bei Professor Wolfgang Lubitz am Max-Volmer-Institut für Biophysikalische Chemie und Biochemie der TU Berlin abgeschlossenen Dissertation. Ihm ging es um die Strukturaufklärung der Reaktionszentren der Photosynthese. Diese Reaktionszentren sind Proteine, in die verschiedene Moleküle, sogenannte Kofaktoren, eingelagert sind. Zwischen diesen Kofaktoren findet ein Elektronentransfer statt, der durch das Sonnenlicht ausgelöst wird. Um die Funktion der Reaktionszentren zu verstehen, muß zunächst ihre räumliche Struktur aufgeklärt werden. Insbesondere Abstände zwischen einzelnen Molekülen sind wichtige Parameter, da sie direkt mit der Geschwindigkeit des Elektronentransfers in Verbindung stehen.

Mit Hilfe einer neuen Methode der gepulsten Electron Paramagnetic Resonance (EPR)-Spektroskopie war es möglich, Abstände zwischen den Kofaktoren sehr präzise zu messen. Diese Abstände tragen somit wesentlich zum Verständnis von Struktur und Funktion der Reaktionszentren bei.

Stephan Zech, der Chemie an der TU Berlin studierte, ist seit Juli 1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin im Rahmen des Schwerpunktprogramms "Hochfeld-EPR in Biologe, Physik und Chemie" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

cho


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