TU intern - Mai 1999 - Vermischtes
Abstoßung und AnziehungAusstellung in der Kunststiftung Poll
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Theaterfest auf dem Marlene-Dietrich-Platz, Berlin 1998 | ||
"Momente und Jahre" lautet der Titel der Fotoausstellung
von Gabriele und Helmut Nothhelfer, die noch bis zum 10. Juli
in der Galerie der Musikschule/Kunststiftung Poll zu sehen ist.
Die insgesamt 21 Fotografien der beiden Künstler, die in
der Zeit zwischen 1974 und 1998 entstanden sind, zeigen Menschen
in der Freizeit: auf Veranstaltungen mit festlichem Charakter,
an Gedenk- und Feiertagen, bei Eröffnungen oder Umzügen.
Aufgenommen wurden alle Bilder in Berlin.
Seit 25 Jahren sind Gabriele und Helmut Nothhelfer diesem Konzept, Menschen in der öffentlich organisierten Freizeit darzustellen, treu geblieben. Sie gehören damit zu den wenigen Künstlern, die kontinuierlich Bilder zur Geschichte der Menschen in Berlin aufgenommen haben, um so auf ihre eigene Weise ein Stück Zeitgeschichte festzuhalten. "Heute interessiert uns am meisten die Ausstrahlung der Menschen und welche Spannung mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld besteht", erklärt Gabriele Nothhelfer. Der magische Raum, der durch den Blick und die Haltung der fotografierten Personen entsteht, und die Spannung von Abstoßung und Anziehung, die den Fotografen wie auch den Betrachter einbezieht und zugleich ausschließt, soll in den Bildern der beiden Künstler zum Ausdruck kommen. Fotografien gehören auch zu Gabriele Nothhelfers Arbeitsalltag. Seit 1972 ist sie als Fotografin am ISS Institut für Fahrzeugtechnik der TU Berlin tätig. Dort erstellt sie Sachaufnahmen, fotografiert Versuche und fertigt Aufnahmen für Lehrveranstaltungen oder Vorträge an. "Alles, was fotografisch gemacht werden kann, versuche ich herzustellen", erklärt Gabriele Nothhelfer. | ||
Tänzer auf der Love-Parade, Berlin 1995 | ||
Ihren Mann Helmut, der - ebenfalls als Fotograf - in der Zahnklinik des Benjamin Franklin Klinikums arbeitet, lernte die gebürtige Berlinerin an der Berliner Lette-Schule kennen, wo beide von 1967 bis 1969 studierten. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen kehrten sie zurück nach Berlin. Die ursprüngliche Idee, eine Fotogalerie zu eröffnen, verwerfen sie bald wieder und wenden sich, nach einigen Versuchen beim Film, 1973 der Fotografie zu, der sie bis heute treu geblieben sind. Die Bilder der Nothhelfers sind mittlerweile in Sammlungen in aller Welt zu finden, zum Beispiel im Fonds national d'art contemporaine in Paris, im Museum of Modern Art in San Francisco, aber auch im Museum Ludwig in Köln. Die Künstler stellten in berühmten Museen aus, unter anderem im Museum of Modern Art, New York, und waren auch bei der documenta 6 in Kassel 1977 dabei. Anläßlich ihrer Ausstellung im Landesmuseum Bonn 1993 zählte die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Nothhelfers zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Gegenwartsfotografie. "Es sind nur ganz wenige Bilder, die wir zur Veröffentlichung freigeben", sagt Gabriele Nothhelfer und beschreibt damit vielleicht das Erfolgsrezept ihrer Arbeit. Bis heute wurden nur etwa 125 Fotos der Öffentlichkeit vorgestellt. "Man kann natürlich ganz viele Bilder machen", sagt Gabriele Nothhelfer, "aber wir wollen unsere Vorstellungen darin realisieren", und das könne dann besonders gut funktionieren, wenn die Bilder so stimmig zueinander sind, daß ein Fremder, der sie einmal sieht, die Bilder in seinem Kopf durch die Welt trägt und nicht mehr so schnell vergißt. urs
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