TU intern - Mai 1999 - Aktuelles

Zum Artikel "Opposition selbst backen" in der April-Ausgabe der TU intern schrieb die Zentrale Frauenbeauftragte der TU Berlin, Heidi Degethoff de Campos:

Sehr geehrter Herr Schwarz,

Ihr Artikel in der April-Ausgabe der TU intern kann und soll nicht unwidersprochen bleiben, und zwar aus drei Gründen:

1. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Äußerungen, belegen sie doch genau meine im Konzil geäußerte Vermutung, daß geschlechtergerechter Sprachgebrauch nicht nur noch nicht in das alltägliche Verwaltungshandeln eingegangen ist, sondern augenscheinlich auf heftigen Widerstand stößt bei denjenigen, denen sprachästhetische Prinzipien das höherwertige Gut gegenüber der Gleichbehandlung von Frauen und Männern sind. Da es sich hier allerdings nicht um ein moralisches Phänomen, sondern um ein politisches handelt, kann ich als die gewählte Vertreterin der (politischen) Interessen von Frauen wohl kaum schweigen zu Vorgängen, die sowohl gegen Recht und Gesetz als auch gegen Beschlüsse der akademischen Gremien der TU verstoßen.

2. Mir scheint, Ihnen ist in Ihrer Empörung über die Einforderung nicht nur berechtigter, sondern sogar rechtlich sanktionierter (Schreib-)Formen entgangen, daß ich sehr wohl auch inhaltliche Kritik geäußert habe, nämlich daran, daß der Präsident sich durch gezieltes Auslassen bestimmter Textpassagen aus dem AT Kearney-Bericht zur Verwaltungsreform ganz offensichtlich seiner Verantwortung, Verabredungen bezüglich der Frauenförderung im Rahmen der Verwaltungsreform einzuhalten, entzieht. Selbst wenn dies nicht so wäre, gibt die Nicht-Erwähnung frauenfördernder Vereinbarungen bzw. Absprachen im Bericht des Präsidenten zu denken.

3. Daß Sprache Denken strukturiert - auch dafür liefern Sie m.E. den schlagenden Beweis: Sie beklagen den Mangel an inhaltlicher Auseinandersetzung, ohne zu bemerken, daß Ihr Lamento in Form und Inhalt seinen Gegenstand abqualifiziert und der Lächerlichkeit preisgibt. Mit anderen Worten: Weder Auseinandersetzung noch Argumentation wird wirklich gewünscht, sondern mittels süffisanter Formulierungen wird Wirklichkeit interpretiert und für wahr erklärt. Wohlgemerkt: Es handelt sich dabei auch um die Wirklichkeit anderer!

In der Hoffnung, daß Ihnen die beiliegende Broschüre bei Ihren Versuchen, "geendermäßig korrekt" zu schreiben, hilfreich ist, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Heidi Degethoff de Campos


Aus dem Fachgebiet Meßtechnik kam folgende E-Mail:

Die Sekretärinnen für Meßtechnik haben die triste Wartezone für die Studenten aus privaten Mitteln mit Bildern und Pflanzen freundlich ausgestattet. Sogleich fanden sich Studenten dort ein und machten noch die letzten Vorbereitungen für ihre Übungen und Vorlesungen etc. und pausierten. Leider mußten wir jetzt feststellen, daß unsere Pflanzen so gefallen, daß eine große Palme mitgenommen wurde und leider Zigarettenkippen in den Töpfen lagen. Schade, eigentlich für alle! Trotzdem - die überwiegende Mehrheit sieht es positiv.


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