TU intern - Mai 1999 - Studium

"Runter vom Elfenbeinturm - rein in die Praxis!!!"

Verbesserungsvorschläge aus der Studierendenumfrage

Schon in den vergangenen Ausgaben berichtete TU intern über die Ergebnisse und Auswertung der Umfrage unter allen Studierenden, die der Präsident der Universität und der für die Lehre zuständige Vizepräsident auf Initiative der Pressestelle im Dezember vergangenen Jahres durchgeführt haben. Wie bereits berichtet, finden sich in den Antworten der Studierenden neben Lob und Kritik auch viele konstruktive und zum Teil ausführliche Vorschläge, wie man das Studium an der TU Berlin verbessern könnte. Im folgenden sei daher eine Auswahl aus den vielfältigen Anregungen vorgestellt:

"Auf alle Fälle sollten auch Profs und Assistenten entsprechend ihrer Leistung ausgewählt werden, denn bei einigen hat man das Gefühl von völliger Resignation und absolutem Desinteresse. Diese haben in der Lehre nichts zu suchen! Evaluationen seitens der Studenten befürworte ich sehr!"
"Ich würde eine Professoren-Benotung begrüßen. Sie sollte die didaktischen Fähigkeiten, Lehrvorbereitung und Darbringung beinhalten."
"… es gab ein Karrierezentrum, wo man Adressen für Ferienjobs und Praktika und eine ausführliche und ernstgemeinte Berufsberatung bekommen konnte. Gerade dieses Karrierezentrum, das auch für die einzelnen Studienrichtungen Vorträge mit Leuten aus der Praxis organisiert hat, fehlt mir an der TU sehr."
"Auch ein Abschlußfest mit feierlicher Überreichung des Diploms ist in meinen Augen empfehlenswert. Das Originaldiplomzeugnis sollte nicht wie bisher zugesandt, sondern wirklich erst bei dem Fest überreicht werden. Einige Auszeichnungen, die es zum Teil bereits gibt, sollten zusätzlich übergeben werden."
"Am Wochenende Tanzabende (für alle, also keine Profitänze und so ... für Studenten, damit die Preise niedrig bleiben) im normalsten Sinne des Wortes (wie es unsere Vorfahren kannten - Omas und Opas)."
"Idee zum Thema Bibliotheken: Vor kurzem war ich in der Bibliothek der Uni Hohenheim, wo es ein interessantes System gibt. Dort können Bücher, die nur in einem Exemplar vorhanden sind, entweder überhaupt nicht (wie "rote" Bücher in der WiWiDok) oder aber - im Normalfall - nur über Nacht bzw. übers Wochenende ausgeliehen werden. Dadurch ist auch aktuelle Literatur für den, der sie braucht, verfügbar. Hier (WiWiDok) sind aktuelle Bücher meistens nicht zu haben. Vier Wochen Ausleihfrist sind zwar schön und für Lehrbücher sicherlich gut, aber im Sinne der Fairness nicht gerade optimal. (...) Zusätzlich gibt es dort sogenannte "Carels", das sind Arbeitsplätze (es gibt dort viele schöne Arbeitsplätze!), an denen Benutzer Literatur länger zum Arbeiten bereitstellen können (z. B. für Diplomarbeit). Der Standort dieser Literatur ist aber an der Ausleihe festgehalten und kann also von jedem festgestellt werden, so daß die Literatur auch dann allen zur Verfügung steht. Dieses System scheint mir auf den ersten Blick zur Nachahmung geeignet."
"Ich könnte mir schon vorstellen, daß es viele Studenten gibt, die zu einem Fußballspiel TU gegen FU Berlin gehen würden. Natürlich nicht der TU-Asta gegen die FU-Frauenbeauftragten, aber wenn hier die jeweils besten Fußballspieler aufeinandertreffen würden, wäre dies spannend."
Stellte man eine Rangliste der Verbesserungsvorschläge auf, stände die Forderung nach einer Evaluation der Lehre sicherlich an einer der ersten Stellen. Ein Großteil der Studierenden schlägt vor, eine inhaltliche Beurteilung der Lehre einzuführen, die den gebotenen Stoff, aber auch die didaktische Aufbereitung und die Anwesenheit der Lehrenden mit einbezieht. Darüber hinaus wünschen sich die Studierenden, daß die Evaluation bei einem schlechten Ergebnis auch entsprechende Folgen wie etwa die Entlassung der betroffenen Personen haben solle. Auch der Vorschlag, Didaktikschulungen für Lehrende anzubieten, gehören zu diesem Bereich.

Einladung von Gastdozenten aus der freien Wirtschaft im Rahmen von Pflichtveranstaltungen würde die Routine aufbrechen und den Praxisbezug wiederherstellen, in dem Studenten Stoff nicht nur als puren Ballast empfinden.

Ähnlich häufig wie der Vorschlag, eine Evaluation der Lehre einzuführen, war die Idee, durch Lehrbeauftragte aus der Praxis und die Einführung von Praxissemestern bzw. studienbegleitender Arbeit für mehr Praxisbezug der Lehrveranstaltungen zu sorgen.

Es sollte dringend mehr mit ausländischen Hochschulen kooperiert werden (und zwar nicht mit irgendwelchen (…) Unis ohne eigenes KNOW-HOW, sondern mit dem MIT o. ä.). Die Professoren sollten Studenten für Stipendienprogramme wie z. B. die Studienstiftung des deutschen Volkes vorschlagen. Studien- und Diplomarbeiten im Ausland sollten besser gefördert werden.

Darüber hinaus empfahlen die Studierenden der Universität, die Auslandskontakte durch Austauschprogramme und Patenschaften zu erleichtern. Sie schlugen vor, ein Pflicht-Auslandssemester für jeden Studierenden einzuführen und zu diesem Zweck Kontakte zu hochkarätigen Universitäten des Auslands wie dem MIT, Harvard oder Oxford aufzubauen. Zur weiteren Internationalisierung der TU schlugen die Studierenden vor, Lehrveranstaltungen in Fremdsprachen, vorzugsweise in Englisch, anzubieten.

Viele Vorschläge und Tips bezogen sich auf das Dienstleistungsangebot der Universität. Zu den häufigsten Empfehlungen gehörte hier die Einrichtung eines "Career-Centers", das Studierende bei allen Fragen rund um den Beruf beraten sollte. Zum Angebot eines solchen Centers sollten eine Praktikums- bzw. Jobbörse, die Vermittlung von Kontakten zur Wirtschaft sowie die Unterstützung bei der Bewerbung und Karriereplanung gehören.

Eine weitere Empfehlung der Studierenden bezog sich auf das Alumni-Programm der TU Berlin. Hier wünschen sich viele der Befragten einen besseren Kontakt der Universität zu ihren Absolventen und Absolventinnen sowie einen Ausbau des Programms mit entsprechenden Angeboten. Eine der dringlichsten Empfehlungen in Hinblick auf die Alumni war die Einrichtung einer festlichen Absolventenfeier, bei der auch die Abschlußzeugnisse vergeben werden sollten.

Ein Großteil der Tips und Empfehlungen bezog sich auf die Bibliothek der TU Berlin. Viele der Studierenden schlugen vor, die einzelnen Fachbereichsbibliotheken in einer Zentralbibliothek zusammenzuführen oder zumindest eine zentrale Ausleih- und Abgabestelle für Bücher einzurichten. Eine der häufigsten Anregungen war, das Katalogsystem der Bibliothek auf Computer umzustellen und den Katalog auch im Internet einsehbar zu machen. Auch das Ausleihen und die Kontrolle, welche Bücher bereits ausgeliehen sind, sollte über den PC möglich sein.

Auch das Internetangebot der TU Berlin, so rieten die Studierenden, solle weiter ausgebaut werden. Hier bezogen sich die Ratschläge auf das Angebot der einzelnen Fachbereiche: Die Studierenden schlugen vor, Klausurthemen, Vorlesungsskripte und Informationen über die Lehrveranstaltungen sowie E-Mail- Adressen der Lehrenden im Internet zur Verfügung zu stellen. Das Internet könne aber auch genutzt werden, so der Tenor der Befragten, um Aufgaben der Verwaltung, wie zum Beispiel die Rückmeldung, zu erleichtern. Einer der häufigsten Tips in Hinblick auf die Verwaltung war die Einführung einer Chipkarte anstelle des Studentenausweises. Die Chipkarte sollte neben dem Studentenausweis auch als Mensa- und Bibliotheksausweis, eventuell sogar als Semesterticket dienen.

Zur Stärkung der Identifikation der Studenten mit ihrer Universität wäre auch eine bessere Vermarktung der Wettkämpfe notwendig.

Neben Verbesserungsvorschlägen, die sich auf Angebote und Dienstleistungen beziehen, die die TU Berlin bereits anbietet, gab es auch viele Anregungen zur Stärkung der "Corporate Identity" der Universität: Tanzabende und andere kulturelle Veranstaltungen wie Sommerfeste sollten das Freizeitangebot der TU Berlin erweitern und für einen besseren Kontakt der Studierenden untereinander sorgen. Sportwettkämpfe und ein Campusshop nach amerikanischem Vorbild sollten die Identifikation mit der Universität und die Zusammengehörigkeit stärken. Zusammengenommen schaffen die Vorschläge der Studierenden von der Abschlußfeier bis zum Zentrum für Karriereplanung, von der Chipkarte bis zum Tanzabend ein großes Potential für Verbesserungen, das die TU Berlin für die eigene Arbeit nutzen kann.

Einiges von dem, was die Studierenden vorschlagen, gibt es bereits (Einladungen von Gastdozenten aus der freien Wirtschaft), aber offenbar nicht in allen Fachbereichen. Anderes, wie die Jobbörse oder das Alumni-Programm, scheint bei den Studierenden noch zu wenig bekannt zu sein.

Mirjam Schmidt


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