TU intern - Mai 1999 - Studium
Ein Umweltkonzept für KöpenickWie globale Umweltziele in Berlin umgesetzt werden
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Im Rahmen eines Projektstudiums erstellten Studierende der TU ein Umweltkonzept für Köpenick. In drei Gruppen analysierten sie den Naturhaushalt und erarbeiteten Vorschläge für eine nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Ressourcenschutz, Siedlungsentwicklung und Tourismus | ||
Wer als Innenstadtberliner nach Köpenick hinausfährt,
will sich dort erholen und die Natur am Müggelsee genießen.
Wem kommt beim Zwitschern des Drosselrohrsängers die Politik
oder beim Klopfen des Schwarzspechts die Lokale Agenda 21 in den
Sinn? Für die Studierenden der Landschaftsplanung sind diese
Tiere mehr als nur Bestandteil des Waldes: Bei der Ausarbeitung
eines Umweltkonzepts dienen sie als Indikatoren für die Beurteilung
des Zustandes der Natur in der Gegend.
Die Beschlüsse des Umweltgipfels von 1992 fordern die lokalen Ebenen bei der Umsetzung der globalen Umweltpolitik, indem sie die durch den Gipfel gesteckten Ziele durch eine lokale nachhaltige Entwicklung umsetzen sollen. Umweltverträglichkeit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit sollen also gleichberechtigt nebeneinander verwirklicht werden. Nach dem Rio-Beschluß realisierten bis 1996 nur 200 der 16121 deutschen Kommunen eine Lokale Agenda 21; darunter auch Köpenick mit einem Ansatz, der Vorbildcharakter haben könnte. Dies war der Grund für fünfzehn Studierende der TU Berlin, im Rahmen eines Projektstudiums die Erstellung eines Umweltkonzeptes zu einer nachhaltigen Entwicklung gerade dort zu üben. Knapp 50 interessierte Bürger folgten einer Einladung am 17. Februar 1999 ins Bürgerhaus Grünau. Sie konnten sehen, daß unter Leitung von Professor Hartmut Kenneweg und Carmen Kittelberger umfangreiche Handlungskonzepte entstanden, die für die Gestaltung eines zukunftsfähigen Bezirks hilfreich sein können. Innerhalb eines Jahres haben die fünfzehn Projektteilnehmer in drei Gruppen den Naturhaushalt analysiert und für die Bereiche Ressourcenschutz, Siedlungsentwicklung sowie Tourismus Vorschläge für eine nachhaltige Entwicklung gemacht.
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Gruppe Zwei beschäftigte sich mit Möglichkeiten für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung anhand eines ausgewählten Bebauungsplanes. Sie fanden ein Mischgebiet vor, in dem ungenutzte Industrieflächen, kontaminiertes und versiegeltes Gelände eine Planung im Sinne der Nachhaltigkeit schwer machen. Die Gruppe schlägt ein Konzept eines autofreien Quartiers vor. Dieses Konzept deckt sich mit den Anforderungen der Agenda, denn durch den Verzicht auf Individualverkehr lassen sich Abgase vermeiden und Energie einsparen. Zum Ausgleich jedoch ist nicht nur eine Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu gewährleisten, sondern auch dafür Sorge zu tragen, daß Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe liegen oder Erholungsgebiete erreichbar sind. In ihrem Bebauungsplan will die Gruppe neben einem neuen Verkehrskonzept auch alternative Materialien verwenden und ökologische Bauweisen verwirklichen. Bereits beim Bauen können Forderungen der Agenda durch sparsame und effiziente Verwendung von Baustoffen aus heimischen Rohstoffen umgesetzt werden. Den für Köpenick besonders wichtigen Bereich Tourismus und Naherholung sah sich die dritte Gruppe genauer an und machte Vorschläge, die besonderen Konflikte, die sich in diesem Bereich auftun, zu lösen. Es stehen sich nicht nur die Gäste und Bewohner der Region sowie eine zukunftsorientierte Entwicklung gegenüber. Auch innerhalb dieser Interessengruppen unterscheiden sich die Bedürfnisse. Der Naherholer erwartet etwas anderes als der Langzeiturlauber, der Kanut befährt andere Gewässer als der Rennbootfahrer. Die Vorschläge zur Verwirklichung der nachhaltigen Entwicklung setzen somit an verschiedenen Punkten an. Neue Herbergen lassen sich durch die Auswahl der Einrichtung oder der Baustoffe umweltverträglich errichten. Zeltplätze in besonders geschützten Gebieten sollten nicht mehr benutzt werden, andere benötigen eine umweltverträgliche Ver- und Entsorgung. Manchmal hilft auch schon die Begrenzung der Stellflächen, um Übernutzung zu vermeiden. Auf ihrer Abschlußpräsentation mußten die Studierenden eine Menge Fragen beantworten. Einige ließen sich in Einzelgesprächen an den Stellwänden der Ausstellung klären, andere tauchten in der anschließenden Diskussion auf. Vertreter verschiedener Behörden interessierten sich für Details. Es zeigte sich auch, daß an der Umsetzung der Agenda auf lokaler Ebene viele Stellen beteiligt sind und es nicht leicht sein wird, bei der Entwicklung des Bezirks die unterschiedlichsten Interessen unter einen Hut zu bringen oder Kompromisse zu finden. German von Blumenthal © 5/'99 TU-Pressestelle |