TU intern - November 1999 - Vermischtes

Kopf oder Bauch?

Alles ist relativ. So ungefähr hat es Albert Einstein gesagt. Zeit ist nicht gleich Zeit, sie vergeht unterschiedlich schnell je nachdem in welchem Bezugssystem man sich gerade befindet, lautet, grob vereinfacht, seine spezielle Relativitätstheorie. Doch darum soll es hier nicht gehen. In Zukunft wird es für uns vielleicht eine ganz andere Art der Relativität geben. "Kopf oder Bauch?" könnte man sie, wieder stark vereinfacht, zusammenfassen. Bald, das jedenfalls denkt ein Neurochirurg in den USA, soll es möglich werden, nicht nur Lebern und Nieren sondern auch Köpfe zu transplantieren - oder Körper. Denn das ist lediglich eine Frage des Blickwinkels, des Bezugssystems - eben irgendwie relativ.

Erste Versuche mit Hunden und Affen, so heißt es weiter im Bericht des Tagesspiegels, seien bereits erfolgreich gewesen. Probleme bei der Transplantation machen noch die Blutversorgung und vor allem die Verbindung mit dem Rückenmark. Und dann: Wie hätten sie es denn gerne? Lieber einen klugen Kopf, für den eigenen Körper? Oder doch eher etwas durchtrainiert, Sportliches unter den eigentlich ganz brauchbaren Kopf? Nicht auszudenken, wie effektiv eine geschickte Transplantation wäre. Fußballspieler könnten in der Verletzungspause rasch eine Mathematikvorlesung geben, Nobelpreisträger zur Entspannung schnell einen Weltrekord im Schwimmen aufstellen. Natürlich gibt es auch andere Einsatzbereiche dieses Eingriffs. So sei es realistischer, durch die Transplantation von alten Köpfen auf junge Körper das menschliche Leben zu verlängern als durch Entwicklungen im Bereich der Gentechnologie, heißt es dazu im Bericht. Aber vielleicht hilft es ja auch, ganz schnelle Flieger zu bauen. Denn, und damit wären wir doch wieder bei Einstein, wer schneller fliegt, wird langsamer alt. Eines ist jedenfalls klar: Einsteins Kopf ist nicht mehr zu haben.

urs


© 11/'99 TU-Pressestelle