TU intern - November 1999 - Vermischtes

Buchtipp

TU intern fragt Menschen aus unserer Universität, welche Bücher sie gerne lesen. Heute: Holger Eisele, Fachbereich Physik:

Ich lese gerade einmal wieder die "Töchter Egalias" von Gerd Brantenberg, denn dieses Buch kann dam alle paar Jahre in die Hand nehmen, und dam wundert sich, wie wenig sich in der Gesellschaft verändert. Es zeigt zur einen satirisch und zur anderen bitter ernst den geschlechtlichen Diktus der deutschen (wie auch jeder anderen europäischen) Sprache auf, wenn manche Linguistinnen es auch eher als Satanswerk an ihr besser missen möchten. So wie dam von der ersten bis zur letzten Seite über diese reizende Sprache stolpert, so versteht sie auch von Stolperstein zu Stolperstein mehr, welchen Einfluss Sprache auf Gesellschaft hat. Doch ist dam erst einmal in die heile Egalsunder Welt eingedrungen, so kann sie sich kaum mehr befrauschen und muss dieses Buch fast verschlingen. Nach meiner Meinung eine der besten Gesellschaftskritiken des ausgehenden 20. Jahrhunderts, die auch noch weit in der Zukunft kaum an Bedeutung verlieren wird, zumindest solange die Sprachen weiter so patriachal bestimmt sind.

Achtung: wundern Sie sich nicht, wenn Sie in diesem Text Worte finden, die Sie so noch nie gelesen haben: "dam" und "befrauschen" sind wichtige Worte im Egalia-Deutsch.

Gerd Brantenberg: Die Töchter Egalias, 28,- DM


© 11/'99 TU-Pressestelle