TU intern - November 1999 - Aktuelles

"Griechischer Wein" und "soft skills" für Erstsemester

TU Berlin begrüßte ihre neuen Studierenden

"Griechischer Wein" und das ganze Repertoire von ABBA - nein, kein gemütliches Klassentreffen nach 30 Jahren, sondern Erstsemester-Party in der Alten TU-Mensa. Die Neuen, die mit dem Wintersemester 1999/2000 ihr Uni-Leben begannen, mögen das Alte aufpoliert mit lauten rockigen Klängen. Die "Space Hobos" griffen dabei mächtig in die Saiten und wirbelten auf dem Schlagzeug. Ziemlich schräg und unkonventionell ging es zu - zum Erstaunen einiger Neu-Hauptstädter, deren Schüchternheit unübersehbar war. "Herzlich Willkommen in Berlin, herzlich Willkommen im Studentenleben" war denn auch das Motto an diesem Herbstabend des 28. Oktobers, mit dem sie begrüßt wurden.

Dass dem Vergnügen der Ernst des Studentenlebens vorauseilt, auch davon konnten sich die Neuen an diesem Tag überzeugen. Auf den fünf Info-Foren am Nachmittag wurde all das diskutiert, was auf die Absolventen des nächsten Jahrzehnts zukommen könnte: Auslandsaufenthalt, Nebenjob, Stipendium, Studierendenparlament oder der Karriereweg für Frauen an der Uni. Dabei gaben nicht nur TU-Mitarbeiter wichtige Tipps. Vor allem Studierende berichteten von ihren Erfahrungen: Sei es der junge Vater, der Germanistik belegt, in der Uni-Bibliothek jobbt, ab und an als Schlafwagenschaffner durch Europa fährt, oder der angehende Wirtschaftsingenieur, der seinen Londoner Studienaufenthalt spannend fand, sein Organisationstalent aber erst richtig an der TU Berlin entfalten konnte. Die uni-erprobten älteren Kommilitonen verrieten genau die kleinen Kniffs und Tricks, die Erstsemester brauchen, um all die unbekannten Klippen des Studienalltags ohne Blessuren zu umschiffen.

"Fühlen Sie sich an dieser Universität als Kunde", ermutigte TU-Präsident Hans-Jürgen Ewers auf der anschließenden Podiumsdiskussion die mehr als 350 interessierten Erstsemester.

WEICH IN DER FORM, KRÄFTIG IM INHALT

Damit mehr und mehr Verbesserungen vorankommen, dürfe der Kunde auch meckern. "Weich in der Form und kräftig im Inhalt", versteht sich. Aber auch Verantwortung müssten die Studienanfänger übernehmen und sich an der Arbeit beteiligen, "denn Sie sind ab nun auch Mitglieder dieser Universität", betonte der Präsident in seiner Rede. Vor allem einen Rat gab er seinen jungen Zuhörern mit auf den Weg: "Tun Sie nicht das, von dem andere sagen, es habe gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Lassen Sie Ihr Herz entscheiden! Denn das, was Sie mit Spaß machen, machen Sie gut."

Was man neben dem Studium noch lernen sollte, verrieten dann die Podiumsteilnehmer, moderiert von Klaus Schrotthofer, dem stellvertretenden Chefredakteur der "Berliner Zeitung". Bei der Diskussion über die viel gepriesenen soft skills wurde deutlich, dass gerade bei den Studentinnen und Studenten Unklarheit darüber herrscht, was Unternehmen neben dem Fachwissen von Hochschulabsolventen verlangen. AIESEC-Präsident Mathis Bock machte das besonders deutlich.

EINE EIGENE MEINUNG HABEN

Vor allem die beiden Frauen auf dem Podium plädierten für die "weichen Fähigkeiten" wie Kommunikations- und Teamfähigkeit. Wichtig sei das Einfühlungsvermögen ins Unternehmen und in andere Kulturen, meint Sabine Schönberg, Leiterin Talentsuche und -bindung der VW Coaching Gesellschaft. "Zuzuhören und hinzuhören, eine eigene Meinung zu haben sowie seine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen", so Pia Betton, Geschäftsführerin der Werbeagentur MetaDesign, gehöre ebenfalls dazu. Abgesehen davon, "findet sich für sie bestimmt eine Verwendung", entgegnete Sebastian Turner, Geschäftsführer der Werbeagentur Scholz & Friends, etwas provokativ, "schon weil ihr Jahrgang viel kleiner ist als noch meiner." Gegen den Trend zu studieren, in zehn Jahren möglichst fit zu sein und die Promotion hinter sich zu bringen, das riet Schering-Personalleiter Wolfgang Benz.

Und wie reagiert die Universität auf die Anforderungen aus der Wirtschaft? Man wolle den Blick über die Fächergrenzen hinaus in der Studienordnung verankern und die neuen Medien verstärkt integrieren, erklärte Prof. Jürgen Sahm, als zweiter Vizepräsident zuständig für Studium und Lehre, den neugierigen Studentinnen und Studenten.

Dass Kennenlernen und Verständigung gar nicht so einfach sind, zeigte die English Drama Group der TU Berlin mit ihren Sketchen, die das Diskussionsprogramm abrundeten. Ein gutes Ende folgte dann doch: Nach einigen Anlaufschwierigkeiten schafften es die Schauspieler, sich zum Kinobesuch zu verabreden. Happy End auf der Bühne und vielleicht ein gutes Omen für die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer, deren Auftritt auf der Uni-Bühne an jenem Abend erst begann. Alles Gute!

Stefanie Terp


© 11/'99 TU-Pressestelle