TU intern - November 1999 - Forschung

Was ist bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung?

Im Graduiertenkolleg "Bedarfsgerechte und kostengünstige Gesundheitsversorgung", das im Sommersemester 1999 eingerichtet wurde, beschäftigen sich insgesamt 27 Doktorandinnen und Doktoranden mit aktuellen Fragen der internationalen Gesundheitssystemforschung. Die Teilnehmer/innen stammen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen, zum Kolleg gehören Wirtschaftswissenschaftler, Mediziner, Psychologen, Pharmazeuten, Gesundheitswissenschaftler, Sozialwissenschaftler, Juristen, Politologen und Verwaltungswissenschaftler.

Neben dem attraktiven Lehrangebot und der intensiven Betreuung der Dissertationen im Kolleg ist es gerade die Interdisziplinarität, die viele an der Arbeit dort besonders schätzen. Nach Meinung der Teilnehmer führt gerade die oftmals unterschiedliche fachspezifische Herangehensweise an Probleme zu neuen und mitunter überraschenden Erkenntnissen. Dies zeigte sich auch bei der Eröffnung des Wintersemesters: In einem Workshop wurde die Frage, was bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung denn nun tatsächlich sei, intensiv und kontrovers diskutiert. Umstritten bleibt, ob die Definition dessen, was Bedarf ist, von Experten oder Betroffenen auszugehen hat, ja, ob Bedarf überhaupt als eine nicht beliebige Größe definierbar sein kann.

UNTERSCHIEDLICHE EINSCHÄTZUNGEN

Sicher werden Betroffene, auf den Gesundheitsbereich bezogen also Patienten, ihren eigenen Bedarf häufig anders einschätzen als Experten, Health Professionals, dies tun. Schließlich haben auch Experten ein persönliches Interesse daran, ihren Nutzen zu maximieren. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn - wie im Bereich der gesundheitlichen Versorgung - der Bedarfsfeststellung die Finanzierung der zur Befriedigung dieses Bedarfs erbrachten Leistungen folgt. Da auch Expertengruppen für Fehlentscheidungen anfällig sind, sollte die Kompetenz des Einzelnen gestärkt werden und im Idealfall jeder zum Spezialisten für sein eigenes Problem werden. Eigenverantwortung, Subsidiarität und Kompetenz sind nicht nur im Bereich des Gesundheitswesens Ausdruck einer Demokratie, sondern üben ihrerseits eine bestärkende Rückwirkung auf diese Gesellschaftsform aus.

Monika Huber


© 11/'99 TU-Pressestelle