TU intern - November 1999 - Aktuelles

(Schreib)faule Professoren?

Hoch her ging es in den vergangenen Wochen und Monaten bei der Diskussion um die Reform des Dienstrechts für Professoren und Professorinnen. Während die einen Präsenzpflicht, das leistungsorientierte Gehalt für Hochschullehrer, den Abschied vom Beamtenstatus oder gar den Rausschmiss fauler Professoren/innen forderten, warnen andere zum Beispiel davor, dass diese Forderungen zum "Dienst nach Vorschrift" führen können oder dazu, dass kritische Forschungsthemen nicht mehr aufgegriffen würden. TU intern fragte Professoren an der TU Berlin: "Was halten Sie von der Diskussion um die Reform des Dienstrechts an den deutschen Hochschulen, oder - um es überspitzt zu formulieren - wollen Sie leistungsorientiert bezahlt werden?" Zugegeben: Die Resonanz war nicht gerade überwältigend, was natürlich die Frage nahelegt, ob alle schon leistungsorientiert bezahlt werden. Wie auch immer, eine Professorin und zwei Professoren haben geantwortet:

"Ich finde eine leistungsorientierte Bezahlung besser", schrieb Professorin Helga de la Motte vom Institut für Kommunikationswissenschaft, Medien- und Musikwissenschaft.

Professor Wolfgang König vom Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte schreibt:
"Es ist unbedingt notwendig, auch bei der Beurteilung und Bezahlung von Professoren Leistungskriterien zugrundezulegen. An der TU Berlin hat sich bislang in dieser Hinsicht fast nichts getan. Das Problem liegt in der Festlegung der Leistungskriterien. Es besteht die Gefahr, dass diese von den existierenden Mehrheiten ausgemauschelt werden - mit dem Ziel, den Status quo zu bewahren."

Professor Eberhard Knobloch ist ebenfalls ein Verfechter der leistungsorientierten Bezahlung. Er schreibt: "Sehr geehrte Damen und Herren, gemäß Ihrer Anregung teile ich Ihnen mit, dass ich in der Tat leistungsorientiert bezahlt werden möchte und für die sofortige Abschaffung des Beamtenstatus von Professoren eintrete. Vielleicht hätte dann die verlogene Annahme ein Ende, dass das Gehalt eines deutschen Professors zurzeit irgendetwas über dessen Leistung verrät (viel mehr über Seilschaften, Intrigen und Denunziationen). Vielleicht wäre es dann nicht denkbar, dass unpromovierte Professoren mit höchstem Gehalt umherlaufen, während vierfache Akademiemitglieder, deren Leistungen weltweit Anerkennung gefunden haben (was sich z. B. in ständigen Einladungen ins Ausland und zahlreichen angetragenen Herausgeberschaften internationaler Zeitschriften zeigt), nach C2 bezahlt werden."


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