TU intern - November 1999 - Menschen

Zusammenhang von Technik und Wissenschaft

Das Denkmal zu Ehren Franz Reuleaux' wurde im Jahre 1912 errichtet
Pünktlich zur Feier des Doppeljubiläums 200 Jahre Bauakademie und 100 Jahre Promotionsrecht an den Technischen Hochschulen erstrahlt es wieder in neuem Glanz: Wer von der Mensa über den Campus zum Hauptgebäude läuft, kann sehen, dass das Denkmal für Franz Reuleaux frisch renoviert ist. Wer ist dieser Mann, den seine Freunde und Schüler 1912 mit der Errichtung eines Denkmals als "Ergründer des Zusammenhanges der Technik mit Wissenschaft und Leben" ehrten?

Geboren wurde Franz Reuleaux 1829 in der Nähe von Aachen, in eine Zeit hinein, die den Übergang erlebte von der Technik als Handwerk hin zur Technik als Wissenschaft. Reuleaux' Hauptwerk bestand in der Gründung einer neuen Schule der Kinematik, der Bewegungslehre. Hatte man früher die gegebene Maschine betrachtet, um daraus die von ihr genutzten Bewegungsgesetze zu ermitteln, so kehrte Reuleaux diese Vorgehensweise um. Gedanklich "zerlegte" er die Maschine und ihre Funktionsweise in Einzelteile und betrachtete diese, unabhängig von ihrem Zweck oder ihrer Gestaltung, lediglich als eine Verbindung von Körpern. Die Bewegung dieser Körper wurde bestimmt durch die Art und Anordnung der Verbindungen zwischen ihnen. Auf diese Weise konnte Reuleaux sich der bis dahin offenen Frage nähern, wie die Teile einer Maschine zu konstruieren seien, damit genau die gewünschte und keine andere Bewegung zu realisieren ist. Seine Erkenntnisse fasste Reuleaux in dem Buch "Theoretische Kinematik, Grundzüge einer Theorie des Maschinenwesens" zusammen.

Die Publikation trug mit dazu bei, dass er 1864 an das Gewerbeinstitut Berlin berufen wurde, dessen Leitung er für zwei Jahre übernahm. Daneben beschäftigte er sich mit der Patentfrage. Seine Kontakte zur Industrie machten ihn unter anderem zum Mitarbeiter bei der Entwicklung des Otto-Motors.

Nach der Gründung der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin 1879 unter Eingliederung der Gewerbeakademie wurde Reuleaux deren Rektor.

Reuleaux' Kinematik fand nicht nur Anhänger, sie musste sich auch den Vorwurf der Praxisferne gefallen lassen. Ins Abseits geriet Reuleaux über die Diskussion um das Wissenschaftskonzept der technischen Hochschulen. Anders als seine Gegenspieler Riedler und Slaby vertrat er für die akademische Ausbildung eine strenge Trennung von Theorie und Praxis. Laboratorien mit direkter Ergebnisverwertung in der Industrie lehnte er ab. Als Riedler 1896 das erste Maschinenbau-Laboratorium einrichtete, zog sich Reuleaux ins Privatleben zurück.

urs

Erfahren Sie mehr über Franz Reuleaux und andere bedeutende Männer und Frauen, die an der TH oder der TU Berlin lehrten und forschten, in der Ausstellung: 1799 - 1999. Von der Bauakademie zur Technischen Universität Berlin. 3. Dezember 1999 bis 30. Januar 2000 im Hauptgebäude der TU Berlin, Lichthof, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin.


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