TU intern - Oktober 1999 - Aktuelles
"Konsequent und optimistisch ins 21. Jahrhundert"200 Jahre Bauakademie und 100 Jahre Promotionsrecht
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Im Jahr 1799 wurde die Bauakademie gegründet. Sie kann nicht
nur als Vorgängereinrichtung der Technischen Hochschule Charlottenburg
und damit der Technischen Universität Berlin angesehen werden.
Die Bauakademie gilt auch als Kern der Berliner Universitäts- landschaft überhaupt |
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Am Anfang des neuen Semesters, vor Beginn des neuen Jahrhunderts
respektive Jahrtausends, geht unser Blick zurück: Am 15.
Oktober feiert unsere Universität zwei Jubiläen, die
mit der eigenen Geschichte eng verknüpft sind: 200 Jahre
Bauakademie und 100 Jahre Promotionsrecht für Technische
Hochschulen.
Die Bauakademie, die im Jahr 1799 gegründet wurde, stellt den Nucleus der Berliner Universitätslandschaft überhaupt dar. Für die Technische Hochschule Charlottenburg, die Vorläuferorganisation unserer Universität, war die Bauakademie als Ausgangspunkt für die eigene Institution nie umstritten. Sie sei "das Samenkorn gewesen, aus welchem festgewurzelt und von stetig neuer Triebkraft erfüllt durch Zuwachs jüngerer Zweige der Riesenbaum der jetzigen Hochschule mit seinen stolzen Wipfeln sich entfaltet hat", so hieß es selbstbewusst und dem damaligen Sprachduktus entsprechend bei der Hundertjahrfeier 1899. Die Bauakademie, die 1879 mit der Gewerbeakademie - einem der angesprochenen jüngeren Zweige - zur Technischen Hochschule Charlottenburg zusammengefasst wurde, sollte für den preußischen Staat loyale Baumeister ausbilden. Für sein Matrikel hatte man 10 Taler zu entrichten, jedes besuchte Kolleg - bei berühmten Professoren wie Gilly, Schadow oder Schinkel - kostete extra. Die Eintrittsvoraussetzungen bestanden in einem Mindestalter von 15 Jahren. Freihandzeichnen konnte man sogar schon im Alter von 12. Außerdem sollte man über eine leserliche Handschrift, die Fähigkeit zum Aufsatzschreiben, Grundlagen in Latein und Französisch und "herkömmliches Rechnen, welches im gemeinen Leben vorkommt", verfügen. 100 JAHRE PROMTIONSRECHT Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wuchs mit zunehmender Industrialisierung auch die Bedeutung des Technischen Hochschulwesens. Zur Jahrhundertwende wurde im In- und Ausland die viel bewunderte deutsche Wirtschaftskraft vor allem auf die hohe Qualität der technischen (Aus-)Bildung zurückgeführt. Diese erhöhte Wertschätzung benutzten die Technischen Hochschulen als Argument im Kampf um die Gleichstellung mit den traditionellen Universitäten, die diesem Ansinnen erbitterten Widerstand entgegensetzten. Die Auseinandersetzung wurde zu Gunsten der Technischen Hochschulen entschieden: 1899 wurde den Technischen Hochschulen in Preußen anlässlich der 100-Jahr-Feier an der Königlichen Technischen Hochschule Charlottenburg durch Kaiser Wilhelm II. das Promotionsrecht verliehen. Die enge Verbindung von Militarismus und (technischer) Wissenschaft war bei dieser Feier schon in der Kleiderordnung der Gäste deutlich sichtbar, wurde aber nicht kritisch hinterfragt, sondern gab der Veranstaltung in den Augen der Zeitgenossen besonderen Glanz. Technik galt als Fortschritt, als Schritt in die Zukunft. "Der konservative Sinn der Universitäten kann auf die technische Wissenschaft nicht übertragen werden", so der damalige Rektor der TH Charlottenburg, Alois Riedler. Das Pathos, mit dem die eigene Position beschrieben wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Ein Kommentar wie: "Es war, als spräche der Zeitgeist selbst, als rausche über diesen vor ihrem kaiserlichen Herrn versammelten Scharen der Flügelschlag einer großen Zukunft: Das war der Eintritt der Technischen Hochschule in das zwanzigste Jahrhundert", würde heute im günstigsten Fall Gelächter hervorrufen. ANLASS ZUM FEIERN Im Vergleich dazu mutet der Eintritt der eigenen Universität ins 21. Jahrhundert wesentlich bescheidener an. Und trotzdem, es gibt Anlass zum Feiern: Die dringend notwendige Strukturreform unserer Universität ist auf den Weg gebracht, das Überleben trotz massiver Sparzwänge gesichert. Entscheidungswege sollen verkürzt, Verantwortlichkeiten dezentral verortet und die Budgetierung eingeführt werden. Eine grundlegende Verwaltungsreform soll unserer Einrichtung ein freundliches, hilfsbereites und kundenorientiertes Gesicht verleihen. Die Neuordnung des Studiums, die Strukturierung der neuen Fakultäten und die Klärung vieler inhaltlicher Fragen müssen folgen. Ein Klassenziel wird hier die stärkere Internationalisierung unserer Universität sein, auch in der Lehre. Die Technische Universität Berlin hat den höchsten Ausländeranteil in ganz Deutschland, die Quantität muss aber auch qualitativ eingebettet werden. Hier lässt sich die "Vision" sogar in den Worten Kaiser Wilhelms II. vor 100 Jahren zitieren: "Auch im Auslande ist Ihr Ansehen sehr groß und Ausländer sprechen mit größter Begeisterung von der technischen Bildung, die sie an Ihrer Hochschule erhalten haben." Um die gesteckten Ziele zu erreichen, sind Veränderungen nötig, weil nur durch eine umfassende Reform unserer Universität das Überleben und die Zukunft der Technischen Universität Berlin gesichert werden können. Das Fundament der TU Berlin, von dem wir ausgehen und auf das wir bauen, wurde im 18. und 19. Jahrhundert gelegt. Der Festakt am 15. Oktober soll an den zurückgelegten Weg erinnern - und Mut machen, sich konsequent und optimistisch auf den Weg ins 21. Jahrhundert zu begeben.
Hans-Jürgen Ewers, © 10/'99 TU-Pressestelle |