TU intern - Oktober 1999 - Alumni
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"Im Volksmund nennt man das wohl auch Kofferträgerjob", sagt er lachend, "man beschäftigt sich hauptsächlich damit, seinem Chef Informationen zu bringen, Sitzungen vorzubereiten, Präsentationen inhaltlich auszuarbeiten oder Besuche von Politikern und Vertretern der Raumfahrtorganisationen zu organisieren." Das Ganze, so erklärt Renk weiter, diene einem Ziel: "Mehr Raumfahrt fürs Geld". Die Industrie strebe eine neue Qualität der Zusammenarbeit mit den europäischen Raumfahrtagenturen an. Industrialisierung und Kommerzialisierung seien hier die Schlagworte, um die es geht. Forschung und Entwicklung, aber auch Nutzung und Betrieb, so Renk, sollen effizienter gestaltet werden. In dem Geschäftsbereich Raumfahrtinfrastruktur der Dasa in Bremen arbeiten 1300 Mitarbeiter in zwei Bereichen. Sie beschäftigen sich einerseits mit Antriebs- und Transportsystemen, wie zum Beispiel der Ariane-Rakete. In der zweiten Geschäftseinheit, zu der auch Thomas Renk gehört, geht es um Orbitalsysteme, oder - einfacher ausgedrückt - um Raumstationen und alles was damit zu tun hat, wie Service, Nutzung und Betrieb. In Bremen baut die Dasa auch am Forschungslabor für den europäischen Teil der Raumstation Columbus. "Hier wird das Labor integriert oder salopp formuliert zusammengeschraubt, getestet und dann nach Amerika geflogen", sagt Thomas Renk. Wenn es dann im Jahr 2003 gestartet wird, ist die Arbeit für die Leute der Dasa allerdings noch nicht getan. "Die Dasa strebt an, den Betrieb und die Nutzung der Raumstation federführend für Europa industriell zu organisieren", erklärt Renk, "das ist eine echte Herausforderung." Seit drei Jahren arbeitet Thomas Renk mittlerweile bei der Dasa, seit einem Jahr als Assistent des Vizepräsidenten. Traumjob trotz mehr als zehnjährigem Studium? "Es macht es einem nicht unbedingt leichter, sich zu bewerben, wenn man so lange studiert", gibt Renk zu. Die vorgeschriebenen zehn Semester hält er allerdings für zu kurz. Für ihn ist es wichtig, dass man sich nicht nur aufs Studium konzentriert. Er hält Beschäftigungen außerhalb der Universität für fast ebenso wichtig, wie das Studium selber. "Es wird immer mehr gefordert, dass Leute mit kultureller und sozialer Kompetenz in die Unternehmen kommen." Thomas Renk hat vieles neben seinem Studium unternommen. So habe er zum Beispiel als Geschäftsführer einer Gesellschaft gearbeitet, Praktika absolviert oder sich im Sport als Trainer engagiert. "So etwas kommt bei Bewerbungsgesprächen oft deutlicher zum Tragen als die lange Studienzeit." Entscheidend für den Beruf sei es aber, schon während des Studiums persönliche Beziehungen aufzubauen. Und das gelingt eben am besten außerhalb der Uni. Kontakte standen auch bei seiner Diplomarbeit über "Markt und Auswahl kleiner Trägerraketen" im Vordergrund. "Ich habe mir ganz gezielt ein Thema ausgesucht, mit dem man mit vielen Unternehmen Kontakt aufnehmen kann und herumkommt." Zum Beispiel nach Moskau. Dort hat Renk während eines Stipendiums zwei Monate für seine Diplomarbeit recherchiert. Die Wahl seiner Diplomarbeit und das Stipendium brachten ihm letztlich auch den Job bei der Dasa ein. Während eines Praktikums dort erzählte er von seinem Aufenthalt und seiner Arbeit in Moskau. "Und ruck, zuck saß ich beim Chef, der gerade ein joint venture mit Rußland begonnen hatte und an meinen Erfahrungen interessiert war." Dem Praktikum folgten Zeitverträge und schließlich eine Festanstellung. Einen weiteren Aufstieg hat Thomas Renk fest geplant. Fehlt nur noch ein Ausflug zu den Sternen. Ursula Resch-Esser © 10/'99 TU-Pressestelle |