TU intern - Oktober 1999 - Forschung

Schinkel-Zentrum gegründet

Mit vereinten Kräften Forschen und Lehren

Der Akademische Senat der Technischen Universität Berlin hat die Einrichtung eines fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunktes mit dem Namen "Schinkel-Zentrum für Archtitektur-, Stadtforschung und Denkmalpflege" beschlossen. Damit soll eine verstärkte Zusammenarbeit der Disziplinen erreicht werden, die sich mit Architektur, Stadt und Landschaft beschäftigen. Geplant sind Arbeiten zur Wirkungsgeschichte Schinkels sowie eine Bündelung der Forschungen und Aktivitäten zum Thema Stadt sowie zur Region Berlin-Brandenburg. Dazu stehen zunächst der Ausbau der Architektur- und Kunstgeschichtsbibliothek sowie die wissenschaftliche Bearbeitung und Präsentation der Plansammlung der TU Berlin, die aus dem Architekturmuseum der TH Charlottenburg hervorgegangen ist, auf dem Arbeitsplan. In der Lehre wird sich das Schinkel-Zentrum zum Beispiel am Studiengang Denkmalpflege beteiligen. Das Schinkelzentrum will sich darüber hinaus aktiv an der aktuellen Debatte zur Stadtgeschichte beteiligen. Zum neu eingerichteten FSP schreibt dessen Sprecher Professor Dr. Robert Suckale:

Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) war einer der ersten Schüler der vor 200 Jahren gegründeten Bauakademie, und er wurde derjenige, der sie mit seinem Freund Peter Beuth am stärksten geprägt hat. Doch ist es nötig, so weit zurückzugreifen, um dem neu gegründeten Forschungsschwerpunkt (FSP) der Fachbereiche 1, 7, 8 und 9 einen Namen zu geben? Ist dieser Name nicht bis zum Überdruss missbraucht worden? Die Antwort ist einfach: Es gibt in den letzten beiden Jahrhunderten niemanden, der in so passender Weise verkörpert und verbindet, was wir wollen: Er war Baukünstler und Ingenieur, Stadtbaumeister und Denkmalpfleger, Historiker und Theoretiker, Baubeamter und Schriftsteller, romantischer Maler und rationaler Entwerfer einer modernen Industriebaukunst, verbunden mit programmatischen Innovationen zur Förderung der heimischen Bauindustrie. Er begründete mit seinen Sammlungen das Architekturmuseum und errichtete die Bauakademie auch deshalb aus soliden, feuerfesten Gewölben, um dort die ihm so wichtige Bibliothek sicher unterzubringen. Schinkel konnte zum Teil noch in sich vereinigen, was heute aufgrund fortgeschrittener Arbeitsteilung von verschiedenen Personen und Disziplinen betrieben wird und betrieben werden muss. Doch inzwischen ist die Trennung der Fächer so weit vorgeschritten, dass daraus Kommunikationsprobleme, Missverständnisse, ja Grabenkämpfe geworden sind. Ziel des FSP ist, zunächst einmal in einer großen Zahl von Einzelprojekten Brücken zwischen den Fächern zu schlagen, dann Gesprächsebenen und Interaktionsmöglichkeiten zu eröffnen, um zuletzt zur Gemeinschaftsarbeit in Forschung, Lehre und Praxis, ja zu einer allgemeinen Vernetzung der bisher eher nebeneinander her tätigen Fächer zu gelangen. Wir wollen versuchen, Architekten und Bauingenieure, Bauforscher und -historiker, Architekturtheoretiker und -soziologen, Stadtplaner und Gartenspezialisten zusammenzubringen; die Kunsthistoriker sehen es als eine ehrenvolle Aufgabe an, als Betreiber und Vermittler zu dienen. Schlummernde Ressourcen und Potenziale ollen geweckt, Kräfte und Mittel gebündelt werden; hierzu gehört nicht zuletzt die Reform und der Ausbau der Bibliothek. Vor allem geht es dabei einerseits um eine Vertiefung von Lehre und Forschung, andererseits um eine verstärkte Einwirkung in die Öffentlichkeit. Als eins der Ergebnisse erhoffen wir uns auch eine verstärkte Einwerbung von Drittmitteln.


© 10/'99 TU-Pressestelle