TU intern - Oktober 1999 - Forschung

Forschen für europäische Stadtgeschichte

Am Institut für Geschichtswissenschaft der TU Berlin wurde im Juli 1999 die Arbeitsstelle für europäische Stadtgeschichte eingerichtet. Sie will die deutschen Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet organisieren, koordinieren und eine Kontinuität dieser Arbeiten sicherstellen.

Westeuropa besitzt eine außerordentlich reiche, vielfältige und dichte Städtelandschaft. Sein Urbanisierungsgrad ist der höchste der Welt. Deutschland nimmt in der Skala der am stärksten urbanisierten westeuropäischen Länder zweifellos einen der vorderen Plätze ein. Andererseits häufen sich in den letzten Jahren die Anzeichen dafür, dass die Städte in eine ernste Krise geraten sind. Beispiele dafür sind Probleme der Migration und Integration, die Abwanderung von Menschen, Handel und Industrie an den Stadtrand, Schwierigkeiten der städtischen Verkehrs- und Kommunikationssysteme und vieles andere mehr. Der Bedeutung und Krise der Städte steht in Deutschland, anders als in Frankreich, Großbritannien oder den USA, eine wenig beachtete stadtgeschichtliche Forschung gegenüber. Während in anderen Ländern die stadthistorische Forschung fest in der Wissenschaftslandschaft verankert und in der Öffentlichkeit akzeptiert ist, existieren in Deutschland nur wenige Einichtungen, die sich mit der neuzeitlichen Stadtgeschichte beschäftigen. Zusammenarbeit und Austausch zwischen den Wissenschaftlern sind, ebenso wie die Akzeptanz in der Öffentlichkeit, wenig ausgeprägt. Schlechte Bedingungen, um Studierende und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu Studien der modernen Stadtgeschichte anzuregen und in die internationale Forschung einzuführen.

Dieser Entwicklung will die Arbeitsstelle für europäische Stadtgeschichte entgegenwirken. Anknüpfend an die lange Tradition der Stadtgeschichte am Institut für Geschichtswissenschaft, vertreten vor allem durch die Professoren Wolfgang Hofmann und Heinz Reif, soll die Arbeitsstelle in Forschung und Lehre ein Zentrum der Stadtgeschichte in Deutschland und ein Knotenpunkt im Netzwerk der modernen internationalen Stadtgeschichte werden. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Ausrichtung von Tagungen, Symposien und Kolloquien. So organisiert die Arbeitsstelle die Fifth International Conference on Urban History, die vom 30. 8. bis zum 2. 9. 2000 an der TU Berlin stattfinden wird. Daneben bereitet die Arbeitsstelle die Beteiligung der TU Berlin an einem internationalen Aufbaustudiengang "MA in European Urbanisation" ab dem Jahr 2000 vor. Der von der EU finanzierte Studiengang wird bislang von den Universitäten Dublin, Leicester, Leiden und Stockholm angeboten. Er richtet sich an Studierende nach dem Abschluss eines Magisterexamens oder Diploms, dauert ein Jahr und wird an zwei Universitäten absolviert.

Eine weitere Aufgabe der Arbeitsstelle ist die Beteiligung an einem europäischen Informationsdienst zur internationalen Stadtgeschichte. Dieses EuroWeb, das eng mit dem entsprechenden US-amerikanischen Netzwerk verbunden ist, berichtet regelmäßig über die neuesten Entwicklungen im Bereich der internationalen Stadtgeschichte. Last not least möchte die Arbeitsstelle durch Ausstellungen, Beratungs- und Gutachtertätigkeiten auch für eine interessierte Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Markus Funck

Kontakt: TU Berlin, Institut für Geschichtswissenschaft, Arbeitsstelle für europäische Stadtgeschichte, Marcus Funck, Tel.: 314-2 31 49, E-Mail: mafunccd@sp.zrz.tu-berlin.de


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