TU intern - Oktober 1999 - Aktuelles

"... aber das Studium bedarf einer ganz anderen Reform"

Was halten die Studierenden der TU Berlin von Bachelor und Master

Die Diskussion über die Einführung neuer Bachelor- und Masterstudiengänge ist in vollem Gange. In kürzeren Zeiten sollen Abschlüsse erreicht werden, die eine bessere internationale Vergleichbarkeit haben und besser auf das Berufsleben vorbereiten. Eine Studie des Hochschulinformationssystems kam allerdings zu dem Schluss, dass viele Studierende entweder gar nichts von den neuen Abschlüssen wissen oder ihnen kritisch gegenüberstehen. Was halten die TU-Studierenden von Bachelor und Master, haben sie schon von den neuen Studiengängen gehört?

Lennart Koch
Stadt- und Regionalplanung
5. Semester
Ich finde es eigentlich sinnvoll solche Abschlüsse einzuführen. Aber in meinem Studiengang, der Stadtplanung, ist so etwas wohl gar nicht im Gespräch. Interessanter fände ich, dass dieses Creditpoint-System eingeführt wird. So, dass das Studium ohne weitere Studienleistungen auch an anderen Unis im In- und Ausland anerkannt wird. Ob das dann Diplom, Magister oder Bachelor heißt, finde ich nicht so wichtig.

Florian Mayr
Geoingenieur-
wissenschaften
1. Semester
Wenn das Bachelor-Studium ein vollwertiger Studiengang ist, finde ich den besser. Man hat sonst im Ausland Nachteile, wenn man erst mit 25 fertig ist und die, die im Ausland studieren, schon mit 22 ihren Abschluss haben. Aber trotzdem müssen alle wichtigen Inhalte vorkommen. Nicht, dass die Personalchefs sagen, das ist kein vernünftiges Studium, da nehmen wir lieber einen, der das volle Programm hatte.

Julia Peter-Silie
Kunstgeschichte
1. Semester
Das Stichwort habe ich schon gehört, aber ich habe mich noch nicht richtig darüber informiert. Ich habe mich gerade erst eingeschrieben und muss erst mal sehen, dass ich mit dem Studium hier zurechtkomme. Aber Studienabschlüsse zu haben, die im Ausland bekannter sind, das klingt ja nicht schlecht. Wenn man dort gut damit ankommt, dann würde mich das schon interessieren.

Winfried Schepers
Bauingenieurwesen
11. Semester
Ich halte eine ganze Menge von den neuen Abschlüssen, weil ich dieses Prinzip, aufbauende Studiengänge zu haben, sehr interessant finde. Das ist besser als ein monolithisches Studium, wie man es jetzt hat, bei dem man alles machen muss und am Ende nur die Hälfte braucht. Gerade in meinem Studiengang habe ich in einigen Fächern Prüfungen gemacht, die brauche ich nie wieder. Die Hälfte der Grundfachprüfungen waren nur für die Note. Wenn ich jetzt noch mal anfangen müsste, würde ich den Bachelor machen und dann wahrscheinlich einen Master dranhängen. Man kann ja den Master auch in einem verwandten Fach machen, das ist ähnlich wie zur Zeit das Vertiefungsstudium. Aber das dauert nur ein Jahr, der Master ist etwas anderes. Man könnte auch die Studienordnung entschlacken, dann hätte man auch nur noch drei oder vier Jahre Studiendauer. Aber wenn man sich die Scheine im Ausland anerkennen lassen will, dann haben MA und BA doch Vorteile. Man braucht eine Bezeichnung, mit der man etwas verbinden kann.

Mark Johnen
Wirtschaftsingenieur Richtung Elektrotechnik
6. Semester
Viel weiss ich nicht über die neuen Abschlüsse. Ich habe gehört, dass die Studiengänge ein bisschen straffer sind und dass sie im Ausland eher anerkannt werden bzw. dass es leichter ist, damit im Ausland zu studieren. Klar ist für mich, dass man im aktuellen Studiengang viele Sachen streichen könnte. Es würde also auf jeden Fall Sinn machen, die Studiendauer zu kürzen, so dass man früher arbeiten könnte. Ich halte die Theorie nicht für dermaßen wichtig, dass man damit Jahre vergeuden muss. Es sollte eine gute Grundlage da sein, aber dann reicht's.

Anika John
Stadt- und Regionalplanung
5. Semester
Ja, sicher habe ich schon von Bachelor und Master gehört. Ich finde es ganz gut, wenn diese Abschlüsse auch in Deutschland eingeführt werden, da sie auch in anderen Ländern anerkannt sind. Man muss nach dem Studium ja nicht unbedingt in Deutschland bleiben, sondern kann in anderen Ländern tätig werden. Dann ist es ganz gut, wenn man wenigstens die Möglichkeit hat einen Abschluss vorzuweisen, der auch dort anerkannt wird. Es ist auf jeden Fall auch wichtig, dass der Studiengang kürzer wird. Dabei kommt es natürlich darauf an, was vermittelt wird. Aber ich denke schon, dass das so organisiert sein wird, dass es Sinn macht. Wenn ich jetzt anfangen würde, würde ich wahrscheinlich den alten Studiengang wählen. Ich möchte nicht unbedingt das Versuchskaninchen sein, weil ich noch nicht genau weiss, was dabei rauskommt.

Ingo Weiss
Bauingenieurwesen
11. Semester
Ich kenne diese Abschlüsse nur aus den USA. Sie sind zwar international gesehen eine schöne Möglichkeit, aber ich glaube in Deutschland ist der Bachelor nicht so wichtig, weil er in der Industrie und in den Firmen noch nicht akzeptiert ist. Den Master, den ich zwischen Diplom und Doktorarbeit ansiedeln würde, halte ich schon eher für wichtig. Man kann viele neue Titel und Abschlüsse einführen, aber das Studium bedarf einer ganz anderen Reform. Zum Beispiel werden viele Sachen gelehrt, die in der Praxis nicht gebraucht werden. Die Schwerpunkte haben sich verschoben, aber die Ausbildung ist von den Schwerpunkten her seit 50 Jahren die gleiche. So muss zum Beispiel jeder Ingenieur eine Programmiersprache lernen. Das wäre eine gute Vertiefungsrichtung, aber wichtiger finde ich Sachen wie mehr Rechtskunde. Auch Ingenieure sollten mehr öffentliches Recht lernen. Programmieren wird ja später hoffentlich der Informatiker.

Christian Heuberger
Verkehrswesen
1. Semester
Etwas Genaues über die neuen Studiengänge weiss ich nicht. Aber wenn es die Auswahl zwischen Bachelor und Diplom gäbe, würde ich wahrscheinlich den längeren Studiengang nehmen. Beim Bachelor muss man wahrscheinlich so richtig durchziehen, beim Diplom kann man das etwas lockerer nehmen. Außerdem hat man wahrscheinlich beim Diplomstudiengang viel mehr Freiheiten. Das ist doch der Vorteil der Uni, dass man mehr Freiheiten hat und nicht alles so ist wie in der Schule. Das hoffe ich jedenfalls.


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