[TU Berlin] Medieninformation Nr. 208 - 16. September 1998
[TU Berlin] [Pressestelle] [Medieninformationen] [<<] [>>]

Abschiedskolloquium für Professor Dr.-Ing. Hermann Appel

Einladung zum Kolloquium und zu einem Crashtest am 25. September 1998

Am 25. September 1998 wird Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel mit einem feierlichen Abschiedskolloquium aus den Diensten der TU Berlin ausscheiden. Seit 1972 war Prof. Appel Inhaber der Professur "Kraftfahrzeuge". Seither haben bei ihm etwa 600 Studierende diplomiert, und 40 Wissenschaftler wurden promoviert. Lehr- und Forschungsschwerpunkte des Fachgebiets waren die Unfallforschung, Crashsicherheit, rechnergestützte Entwurfsmethoden, Schadstoffminderung, Verkehrs- und Flugzeugkonzepte. Die enge Verbindung zur Praxis dokumentiert sich in einer ausgeprägten Drittmittelforschung des Fachgebietes, in die Studierende und Wissenschaftliche Mitarbeiter einbezogen sind. Prof. Appel ist Gründer der "IAV Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr mbH", die mit heute 1.200 Beschäftigten, darunter vielen TU-Absolventen, zu einem der führenden Entwicklungspartner der Autoindustrie geworden ist. Neben seinen wissenschaftlichen Leistungen hat sich Professor Appel auch Verdienste in der Gremienarbeit der TU Berlin erworben. (Siehe auch den ausführlichen Lebenslauf am Ende dieser Medieninformation).

Wir möchten Sie ganz herzlich zu dem Abschiedskolloquium einladen. Für die Medien führt Professor Appel zur besseren Veranschaulichung seiner Forschungsarbeiten noch einmal einen Crashversuch durch, zu dem wir Sie ebenfalls herzlich einladen. Wir bitten um telefonische Anmeldung, ob sie an dem Crastest und dem Kolloquium teilnehmen.
Zeit: am Freitag, dem 25. September 1998, Crashtest 13.00 Uhr, Abschlußkolloquium Beginn 14.00 Uhr
Ort: Institut für Straßen- und Schienenverkehr, Gustav-Meyer-Allee 25, Versuchshalle, Gebäude TIB 13, 13355 Berlin


Crashversuch anläßlich des Abschlußkolloquiums für Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel

Das Fachgebiet Kraftfahrzeuge unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel befaßt sich seit 1972 in einem der Forschungsschwerpunkte mit Fragen der passiven Sicherheit von Kraftfahrzeugen. Dazu gehören Themen wie Unfallforschung, Biomechanik, Entwerfen von Sicherheitseinrichtungen sowie Sicherheitsbewertung. Zu konkreten Projekte, die am Fachgebiet bearbeitet wurden gehörten beispielsweise Unfallerhebungen an Unfallorten, Fußgänger-schutzeinrichtungen an Pkw und Lkw (heute in Serie), die Auslegung der Pkw-Frontstrukturen auf Partnerschutz, Arbeiten am Sicherheitsauto "UNI-CAR", Kindersicherheit, Airbagsicherheit, Kleinstwagensicherheit sowie geeignete Crashtestverfahren.
Mit einem Umbauaufwand von 19 Millionen DM wurden im Juni 1991 dem Institut für Fahrzeugtechnik neue Räumlichkeiten in den historischen AEG-Gebäuden in Berlin-Wedding übergeben. Im Juni 1992 wurde die neue Crashanlage modernster Bauart in Betrieb genommen. Die hydraulisch angetriebene Anlage kann auf einer Anlaufbahn von 70 m eine Masse von mehr als 2000 kg geregelt auf 100 km/h beschleunigen. Die Versuchsfahrzeuge können auf einen 90-Grad-Block, auf eine 30-Grad-Wand, eine verstellbare Offset-Barriere und Pfähle verschiedenen Durchmessers, aber auch auf andere stehende Hindernisse oder gegen Fußgänger-Dummies katapultiert werden.
Anläßlich der feierlichen Verabschiedung für Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel demonstriert das Fachgebiet in einem Crashversuch eindrücklich Ergebnisse seiner Arbeit: Gezeigt wird wie sich ein Pkw älterer Bauart bei einem Frontal-Crashtest verhält. Dieser Crash verläuft nach jenen Normen, die heutige Fahrzeugentwicklungen vorweisen müssen. Die gesetzlich gültigen Testverfahren sind nach 1998 strenger als vor 1998. Von dem geplanten Crashtest wird erwartet, daß wegen der (seit 1998 geforderten) einseitigen Belastung und der höheren Aufprallgeschwindigkeit die Frontstruktur und die Fahrgastzelle den Belastungen nicht standhalten werden und es zu den im Realunfall gefährlichen Intrusionen (= Eindringen von Massen) in den Fahrgastraum kommen wird.


Lebenslauf von Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel

Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel wurde am 21. Dezember 1932 geboren. Nach einer Lehre als Maschinenschlosser in seiner Geburtsstadt Lüneburg, nach einem Maschinenbau-Studium an der TH Braunschweig und nach einer fünfjährigen Assistentenzeit am dortigen Mechanik-Institut wurde Hermann Appel im Jahre 1965 mit einem Thema der Baustatik promoviert. Seine berufliche Tätigkeit begann Appel bei einer Firma in Braunschweig als Berechnungsingenieur in einer Zeit der aufkommenden Computertechnik.Drei Jahre lang leitete er danach die Abteilung "Technische Berechnung" bei der Rheinstahl Hanomag AG in Hannover. Danach war er drei Jahre lang bei der Volkswagenwerk AG als sog. Leitender Forschungsmitarbeiter mit Problemen der Struktursicherheit von PKW, insbesondere innerhalb des Forschungsprojektes "Experimental Safety Vehicle", befaßt.
Im Jahre 1972 wurde Hermann Appel als Professor auf das Fachgebiet "Kraftfahrzeuge" an der Technischen Universität Berlin berufen. In Weiterführung der Arbeiten von Prof. Fialas baute er an der Medizinischen Hochschule Hannover zusammen mit den dortigen Unfallchirurgen die "Unfallforschung vor Ort" auf, die inzwischen internationale Reputation genießt. Außerdem wurden die Biomechanik und die Kraftfahrzeugsicherheit als Forschungsgebiete vertieft, u. a. durch die Einrichtung neuer Crashanlagen. Als neue Forschungsgebiete kamen die Schad-stoffemissionsminderung, alternative Antriebssysteme, rechnergestütztes Entwerfen bzw. innovative Fahrzeugkonzepte hinzu. Etwa 250 Veröffentlichungen in Zeitschriften und einige Bücher dokumentieren die Forschungstätigkeit.
In der Lehre wurde die Fahrzeugtechnik durch Aspekte des Umfeldes, der Umwelt, der Verkehrsentwicklung und der Zukunftsszenarien ergänzt. Etwa 600 Diplom- und Studienarbeiten sowie 40 Promotionen konnte Hermann Appel zum erfolgreichen Abschluß führen. Abgänger aus der Studienrichtung Sicherheit/Simulation/Versuch sind heute bei allen Fahrzeugherstellern und einschlägigen Zulieferern tätig. Viele Abgänger haben sich auch als Unfallsachverständige selbständig gemacht.
Im Jahre 1983 wurde die "IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr" von Professor Appel mitbegründet. Inzwischen ist die IAV mit etwa 1200 Beschäftigten zu einem mittelständischen Unternehmen geworden. Als geschätzter Serien-Entwicklungspartner für die Auto- und Zulieferindustrie ist die IAV an den Standorten Berlin, Gifhorn und Chemnitz tätig. Geschäftsfelder sind Motoren- und Fahrzeugentwicklung, unkonventionelle Antriebe, Elektronik, Verkehrstechnik. Als Senior-Geschäftsführer sorgt Appel für den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Etwa 100 Studierende werden in der IAV in qualifizierter Weise auf ihre spätere Entwicklungstätigkeit in der Industrie vorbereitet.
Hermann Appel hat sowohl innerhalb wie außerhalb der TU Berlin, national wie international verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen. Innerhalb der TU Berlin wirkte er in verschiedenen universitären Gremien. So war er von 1989 bis 1991 Mitglied des Kuratoriums und mehrfach Mitglied des Akademischen Senats und des Konzils.
Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Fahrzeugsicherheit wurden ihm u. a. die "Benz-Daimler-Maybach-Ehrenmedaille" des VDI und der "Safety Award for Engineering Excellence" des US Department of Transportation verliehen.


Weitere Informationen zum Kolloquium erteilt Christa Wiegels, Institut für Straßen- und Schienenverkehr, Tel.: 030/314-72970. Weitere Informationen über Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel erhalten Sie über die TU-Pressestelle, Janny Glaesmer, Tel.: (030) 314-22919, Fax: (030) 314-23909 oder E-Mail: pressestelle@tu-berlin.de.