Wir möchten Sie ganz herzlich zu dem Abschiedskolloquium
einladen. Für die Medien führt Professor Appel zur besseren
Veranschaulichung seiner Forschungsarbeiten noch einmal einen
Crashversuch durch, zu dem wir Sie ebenfalls herzlich einladen.
Wir bitten um telefonische Anmeldung, ob sie an dem Crastest
und dem Kolloquium teilnehmen.
Zeit: am Freitag, dem 25. September 1998, Crashtest 13.00 Uhr,
Abschlußkolloquium Beginn 14.00 Uhr
Ort: Institut für Straßen- und Schienenverkehr,
Gustav-Meyer-Allee 25, Versuchshalle, Gebäude TIB 13, 13355
Berlin
Das Fachgebiet Kraftfahrzeuge unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing.
Hermann Appel befaßt sich seit 1972 in einem der Forschungsschwerpunkte
mit Fragen der passiven Sicherheit von Kraftfahrzeugen. Dazu gehören
Themen wie Unfallforschung, Biomechanik, Entwerfen von Sicherheitseinrichtungen
sowie Sicherheitsbewertung. Zu konkreten Projekte, die am Fachgebiet
bearbeitet wurden gehörten beispielsweise Unfallerhebungen
an Unfallorten, Fußgänger-schutzeinrichtungen an Pkw
und Lkw (heute in Serie), die Auslegung der Pkw-Frontstrukturen
auf Partnerschutz, Arbeiten am Sicherheitsauto "UNI-CAR",
Kindersicherheit, Airbagsicherheit, Kleinstwagensicherheit sowie
geeignete Crashtestverfahren.
Mit einem Umbauaufwand von 19 Millionen DM wurden im Juni 1991
dem Institut für Fahrzeugtechnik neue Räumlichkeiten
in den historischen AEG-Gebäuden in Berlin-Wedding übergeben.
Im Juni 1992 wurde die neue Crashanlage modernster Bauart in Betrieb
genommen. Die hydraulisch angetriebene Anlage kann auf einer Anlaufbahn
von 70 m eine Masse von mehr als 2000 kg geregelt auf 100 km/h
beschleunigen. Die Versuchsfahrzeuge können auf einen 90-Grad-Block,
auf eine 30-Grad-Wand, eine verstellbare Offset-Barriere und Pfähle
verschiedenen Durchmessers, aber auch auf andere stehende Hindernisse
oder gegen Fußgänger-Dummies katapultiert werden.
Anläßlich der feierlichen Verabschiedung für Prof.
Dr.-Ing. Hermann Appel demonstriert das Fachgebiet in einem Crashversuch
eindrücklich Ergebnisse seiner Arbeit: Gezeigt wird wie sich
ein Pkw älterer Bauart bei einem Frontal-Crashtest verhält.
Dieser Crash verläuft nach jenen Normen, die heutige Fahrzeugentwicklungen
vorweisen müssen. Die gesetzlich gültigen Testverfahren
sind nach 1998 strenger als vor 1998. Von dem geplanten Crashtest
wird erwartet, daß wegen der (seit 1998 geforderten) einseitigen
Belastung und der höheren Aufprallgeschwindigkeit die Frontstruktur
und die Fahrgastzelle den Belastungen nicht standhalten werden
und es zu den im Realunfall gefährlichen Intrusionen (= Eindringen
von Massen) in den Fahrgastraum kommen wird.
Prof. Dr.-Ing. Hermann Appel wurde am 21. Dezember 1932 geboren.
Nach einer Lehre als Maschinenschlosser in seiner Geburtsstadt
Lüneburg, nach einem Maschinenbau-Studium an der TH Braunschweig
und nach einer fünfjährigen Assistentenzeit am dortigen
Mechanik-Institut wurde Hermann Appel im Jahre 1965 mit einem
Thema der Baustatik promoviert. Seine berufliche Tätigkeit
begann Appel bei einer Firma in Braunschweig als Berechnungsingenieur
in einer Zeit der aufkommenden Computertechnik.Drei Jahre lang
leitete er danach die Abteilung "Technische Berechnung"
bei der Rheinstahl Hanomag AG in Hannover. Danach war er drei
Jahre lang bei der Volkswagenwerk AG als sog. Leitender Forschungsmitarbeiter
mit Problemen der Struktursicherheit von PKW, insbesondere innerhalb
des Forschungsprojektes "Experimental Safety Vehicle",
befaßt.
Im Jahre 1972 wurde Hermann Appel als Professor auf das Fachgebiet
"Kraftfahrzeuge" an der Technischen Universität
Berlin berufen. In Weiterführung der Arbeiten von Prof. Fialas
baute er an der Medizinischen Hochschule Hannover zusammen mit
den dortigen Unfallchirurgen die "Unfallforschung vor Ort"
auf, die inzwischen internationale Reputation genießt. Außerdem
wurden die Biomechanik und die Kraftfahrzeugsicherheit als Forschungsgebiete
vertieft, u. a. durch die Einrichtung neuer Crashanlagen. Als
neue Forschungsgebiete kamen die Schad-stoffemissionsminderung,
alternative Antriebssysteme, rechnergestütztes Entwerfen
bzw. innovative Fahrzeugkonzepte hinzu. Etwa 250 Veröffentlichungen
in Zeitschriften und einige Bücher dokumentieren die Forschungstätigkeit.
In der Lehre wurde die Fahrzeugtechnik durch Aspekte des Umfeldes,
der Umwelt, der Verkehrsentwicklung und der Zukunftsszenarien
ergänzt. Etwa 600 Diplom- und Studienarbeiten sowie 40 Promotionen
konnte Hermann Appel zum erfolgreichen Abschluß führen.
Abgänger aus der Studienrichtung Sicherheit/Simulation/Versuch
sind heute bei allen Fahrzeugherstellern und einschlägigen
Zulieferern tätig. Viele Abgänger haben sich auch als
Unfallsachverständige selbständig gemacht.
Im Jahre 1983 wurde die "IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto
und Verkehr" von Professor Appel mitbegründet. Inzwischen
ist die IAV mit etwa 1200 Beschäftigten zu einem mittelständischen
Unternehmen geworden. Als geschätzter Serien-Entwicklungspartner
für die Auto- und Zulieferindustrie ist die IAV an den Standorten
Berlin, Gifhorn und Chemnitz tätig. Geschäftsfelder
sind Motoren- und Fahrzeugentwicklung, unkonventionelle Antriebe,
Elektronik, Verkehrstechnik. Als Senior-Geschäftsführer
sorgt Appel für den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Etwa 100 Studierende werden in der IAV in qualifizierter Weise
auf ihre spätere Entwicklungstätigkeit in der Industrie
vorbereitet.
Hermann Appel hat sowohl innerhalb wie außerhalb der TU
Berlin, national wie international verschiedene ehrenamtliche
Tätigkeiten übernommen. Innerhalb der TU Berlin wirkte
er in verschiedenen universitären Gremien. So war er von
1989 bis 1991 Mitglied des Kuratoriums und mehrfach Mitglied des
Akademischen Senats und des Konzils.
Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Fahrzeugsicherheit
wurden ihm u. a. die "Benz-Daimler-Maybach-Ehrenmedaille"
des VDI und der "Safety Award for Engineering Excellence"
des US Department of Transportation verliehen.