TU intern - Juli 1999 - Hochschulpolitik

Ingenieurstudiengänge im Umbruch

”Ingenieurstudiengänge im Umbruch". Unter diesem Titel beschäftigte sich ein Beitrag in der Mai-Ausgabe der TU intern mit den geänderten Anforderungen an die Ausbildung von Ingenieuren. Er fragte unter anderem, wie die technischen Fachbereiche der TU sich auf die neuen Anforderungen an die Ingenieurausbildung einstellen und welche konkreten Veränderungen von Struktur und Inhalt des Ingenieurstudiums sie planen. TU intern hat diese Frage weitergegeben an die Dekane der entsprechenden Fachbereiche. Hier die Antworten, die bisher bei der Redaktion eingingen:

Für den Fachbereich 15 Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie antwortete Jutta Seiler, Studienbüro des FB 15:

Im Rahmen der Fusion der Fachbereiche 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik Werkstoffwissenschaften und 15 Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie werden die sechs betreuten Ingenieurstudiengänge reformiert, das Curriculum fortgeschrieben und erneuert. In diesem Zusammenhang werden die von Ihnen in der TU intern aufgeführten und von der Industrie sowie den Verbänden häufig geforderten Schlüsselqualifikationen berücksichtigt: So sind in den Studienplänen und für alle Studierenden verbindlich in dem Modul ”Überfachliches" die Inhalte Wissenschaftliches Arbeiten, Präsentation und Moderation, Recht und Wirtschaft zusammengefaßt aufgenommen worden.

Über dieses Modul sollen die Studierenden an die Themen, die hinter dem Begriff ”Schlüsselqualifikation" stehen, herangeführt werden. Zudem sollen sie in den in der Ausbildung integrierten Studienprojekten ihre Team- und Kommunikationsfähigkeiten schulen. Das Thema Internationalisierung wird in der Fakultät ebenfalls großgeschrieben: So starten die beiden bisherigen Fachbereiche in den Studiengängen Biotechnologie sowie Energie- und Verfahrenstechnik bereits im kommenden Wintersemester Pilotprojekte, Englisch als Unterrichtssprache einzuführen. Beispielsweise können Studierende des Studienganges Biotechnologie sich somit auf das gerade im Aufbau befindliche Dual-Degree-Programm mit der Partnerschaftsuniversität Dongseo, Korea, vorbereiten. Daneben bestehen bereits langjährige Austauschprogramme mit Frankreich, ebenfalls im Bereich der Energie- und Verfahrenstechnik.

Aus dem Fachbereich 9 Bauingenieurwesen und Angewandte Geowissenschaften erreichte uns eine Stellungnahme von Prof. Dr.-Ing. Bernd Kochendörfer, der darauf hinweist, daß er lediglich aus der Sicht seines Fachgebietes (Baubetrieb und Baumaschinen), nicht aber im Auftrag des Instituts oder des Fachbereiches spricht.

Die vorrangige Aufgabe des Studienganges Bauingenieurwesen an der TU Berlin sehe ich darin, nicht nur wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden, sondern unsere Absolventen auch dafür zu qualifizieren, Führungsaufgaben in Unternehmen wahrzunehmen oder selbst Unternehmer zu werden. Dafür bedarf es neben der Vermittlung von technisch und ökonomisch orientierten Inhalten auch der Ausbildung in Feldern der sozialen Kompetenz. So stellt beispielsweise das Arbeiten in interdisziplinären Projektgruppen gerade für Bauingenieure im späteren Berufsalltag die Realität dar. Hier ist für unsere Ausbildungsgänge ein absoluter und dringender Handlungsbedarf gegeben. Gleiches gilt für die Vermittlung von Grundlagen in Personalführung, Personalentwicklung, Kommunikations- und Präsentationstechniken. Hierbei sollten die Chancen der Strukturreform an der TU u. a. auch dazu genutzt werden, Studiengänge im Hinblick auf fächerübergreifende Ausbildungsangebote zu reformieren - der ansatzweise beschriebene Handlungsbedarf dürfte nicht nur bei den Bauingenieuren vorhanden sein.


© 7/'99 TU-Pressestelle