[TU Berlin] Medieninformation Nr. 167 - 5. August 1997
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Stein auf Stein

Dissertation des TU-Wissenschaftlers Dr. Carsten Reinhold mit dem Walter-Schall-Preis ausgezeichnet

Seit Millionen von Jahren werden die Oberfläche und der innere Aufbau der Erde durch geologische Prozesse geformt. Gestein auf Gestein türmt sich dabei auf großen Teilen der Erdoberfläche. Solche Schichten bilden sich aus Ablagerungen von Gesteinsschutt, Überresten von ehemaligen Lebewesen und Mineralen. Die lockeren Gesteine, die aus dem angesammelten Material entstehen, sind durch die Überdeckung mit weiteren Ablagerungen physikalischen und chemischen Veränderungen ausgesetzt. Das führt über längere Zeiträume hinweg zur Verfestigung des Lockermaterials, es versteinert sozusagen.

Dabei werden die noch im lockeren Gestein vorkommenden Löcher, sogenannte Hohlräume oder Poren u.a. durch neue Minerale verschlossen. Im festen Gestein können aber auch neue Hohlräume durch Bewegungen der Erdkruste oder physikalische und chemische Prozesse entstehen. Dieser Entstehung und Versiegelung von Hohlräumen widmet sich der TU-Geologe Dr. Carsten Reinhold in seiner Dissertation "Prozesse, Steuerung und Produkte komplexer Diagenese-Sequenzen in süddeutschen Malm-Karbonaten". Er untersucht hier die Entwicklung der ca. 150 Millionen Jahre alten, oberjurassischen Gesteine der Schwäbischen Alb von der Zeit ihrer Entstehung bis heute. Dieses Gestein ist von allgemeinem Interesse, da deren Hohlräume u.a. bedeutende Grundwasservorräte besitzen. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Johannes Schroeder, Ph.D., am Institut für Angewandte Geowissenschaften II der TU Berlin.

Nachdem die Arbeit bereits mit dem 3000,- DM dotierten Karl-Deilmann-Preis von den Förderern der Geoingenieurwissenschaften und der Werkstoffwissenschaften an der TU Berlin e.V. ausgezeichnet wurde, erhält Carsten Reinhold nun auch den dritten Preis bei der diesjährigen Walter-Schall-Preis-Verleihung. Vergeben wird dieser mit 1000,- DM dotierte Preis von der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg für wissenschaftliche Arbeiten aus den von der Gesellschaft gepflegten Fachgebieten Botanik, Geologie, Geomorphologie, Geophysik, Meteorologie, Mikrobiologie, Naturschutz, Ökologie, Paläontologie und Zoologie, die neue, den südwestdeutschen Raum betreffende Forschungsergebnisse zum Inhalt haben. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Hauptversammlung der Gesellschaft am 16. Oktober 1997 im Naturkunde-Museum in Stuttgart statt.

Entstanden ist die Arbeit im Rahmen des Schwerpunktprogramms "Globale und regionale Steuerungsfaktoren biogener Sedimentation - Riff-Evolution und Kreide-Sedimentation" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Carsten Reinhold konnte in seiner Arbeit auf Gesteinsproben zurückgreifen, die im Rahmen der geotechnischen Vorerkundung der ICE-Trasse Stuttgart-Ulm in Kernbohrungen gewonnen wurden. Diese Proben haben den Vorteil, daß sie unverwittert sind und die Gesteinsabfolge lückenlos dokumentieren.

Der 1966 in Hannover geborene Carsten Reinhold studierte von 1986 bis 1992 Geologie und Paläontologie an der Universität Hannover. Nach seinem Studium kam er 1993 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem o.g. DFG-Schwerpunktprogramm an das Institut für Angewandte Geowissenschaften II der TU Berlin, wo er vergangenes Jahr seine Dissertation abschloß.

Christian Hohlfeld


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dr. Carsten Reinhold, Institut für Angewandte Geowissenschaften II der TU Berlin, Tel.: 030/314-21159/-23650.