[TU Berlin] Medieninformation Nr. 106 - 5. Mai 1998
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TU Berlin gründet mit Unterstützung der Siemens AG ein "Center für Wandel und Wissensmanagement"

Start für eine neue Form der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in der universitären Lehre und Forschung

Die TU Berlin richtet mit Unterstützung von Siemens ein "Center für Wandel und Wissensmanagement" (CWW) ein. Dieses in Deutschland bisher einzigartige Kooperationsprojekt wurde am 30. April 1998 an der TU Berlin vorgestellt. Bei diesem Pilotvorhaben sollen die Studierenden an Beispielen aus der Praxis lernen, wie sich Unternehmen flexibel auf Marktveränderungen einstellen und dann die geeigneten Maßnahmen ergreifen. Sie sollen neues Wissen systematisch nutzen und erfolgreich in die Praxis umsetzen können.

In der ersten Stufe des gemeinsamen Projektes werden im Sommersemester 1998 hochrangige Führungskräfte von Siemens Vorlesungen halten. Die Schwerpunkte werden von der TU Berlin und Siemens gemeinsam entwickelt. Im wesentlichen geht es um konkrete Strategien und Maßnahmen, die international tätige Unternehmen heute anwenden müssen, um im weltweiten Wettbewerb bestehen zu können. Dabei werden z.B. aktuelle Produktentwicklungen, Prozeßanalysen, neue Dienstleistungen oder Organisationsformen vorgestellt und diskutiert. Im Wintersemester 1998/99 sind dann ergänzende Fallstudien, Planspiele und auch Praxisprojekte geplant. Die Themen werden aktuell festgelegt und berücksichtigen Bedarf und Interesse der Studierenden.

Die Veranstaltungen sind für Hörer aller Fakultäten offen, aber sie sind besonders geeignet für angehende Ingenieure, Wirtschaftsingenieure sowie für Volks- und Betriebswirte. Bei Erfolg soll das Pilotprojekt in dieser oder in ähnlicher Form auch auf andere Universitäten im In- und Ausland übertragen werden.

"Mit dieser neuen Form der Kooperation wollen wir die Vernetzung von Forschung und Praxis verbessern. Wenn die Studierenden wissenschaftliche Erkenntnisse an aktuellen Praxisbeispielen umsetzen können, werden die deutschen Hochschulen im internationalen Vergleich noch attraktiver", betonte Dr.-Ing. E.h. Wolfram O. Martinsen, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und Vorsitzender des Bereichsvorstands Verkehrstechnik. "Ein hervorragendes Produkt zu entwickeln, reicht heute allein nicht mehr aus. Wer Erfolg haben will, muß kreativ bei der Suche von Alternativen und Innovationen sein und auch Führungsqualitäten beweisen." Das Center soll deshalb besonders die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen in gemeinsamen Fallstudien und Praxisprojekten fördern. Auch für Siemens erhoffe er sich Vorteile: z.B. frühzeitige Kontakte zu qualifizierten Absolventen und die bessere Nutzung von Forschungsergebnissen der Universitäten durch intensivere Zusammenarbeit.

Das Center wird zum "Institut für Technologie- und Management" innerhalb des Fachbereichs "Wirtschaft und Management" gehören. Zunächst können maximal 50 Studenten an der Sommersemester-Veranstaltung teilnehmen.

Für Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers, Präsident der TU Berlin und neben Dr. Hermann Franz, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG, Pate des Projekts, ist die Zusammenarbeit mit Siemens ein wichtiger Schritt zu einer zeitgemäßen Universitätsausbildung: "Wir haben uns die Frage gestellt, ob unser Bildungssystem im Zeitalter der Dienstleistungsgesellschaft nicht reformiert werden muß und sind zu folgendem Entschluß gekommen: Wir müssen verstärkt das Erfahrungswissen aus der Wirtschaft in die Lehre mit einbeziehen. Nur so können auch wir längerfristig im internationalen Wettbewerb bestehen."

Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten, Direktor des Institutes für Technologie und Management der TU Berlin und Leiter des Programms, betont: "Wer als Studierender diese Managementschulung durchläuft, erhöht seine Wettbewerbsfähigkeit als Absolvent auf dem Arbeitsmarkt. Von den Unternehmen wird zunehmend eine internationale und interdisziplinäre Ausrichtung der Absolventen gefordert. Das Center für Wandel- und Wissensmanagement bietet den Studierenden eine hervorragende Möglichkeit, sich in diesen Bereichen zu qualifizieren und unternehmerisch tätig zu werden".

Prof. Dr. Michael Mirow, Leiter Unternehmensstrategien der Siemens AG, unterstrich, daß es beim CWW nicht um die Ausbildung zu Spezialisten geht. "Im CWW sollen die Studierenden lernen, über ihren eigenen disziplinäre Tellerrand hinauszuschauen und fachübergreifendes Denken zu entwickeln. Probleme müssen unabhängig von der Disziplin in übergreifender Weise gelöst werden. Es genügt heute nicht mehr, ein Studium abzuschließen. Es muß vielmehr die Fähigkeit entwickelt werden, lebenslang zu lernen."


Weitere Informationen erteilen Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten, Direktor des Institutes für Technologie und Management der TU Berlin, Tel.: (030) 314-22877, und Urban Bastert, Siemens-Pressestelle Berlin, Tel.: (030) 386-29170.

Statement von Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers, Präsident der TU Berlin, anläßlich der Einrichtung des Centers für Wandel- und Wissensmanagement an der TU Berlin:

Die TU Berlin schätzt sich glücklich, mit dem von Siemens gesponserten "Center für Wandel- und Wissensmanagement" (CWW) eine neue Phase sowohl der Zusammenarbeit mit Unternehmen der Wirtschaft als auch der Studienreform einleiten zu können.

Mit dem Center für Wandel- und Wissensmanagement wird zum ersten Mal nicht nur an der TU Berlin, sondern, soweit wir informiert sind, auch bundesweit ein Unternehmen systematisch in die Lehre integriert, indem Siemens ein mit dem Lehrprogramm des Fachbereichs abgestimmtes Angebot an Vorlesungen, Seminaren und Praxisprojekten zu einem zentralen Ausbildungsinhalt der Managementwissenschaft mit eigenen Leuten bestreitet. Aus Sicht der TU Berlin ist dies in doppelter Hinsicht erfreulich: Es steigert die Praxisrelevanz unserer Ausbildung und spart Geld.

Gleichzeitig ist dieses Pilotprojekt Bestandteil der an der TU Berlin auf dem Wege befindlichen Studienreform, die wiederum Teil der gesamtreformerischen Bemühungen darstellt. Zwei wesentliche Aspekte der Studienreformziele werden hier erstmalig umgesetzt:

Zum einen wird als profilbestimmendes Element aller TU-Studiengänge eine stärkere Interdisziplinarität angestrebt. Dazu trägt das CWW bei, indem es Generalistenwissen anbietet, das auch für ingenieur- und naturwissenschaftliche Studiengänge unverzichtbar ist. Deshalb wurde auch der Zugang zum Lehrangebot des CWW von vornherein für Hörer aller Fakultäten geöffnet.

Zum anderen soll das Curriculum jedes Studiengangs über ein längeres Praxisprojekt anwendungsorientierter werden. Bei diesen Praxisprojekten ist an solche Vorhaben in Unternehmen gedacht, deren Entscheidungsverlauf von einer gegebenenfalls interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe von Studierenden innerhalb eines überblickbaren Zeitraums geleistet werden kann. Ein solches Projekt würde von einem Manager des jeweiligen Unternehmens und einem Dozenten der TU Berlin gemeinsam geleitet. Die Studierenden könnten Studien- und Diplomarbeiten aus diesen Projekten heraus anfertigen, die Unternehmen bekämen Problemlösungsvorschläge auf der Basis des neuesten Standes des Wissens. Die Fakultäten würden bei diesem Modell auf die Dauer ein umfangreiches Netzwerk zu den für sie interessanten Unternehmen entwickeln.

Das CWW ist ein erster Schritt auf diesem Wege. Weitere Unternehmen werden eingeladen, die nächsten Schritte zu machen. Siemens gebührt der Dank, diese Entwicklung mit angestoßen und großzügig unterstützt zu haben.