Othello als Sarotti-Mohr

Keine Kultur-Veranstaltungen ohne Sponsor, denn Kultur ist nicht nur beliebt, sie hat auch ihren Preis. Für sein Geld möchte der Sponsor natürlich etwas haben, nämlich öffentliche Präsenz. Die möchte der Veranstalter jedoch so unauffällig und gering wie möglich halten. Niemand will sich dem Vorwurf aussetzen, er verkaufe sich als "Kulturhure" an Industrie oder Banken. Die Frage ist, ob diese Sichtweise heute, bei leeren Kassen allerorten, noch immer gilt.

Für beide, Sponsor und Veranstalter, gilt darüber hinaus: Soll das Zielpublikum erreicht werden, dann muß man die Medien für sich gewinnen. Das geht nur, wenn man sich an den Auswahlkriterien der Medien orientiert. Und für diese ist die Nennung des Sponsors meist nebensächlich.

Ein Sponsor muß auch berücksichtigen, daß sein Zielpublikum nicht selten aus den verschiedensten Interessengruppen besteht. Diese haben teilweise so gegensätzliche Wünsche, daß es kaum möglich erscheint, sie zu bedienen.

Wie findet man nun als Sponsor eine Medienpräsenz, die weder das Feingefühl und den Geschmack der Kulturschaffenden verletzt, noch die Eigeninteressen des Sponsors vernachlässigt oder die Funktionsweise der Medien außer acht läßt? Ansätze und Auswege aus dieser kulturell-ökonomisch-medialen Zwickmühle zu erarbeiten, ist Ziel der Tagung "Othello als Sarotti-Mohr", einer Tagung zur Medienpräsenz der Sponsoren von Musikveranstaltungen in Deutschland. Veranstalter sind der Studiengang Diplom-Medienberater der TU Berlin, die Kurt-Weill-Gesellschaft e. V. und die NORD/LB Hannover.

Im Rahmen der Tagung werden Vertreter/innen von Sponsoren, Musikveranstaltern und Medien in Expertengesprächen ihre Positionen vorstellen. Studierende des Studiengangs Medienberater der TU Berlin berichten, was ihre Publikumsanalysen von Musikveranstaltungen ergaben. Die Studierenden hatten das Publikum bei zwei von der Norddeutschen Landesbank gesponserten Musikveranstaltungen zum Thema Akzeptanz des Sponsors befragt. Im Vorfeld hatten die Veranstalter außerdem einen Wettbewerb zum Thema Kultursponsoring ausgeschrieben. Gesucht wurden nachdenkliche und humorvolle Texte sowie Bildergeschichten über den Sponsor und seinen Musikveranstalter. Als Preis winken 999,99 DM und eine Tafel Schokolade, die der Sarotti-Mohr persönlich übergeben wird. Eine Auswahl der eingegangenen Arbeiten wird den Tagungsteilnehmern vorgelegt. Sie sollen Testpublikum und Jury zugleich sein. Die aktuelle Debatte über die Besteuerung von Sponsorengeldern wird in einer Diskussionsrunde aufgegriffen.

Wir laden Sie herzlich zu der Tagung ein. Sie findet am Donnerstag, dem 4. Juni 1998, von 10.00 bis 17.30 Uhr, in der Künstlerwerkstatt im Bahnhof Westend, Spandauer Damm 89, 14059 Berlin, statt.

Darüber hinaus möchten wir Sie zu einer Pressekonferenz einladen, die im Rahmen der Tagung stattfindet.

Zeit: am Mittwoch, dem 3. Juni 1998, 10.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Raum H 1036, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Zu der Pressekonferenz laden wir noch einmal gesondert ein, wenn die Teilnehmer der Pressekonferenz definitiv feststehen.