[TU Berlin] Medieninformation Nr. 128 - 29. Mai 1998
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Taufe einer Segelyacht für Forschungszwecke

am 19. Juni 1998 - Einladung

Nach mehrjähriger Vorbereitungszeit ist an der TU Berlin das sogenannte Segeldynamometer entstanden, ein Segelboot in Originalgröße (10 m), mit dem unter natürlichen Bedingungen die Wechselwirkungseffekte zwischen den aero- und hydrodynamischen Kräften gemessen werden können (Ein Dynamometer ist ein Instrument zum Messen von Kräften). Die Besonderheit ist, daß die Momente und Kraftangriffspunkte sowohl der aero- als auch der hydrodynamischen Kräfte getrennt erfaßt werden. Somit können die realen Daten für die Schiffsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von den Windwerten ermittelt werden. Erstmals wird es damit möglich, die Güte von Rigg und Rumpf getrennt zu erfassen. Diese Daten sind unentbehrlich für eine zuverlässige Leistungsberechnung. Darüber hinaus sollen die wichtigsten Einzelkräfte an Mast, Stagen und Schoten aber auch an Ruder und Kiel als Funktion der Windwerte und der jeweiligen Besegelung und Segelstellung bestimmt werden.

Nach der Taufe des Segeldynamometers am 19. Juni 1998 finden erste Meßfahrten in Berlin statt. Im nächsten Jahr geht es auf hohe See. Bei unterschiedlichen Wetterbedingungen werden dann Messungen vorgenommen und ausgewertet.

Wir möchten Sie ganz herzlich zur Schiffstaufe des Segeldynamometers einladen. (Der Name des Schiffes wird jetzt noch nicht verraten!!).

Zeit: am Freitag, dem 19. Juni 1998, um 15.00 Uhr
Ort: Berliner Yacht-Club, Wannseebadweg 55, 14129 Berlin-Wannsee (linke Einfahrt vor der Insel Schwanenwerder)

Hintergründe für dieses ehrgeizige Projekt:

Die deutsche Bootsbranche hat einen erheblichen Nachholbedarf. So betrug der inländische Anteil am deutschen Yachtmarkt 1992 nur 31,4 Prozent. Der Import von Yachten und Motorbooten nach Deutschland übersteigt den Export bei weitem. Insbesondere Jollen und Yachten für den Regattasport führender deutscher Segelsportler werden zum großen Teil im westlichen Ausland oder in Neuseeland gebaut. Verkannt wird hierbei häufig, daß es sich dabei um Umsätze in Milliardenhöhe handelt.

Die Gründe für den geringen Anteil deutscher Produkte sind vielfältig, sie basieren vor allem auf der fehlenden Weiterentwicklung dieser Branche, dem fehlenden know how. Diese Situation haben die Industrie und das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) erkannt und fördern deshalb ein Vorhaben, mit dessen Hilfe die Optimierung von Yachten durch Schaffung einer Datenbank und geeigneter Rechenprogramme vorangetrieben wird: TU-Wissenschaftler am Institut für Schiffs- und Meerestechnik der TU Berlin haben unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hartmut Brandt in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern eine Segelyacht gebaut, die mit hochkomplizierter neuentwickelter Meßtechnik ausgerüstet ist und mit deren Hilfe die Kräfte aus Wind und Wasser bestimmt und unmittelbar im Computer verarbeitet werden können. Auf diese Weise wird es erstmals möglich sein, eine Übereinstimmung der Ergebnisse von Modellversuchen und bisher gebräuchlichen Rechenprogrammen herzustellen.

Industriepartner des Projekts: Judel/Vrolijk & Co.Engineering GmbH, Bremerhaven, navcon GbR, Wolgast, VDO Kienzle, Frankfurt am Main/Rüthli (Schweiz), Schiffbauversuchsanstalt Potsdam GmbH (SVA), Institut für Schiffbau der Universität Hamburg, North Diamond Sailmakers, Kopenhagen, Peter Frisch GmbH, München, Pantaenius, Hamburg, AeroSail, München.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern Prof. Dr.-Ing. Hartmut Brandt, TU-Institut für Schiffs- und Meerestechnik, Salzufer 17-19, 10587 Berlin, Tel.: (030) 314-21213 oder -21417, Fax: (030) 314-22885.