Professor Dr. med. Wolfgang Friesdorf für das Fach Arbeitswissenschaft neu berufen
Die moderne Technik macht heute vieles möglich. Ärzte arbeiten bei Operationen mit Lasern oder nehmen Eingriffe mittels winziger Arbeitskanäle im menschlichen Körper vor. Neue Techniken im Operationssaal und in der Intensivstation bedeuten jedoch für die dort arbeitenden Menschen nicht selten eine Verkomplizierung ihrer Tätigkeit. "Durch die großen Fortschritte in einzelnen wissenschaftlichen Gebieten haben Arbeitssysteme eine Komplexität erreicht, die die dort arbeitenden Menschen zu überfordern droht", stellt Wolfgang Friesdorf, neu berufener Professor für das Fachgebiet Arbeitswissenschaft an der TU Berlin, fest.
"Fortschritte in diesem Bereich können nur im Zusammenschluß von Theorie und Praxis, das heißt von Forschung und Entwicklung, erreicht werden", sagt Friesdorf, "zum Beispiel mit anderen Forschungsinstituten, Industrieunternehmen und Krankenhäusern". Für die künftigen Forschungsschwerpunkte "Arbeit im Krankenhaus" und "Versorgung von Kranken zu Hause" ist daher eine enge Zusammenarbeit mit Berliner Kliniken vereinbart. Erkenntnisse fließen in das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt "Anästhesiologisches Informationssystem" (ANIS), prozeßorientierte Arbeitsunterstützung im Operationssaal, ein.
Ausgangspunkt für ein anderes Forschungsgebiet sind die Folgen, die sich aus der veränderten Altersstruktur in Deutschland ergeben. In der interdisziplinären Forschergruppe "Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag" (SENTHA) beschäftigen sich die Arbeitswissenschaftler um Professor Friesdorf zusammen mit Forschern anderer Fachrichtungen mit der Entwicklung seniorengerechter Haushaltsgeräte und -technik. Diese sollen für alle Altersgruppen attraktiv sein und zu mehr Sicherheit und Komfort im häuslichen Alltag beitragen.
Die wichtige Praxisorientierung soll auch den Studierenden vermittelt werden. So lernen die Studierenden in der Vorlesung anhand eines virtuellen Unternehmens die Probleme in der Gestaltung von Arbeit, Arbeitsplätzen und Produkten kennen. Darüber hinaus geht es um Fragen der Zukunft von Arbeit, Arbeitslosigkeit oder dem Wertewandel in der Gesellschaft. "Im Sommersemester 1998 wurde zum Beispiel eine studentische Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit Konzepten zu neuen Formen der Arbeit von Parteien, Industrie und Wissenschaft auseinandersetzt", erzählt Friesdorf.
Wolfgang Friesdorf studierte von 1967 bis 1972 Elektrotechnik an der TU Stuttgart bzw. TU München. In den darauffolgenden zwei Jahren erwarb er an der TU München auch den Abschluß eines Diplom-Wirtschaftsingenieurs. Anschließend studierte Friesdorf bis 1980 Medizin an den Universitäten Regensburg und Ulm. Von 1980 bis 1985 war er als Facharzt für Anästhesiologie an der Universität Ulm tätig. In dieser Zeit, 1981, schloß er seine medizinische Promotion ab. Von 1985 bis 1996 war Wolfgang Friesdorf für Aufbau und Leitung der Sektion Anästhesiologische Technologie und Verfahrensentwicklung (ATV) der Uniklinik Ulm zuständig. 1995 habilitierte er sich im Fachgebiet Anästhesiologie. 1997 wechselte er an die TU Berlin, Fachgebiet Arbeitswissenschaft.
Christian Hohlfeld