[TU Berlin] Medieninformation Nr. 158 - 3. Juli 1998
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Was machen organische Reststoffe im Abwasser?

TU-Absolvent Dr. Jörg Drewes erhält Willy-Hager-Preis 1998

Kommunales Abwasser, das in modernen Kläranlagen gereinigt wurde, kann dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt und wiederverwendet werden. Dabei ist das Versickern des Abwassers über sogenannte Infiltrationsbecken oder Landflächen eine gängige Methode in Trockengebieten, um den Grundwasserspiegel anzuheben und eine gute Nachreinigung des Abwassers zu erreichen. Dies wird unter anderem auch im Berliner Raum praktiziert. Da die geklärten kommunalen Abwässer jedoch nicht frei von organischen Reststoffen sind, hat sich der TU-Absolvent Dr.-Ing. Jörg Drewes in seiner Dissertation über das Verhalten organischer Abwasserinhaltsstoffe in der Grundwasseranreicherung befaßt.

Für diese Arbeit, die von Professor Dr.-Ing. Martin Jekel vom TU-Institut für Technischen Umweltschutz betreut wurde, erhielt Drewes den mit 5.000 DM dotierten Willy-Hager-Preis 1998. Der Preis, der von der Willy-Hager-Stiftung ausgelobt wird, schließt eine zweckgebundene Zuwendung in gleicher Höhe an das Fachgebiet des Preisträgers ein. Bei Jörg Drewes handelt es sich um das TU-Fachgebiet Wasserreinhaltung.

In seiner Untersuchung stellte Drewes am Beispiel der Berliner Kläranlage Ruhleben fest, daß bestimmte organische Stoffe, nämlich Jodverbindungen, nicht aus dem Abwasser entfernt werden können. Diese Verbindungen waren sowohl nach der Behandlung im Klärwerk als auch nach dem Versickern in dem Rieselfeld Karolinenhöhe im Abwasser festzustellen. Diese Jodverbindungen gelten allerdings nicht als gesundheitsgefährdend, sie werden zum Beispiel in Krankenhäusern beim Röntgen eingesetzt. Dennoch sollten solche von Menschen verursachten Stoffe gar nicht erst ins Abwasser gelangen, da sie in der Natur nicht bekannt sind und sie durch die Selbstreinigungskräfte des Wasserkreislaufs und mit technischen Verfahren kaum entfernbar sind.

Ausgangspunkt der Untersuchungen von Drewes war die ungenügende Kenntnis der physiko-chemischen und biologischen Prozesse bei der Versickerung des Abwassers für dessen Wiederverwendung. Dazu hatte Drewes das Verhalten der organischen Inhaltsstoffe in Laborversuchen simuliert. Dem Rieselfeld Karolinenhöhe und anderen Böden wurden Proben entnommen und die Bodenschichten in Laborsäulen nachgebildet. Seine über dreijährigen Versuche hatte Drewes mit den Resultaten von Feldversuchen im Rieselfeld Karolinenhöhe vergliechen.

Seine Arbeit war der Anfang für weitere Projekte und Untersuchungen im Fachgebiet Wasserreinhaltung von Prof. Jekel. So läuft ein Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) zur Abwasserwiederverwendung mit der Tsing-Hua-Universität in Peking (China), eine der Partneruniversitäten der TU Berlin. Neu gestartet ist darüber hinaus ein Kooperationsprojekt mit den Berliner Wasserbetrieben zur Reinigungsleistung von Untergrundpassagen bei der Trinkwasseraufbereitung.

Derzeit befindet sich Jörg Drewes mit einem DFG-Stipendium an der Arizona State University in Tempe (USA), wo er an einem großen amerikanischen Forschungsvorhaben über die Grundwasseranreicherung mit kommunalen Abwässern mitwirkt. Der 1963 in Peine geborene Jörg Drewes hat Technischen Umweltschutz an der TU Berlin studiert. Seit 1992 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am TU-Fachgebiet Wasserreinhaltung.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne: Professor Dr.-Ing. Martin Jekel, TU-Institut für Technischen Umweltschutz, Tel: 030/314-23850, Fax: -23339.