Joachim Herrmann neuer TU-Professor für das Fachgebiet Qualitätswissenschaft
Wer an Qualität denkt, hat meistens die Güte eines Produkts im Auge. "Doch Qualitätswissenschaft beschäftigt sich mit weitaus mehr", stellt Prof. Dr.-Ing. Joachim Herrmann klar. Er vertritt seit März 1998 dieses Fachgebiet an der TU Berlin. "Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens sind die Qualität seiner Produkte, seiner Dienstleistungen und seines Services. Der Preis alleine ist für den Verbraucher nicht mehr ausschlaggebend", erläutert Herrmann. Ursache dafür ist die Verschärfung des Wettbewerbs, Außerdem sind die Ansprüche der Kunden gewachsen. Heute muß ein Anbieter die Erwartungen seines Kunden nicht nur erfüllen, er muß sie möglichst übertreffen. Das zwingt zur Gestaltung von Qualitätssicherungssystemen, die alle Unternehmensbereiche und den gesamten Produktablauf von seiner Entwicklung bis hin zur Entsorgung umfassen.
"Um solche Systeme durchzusetzen, entwickeln wir Methoden und Konzepte für die Industrie und den Dienstleistungssektor", beschreibt der TU-Forscher die Arbeit in seinem Fachgebiet. Qualitätsmanagement ist dabei zunächst ein Programm, eine grundsätzliche Einstellung, die es in die Tat umzusetzen gilt. Dies ist ein langfristiger, sich dynamisch entwickelnder Prozeß, an dem sämtliche Mitarbeiter beteiligt sein müssen. Zu den Grundsätzen eines Qualitätsmanagements gehört es unter anderem, sparsam mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen und Fehler konsequent zu vermeiden bzw. konsequent auf Fehlerfreiheit hinzuarbeiten.
Der 1944 in Sofia geborene Joachim Herrmann studierte an der TU Berlin Maschinenbau mit der Fachrichtung Produktionstechnik, hier promovierte er auch bei Professor Günter Spur. In dieser Zeit assistierte er bei den Vorlesungen von Professor Walter Masing, dem bedeutenden deutschen Qualitätswissenschaftler. Wie Qualitätssicherung in einem Großunternehmen durchgeführt wird, hat Joachim Hermann nach seinem Wechsel in die Industrie zur Volkswagen AG kennengelernt. In der Qualitätssicherung des Konzerns war er als Leiter des zentralen Stabes für die Koordination der Qualitätsmethoden, der Prüftechnologie und der qualitätsbezogenen EDV-Systeme der einzelnen Produktionsstandorte verantwortlich. Es folgten acht Jahre Auslandstätigkeit, in denen er zunächst bei Volkswagen de México und danach bei SEAT in Spanien als Vorstandsmitglied für die Qualitätssicherung zuständig war.
Den Kontakt zur Wissenschaft hat Herrmann nie verloren. Neben Fachveröffentlichungen hielt er in den Jahren 1980 bis 1985 als Lehrbeauftragter die Vorlesungen zur Qualitätslehre an der TU Berlin. Im März 1998 wurde er schließlich zum Professor für Qualitätswissenschaft an der TU Berlin berufen. Daß dieser Lehrstuhl trotz der schwierigen finanziellen Lage der Berliner Universitäten wieder besetzt wurde, ist für Herrmann eine Bestätigung der wachsenden Bedeutung der Qualität in unserer Gesellschaft. Zu den Hörern zählen nicht nur die Maschinenbauer, sondern auch Studierende aus anderen Fachbereichen. Diese Servicefunktion innerhalb der TU sieht der neue Professor als eine wichtige Aufgabe an, die er weiter ausbauen möchte. Zu den Forschungsschwerpunkten des Lehrstuhls zählen Qualitätsmanagementsysteme, integrierte Managementsysteme, das Total Quality Management als umfassende Führungsmethode eines Unternehmens und die industrielle Meßtechnik.
Christian Hohlfeld