Die US-amerikanische Historikerin Natalie Zemon Davis (Emerita der Princeton University und Senior Fellow an der University of Toronto) ist durch ihre höchst originellen und tiefgründigen Geschichten über frühneuzeitliche Frauen und Männer, eine international bekannte, sehr geschätzte und gerngelesene Autorin. Zugleich hat sie insbesondere der Frauen- und Geschlechtergeschichte durch ihre grundsätzlichen Einsichten in den Prozeß historischer Erkenntnis und den Entwurf weiterführender Fragestellungen neue theoretisch-methodische Wege gewiesen. Ebenso anregend wie die Lektüre ihrer vielfältigen Studien ist es, die inzwischen emeritierte Professorin "live" zu erleben. Dazu ist in Berlin Ende Oktober gleich dreifach Gelegenheit:
Auf Einladung des Zentrums für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin und des Einstein-Forums spricht Natalie Z. Davis zum Thema "Rethinking Cultural Mixture: the Travels of Leo Africanus".
Zeit: am Donnerstag, dem 29. Oktober 1998, von 18.00 bis 20.00
Uhr
Ort: Einstein-Forum, Am Neuen Markt 7, 11467 Potsdam
Der Gegenwartsroman des nach Frankreich emigrierten Libanesen Amin Maalouf "Leon l'Africain" bzw. dessen Blick auf das Leben eines zwischen verschiedenen Welten wandernden Mannes im 16. Jahrhundert ist der Historikerin Anlaß, darüber nachzudenken, wie das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen angemessener beschrieben werden kann als in den üblichen hierarchischen Entgegensetzungen von Vorherrschaft und Widerstand, Assimilation und Autonomie. Der Vortrag ist in englischer Sprache, die anschließende Diskussion moderiert Karin Hausen, Professorin für interdisziplinäre Frauenforschung an der TU Berlin. Wir laden Sie herzlich zu diesem Vortrag ein.
Am Freitag, dem 30. Oktober 1998 veranstaltet das Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung einen Workshop "Women between the Worlds: Gendered Cultural Mixture" mit Natalie Z. Davis und der Literaturwissenschaftlerin Barbara Hahn (Princeton University). Dort wird Natalie Z. Davis über eine Sklavin und Mulattin aus Surinam im späten 18. Jahrhundert sprechen, die einen niederländischen Kolonialherrn heiratete. Barbara Hahn spricht über die Freundin der bekannten jüdischen Salongastgeberin Rahel Levin Varnhagen und Mätresse des Preußenprinzen Louis Ferdinand: Pauline Wiesel.
Barbara Hahn lehrt als Professorin am Department of Germanic Languages and Literatures der Princeton University. Sie arbeitet seit Jahren an einer kritischen Edition der Briefe von Rahel Levin Varnhagen. Als erster Band ist 1997 erstmals vollständig der Briefwechsel zwischen Rahel und ihrer Freundin Pauline Wiesel erschienen. Barbara Hahn hat neue Lesarten der Briefe als literarische Texte vorgeschlagen und zusammen mit Ursula Isselstein den Sammelband "Rahel Levin Varnhagen. Die Wiederentdeckung einer Schriftstellerin" herausgegeben. Weitere Veröffentlichungen: "Unter falschem Namen. Von der schwierigen Autorschaft der Frauen"; (Hg.) zusammen mit Jutta Dick: "Von einer Welt in die andere: Jüdinnen im 19. und 20. Jahrhundert"; (Hg.): "Frauen in den Kulturwissenschaften. Von Lou Andreas-Salomé bis Hannah Arendt" (München 1994).
Auch zu diesem Workshop laden wir Journalisten und Journalistinnen herzlich ein. Für andere Interessierte weisen wir darauf hin, daß eine Anmeldung im Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung unbedingt erforderlich ist.
Zeit: am Freitag, dem 30. Oktober 1998, von 9.30 - 17.00 Uhr
Ort: Technische Universität Berlin, Telefunken-Hochhaus,
Ernst-Reuter-Platz 7, Raum TEL 2003, 10587 Berlin
Auch wenn dies keine Veranstaltung der TU Berlin ist, möchten wir Sie der Vollständigkeit halber auf die dritte Veranstaltung von Natalie Z. Davis hinweisen. Am Mittwoch, dem 28. Oktober 1998 um 20.00 Uhr stellt der Wagenbach-Verlag in ihrem Beisein in der Jüdischen Volkshochschule, Fasanenstr. 79/80, 10623 Berlin ihr neues Buch "Lebensgänge" vor. Das neue Buch von Natalie Z. Davis handelt von Lebensgängen und ihren Kosten; es besteht aus vier umfangreichen Essays zu den Themen "Religion und Kapitalismus", "Ruhm und Geheimnis", "Wiederholter Betrug" und im letzten Text berichtet die Autorin über sich selbst.
Bitte leiten Sie diese Informationen auch an Ihre Kultur-/Feuilletonredaktion weiter.