[TU Berlin] Medieninformation Nr. 232 - 27. Oktober 1998
[TU Berlin] [Pressestelle] [Medieninformationen] [<<] [>>]

Internationales Symposion "Architektur und Exil"

Die deutschsprachige Emigration und die Transformation der Moderne 1933-1945

TU Berlin, 30. 10. - 2. 11. 1998 (Architekturflachbau Raum A 053), Straße des 17. Juni 150/152.

Erstmals wird auf internationaler Ebene über die Wechselwirkung von Architektur und Exil nachgedacht. Nach ausführlichen Forschungen im Bereich der Literaturwissenschaft, Publizistik und Wissenschaftsgeschichte und ansatzweise auch der Bildenden Kunst, bildet die Architektur ein letztes wichtiges unbearbeitetes Feld. Über die Fragen einer Professionsgeschichte hinaus steht die Debatte um die Transformation der Moderne am Beginn der dreißiger Jahre im Vordergrund: Ist das Exil als Katalysator dieser Transformation zu begreifen?

Vor diesem Hintergrund soll das Symposion einen grundlegenden Beitrag zur Erforschung der Architektur der dreißiger und vierziger Jahre leisten. Im Anschluß an die Exilforschung steht die Frage im Raum, inwieweit das Exil ein entscheidender Faktor für die Verbreitung, Rezeption und Transformation der Moderne war. Anhand einzelner Themenfelder und Biographien werden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus zehn Ländern ein gemeinsames Diskussionsforum bilden, das ein Schritt zu einer vergleichenden Architekturgeschichte der Moderne sein wird.

Damit wird der Blick geweitet für Prozesse, die sich außerhalb der von den USA und Zentraleuropa vorgegebenen Rezeptionsmuster der Nachkriegsdebatte abgespielt haben. Regionalismus und Mediterranismus werden als der Moderne innewohnenden Fragestellungen aufgeworfen, so daß von einem engen Begriff der klassischen Moderne Abschied genommen werden muß. "Architektur und Exil" sieht sich als Teil der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, nicht nur als Ausläufer einer spezifischen modernen Bewegung.

Berlin ist für diese Fragestellung ein ausgezeichneter Ort. Die meisten der Architekten und Architektinnen, die 1933 und danach emigrierten oder dezidiert ins Exil gingen, waren Mitglieder des Bundes Deutscher Architekten (BDA), viele von ihnen Absolventen der TH Berlin, der Vorgängerinstitution der TU Berlin. In Berlin über Exil zu reden, bedeutet auch die Geschichte der eigenen Institutionen im Auge zu haben., die verschiedenen Schritte von Anpassung, Gleichschaltung bis bin zu Ausgrenzung und Widerstand.

Vier Sektionen behandeln Kritik und Selbstkritik der Moderne um 1930 mit Ländern wie die Sowjetunion und Italien als Projektionsfläche der Moderne; den Versuch, verschiedene Grundkonstanten des Exils herauszuarbeiten: sozialer Status, kultureller Transfer, Missionsgedanken, Konfrontation mit dem Gastland; die Reaktion auf die Immigration in den einzelnen Ländern von Mexiko und Argentinien bis nach Palästina und Großbritannien, um mit der Frage nach einer spezifischen Theoriebildung der Moderne im Exil zu enden, wobei die Rolle von Kunsthistorikern und theoretikern von Interesse sein wird.

Das Symposion, in Zusammenarbeit mit dem BDA und der Unterstützung des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin organisiert, wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gesponsert und vom Verein der Freunde sowie dem Institut für Internationale Beziehungen der TU Berlin zusätzlich finanziell unterstützt.

Darüber hinaus möchten wir Sie nochmals auf die Pressekonferenz hinweisen, die im Vorfeld des Symposions stattfindet.

Pressekonferenz:

Zeit: am Freitag, dem 30. Oktober 1998, 10.30 Uhr
Ort: TU Berlin, Architekturgebäude, Raum A 101, Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin

An der Pressekonferenz werden teilnehmen:


Weitere Informationen erteilen Ihnen PD Dr. Bernd Nicolai oder Susanne Dussel, Fachgebiet Kunstwissenschaft der TU Berlin, Tel.: 030/314-22233, Fax: -23844, E-Mail: exilkong@tu-berlin.de