[TU Berlin] Medieninformation Nr. 180 - 10. September 1999
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Bilder, Gesten und Sprache - was uns Zeichensysteme erzählen

Einladung zum Pressegespräch an der TU Berlin / Erinnerung

Gleich zwei Kongresse über Semiotik, die Lehre von den Zeichen, führen Fachwelt und interessiertes Publikum im Oktober nach Dresden. Vom 3. bis zum 6. Oktober 1999 findet dort der 9. Internationale Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Semiotik (DGS) unter dem Motto "Maschinen und Geschichte” statt. Unmittelbar im Anschluß daran, vom 6. bis zum 11. Oktober 1999, hält die International Association for Semiotic Studies (IASS-AIS) ihren 7. Internationalen Kongreß ab und kommt damit zum ersten Mal nach Deutschland. Dieser Kongreß ist dem Thema "Zeichenprozesse in komplexen Systemen” gewidmet.Veranstaltungsort ist jeweils die Technische Universität Dresden. Das Programm der beiden Kongresse umfaßt rund 800 Vorträge.

Die Technische Universität Berlin ist bei beiden Kongressen durch die Arbeitsstelle für Semiotik vertreten: Prof. Dr. Roland Posner (Gründer der Arbeitsstelle und z. Zt. Präsident der IASS-AIS) und seine Mitarbeiter organisieren mehrere Sektionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

  1. Die Sektion "Komplexitätsbewältigung in Maschinensprachen und in Menschensprachen”, von Prof. Dr. Roland Posner und Prof. Dr. Bernd Mahr (TU-Institut für Kommunikations- und Softwaretechnik) gemeinsam organisiert, bietet sich als zentrales Forum an, auf dem alle Kern-probleme des Kongresses - komplexe Systeme, Maschinen, Zeichensysteme - diskutiert werden können. Aber auch Probleme, die in Alltagssituationen allgegenwärtig sind, sollen analysiert werden, etwa die Frage, ob verschiedene Kommunikationsmittel sich gegenseitig ergänzen und so der Komplexitätsbewältigung dienen können: Schrift und Bild, Geste und Sprache, etc.
  2. Im Mittelpunkt einer Sektion über die Sprache der Gesten steht das Verhältnis von Artefakten und Körperbewegungen (Organisation: Massimo Serenari, M.A.). Es soll diskutiert werden, wie Artefakte (Werkzeuge, Instrumente, Geräte) eine Gesellschaft und deren Alltagskultur prägen und wie aus dem Umgang mit Artefakten Gesten entstehen, die für Mitteilungen verwendet werden können. Die Untersuchung solcher Gesten erlaubt dann Rückschlüsse auf die Gesellschaftsform, in der sie zu Hause sind. Man denke z. B. an die Leierkastengeste, mit der man in der ehemaligen DDR (und heute noch) speziell auf die hohlen Reden der Politiker hingewiesen hat. Diese Sektion wird getragen von der Arbeitsgruppe "Berliner Lexikon der Alltagsgesten" (Posner, Krüger, Noll, Serenari). Dr. Reinhard Krüger wird auch in Dresden mit einem Vortrag zur Etymologie der Handy-Geste anwesend sein. Mitveranstalterin der Sektion ist Dr. Cornelia Müller (FU Berlin, Institut für Germanistik).
  3. Eine Sektion mit dem Titel "Technologische Artikulation und Artikulationstechniken in der Musik” (Organisation: Dr. Thomas Noll) widmet sich dem komplexen Zusammenhang zwischen musikalischem Schaffen und der Nutzung von Musiktechnologien (Instrumenten, Partituren, Algorithmen, Computern, etc.). Musikforscher, Musiker, Pädagogen und Musikinformatiker nähern sich diesem Gegenstand, indem sie einerseits Techniken des Komponierens und Musizierens in Fallbeispielen studieren und anderer-seits das Repräsentieren und Artikulieren musikalischer Strukturen aus systematischer Sicht behandeln.
  4. Eine spezielle Strömung der Semiotik (von Brentano bis Husserl), die die Zusammenführung zweier semiotischer Traditionen bewirkt hat, ist das Thema einer weiteren Sektion (Prof. Dr. Evelyn Dölling). Der erste "gegenstandbezogene” Ansatz stellt externe Zeichenträger, Signale, Wörter u. a. in den Mittelpunkt; der zweite "subjektbezogene” Ansatz beschäftigt sich hingegen mit internen Prozessen wie Glauben, Intendieren, Folgern. Es soll gezeigt werden, wie aus den beiden Ansätzen eine bessere Analyse von komplexen Systemen ermöglicht wird.
  5. Schließlich wird innerhalb einer Bildsemiotiksektion von Massimo Sernari ein Runder Tisch mit renommierten Künstlern (Buren, Fabro, Kounellis) organisiert. Der Kunstbetrieb und die Kunstproduktion als komplexes System stehen im Mittelpunkt der Diskussion, die anregen soll, nicht nur das klassische Verhältnis von Abbildung und Abgebildetem, sondern vielmehr das Netz der Wechselwirkungen von Produktion, Rezeption, Kunsttradition und Kanälen der Verbreitung und Präsentation von Kunstwerken zu erforschen. Dieses Treffen bringt erstmalig Künstler und Semiotiker zusammen, weil Vertreter einer Generation, die die letzten 30 Jahre der Kunstproduktion nachhaltig geprägt hat, sich bereit gefunden haben, die eigenen Themen und Sorgen mit aufmerksamen Beobachtern - den Theoretikern auf der Seite der Kunstrezeption - zu diskutieren.

Wir möchten Sie nochmals auf die Kongresse sowie das Pressegespräch, das im Vorfeld der Veranstaltungen in Berlin stattfinden wird, aufmerksam machen.

Zeit: am Donnerstag, dem 16. September 1999, 10.00 Uhr
Ort: Technische Universität Berlin, TU-Hochhaus (ehemaliges Telefunken Gebäude) Raum TEL 1612, Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin

Es werden teilnehmen:


Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Prof. Dr. Roland Posner, E-Mail: posner@kgw.tu-berlin.de; Massimo Serenari, Tel.: 030/314-21178, Fax: 030/31427638, E-Mail: serenari@cs.tu-berlin.de oder Barbara Wilhelm (Sekretariat vormittags), Tel.: 030/314-23115, Arbeitsstelle für Semiotik am Institut für Linguistik der TU Berlin;
IASS: http://vhf.msh-paris.fr/escom/AIS
Arbeitsstelle für Semiotik: http://www.tu-berlin.de/~afs/startd.htm
Congress website: http://www.tu-dresden.de/sulifg/semiotics